Im dritten Teil der BMW M Electrified-Serie gewährt die M GmbH weitere spannende Einblicke in die Entwicklung des ersten M High Performance Elektroautos. Dabei wird schnell klar: Bevor der kürzlich als Erlkönig erwischte BMW M3 (ZA0) auf die Straße kommt, ist eine Unmenge von Entwicklungsarbeit zu leisten – denn plötzlich werden bisher beinahe undenkbare Dinge ganz real. Das zeigt sich gleich zu Beginn, als M-Chef Frank van Meel ganz beiläufig über eine Leistung von über 1.000 PS spricht, die sich mit Hilfe der vier Elektromotoren offenbar locker darstellen ließe.
Während die ersten Versuche mit dem M High Performance Elektro-Antrieb in der Hülle des ersten BMW M2 (F87) gefahren wurden, ging es schon wenig später näher in Richtung Serie: Der bereits vor einiger Zeit enthüllte Prototyp auf Basis des BMW i4 trägt offenbar den Namen Nadine, denn dieser ist sowohl am M-Badge in der Niere als auch auf der Interieurleiste vor dem Beifahrer zu lesen. Genau wie beim M2 standen für die Entwickler zunächst Kontrollierbarkeit und Fahrbarkeit im Fokus, denn genau wie ein konventionell angetriebener M3 muss auch ein Elektro-M3 dem Fahrer unbedingtes Vertrauen vermitteln. Mit Blick auf die enorme Leistung lässt sich diese Arbeit unter der Überschrift “Controlling the Beast” perfekt zusammenfassen.
Neben Tests auf öffentlichen Straßen, in Miramas und im amerikanischen Death Valley zieht es die Tester auch immer wieder ins BMW Testzentrum Arjeplog. Auf den gefrorenen Seen Lapplands mit ihren vereisten Oberflächen und extrem niedrigem Reibwert macht sich jede Veränderung der Kraftverteilung sofort bemerkbar, denn auf dem rutschigen Untergrund schlägt das enorme Drehmoment der Elektromotoren voll durch. So lassen sich Regelsysteme wie DSC und MDM nicht nur unter Last optimal abstimmen, auch auf der Bremse erfordert das Spiel mit Rekuperation der E-Motoren und mechanischer Bremse eine Menge Feinarbeit.
Statt einer Vielzahl von miteinander kommunizierenden Steuergeräten für Motor, Bremse, Lenkung und dergleichen setzt die Neue Klasse von BMW auf ein zentrales Steuergerät, das als Gehirn alle Aufgaben gebündelt übernimmt. Der große Vorteil dabei ist die Geschwindigkeit, denn in einem klassischen Setup mit mehreren Steuergeräten ist nie auszuschließen, dass beispielsweise Motor, Bremse und DSC in gewissen Situationen gegeneinander arbeiten und sich so gegenseitig von einem optimalen Resultat abhalten.
Der Entfall solcher Zielkonflikte ist aus Sicht der Entwickler einer der wesentlichen Schlüssel dafür, dass die Neue Klasse die fahrdynamische Überlegenheit vieler BMW nahtlos aus der Verbrenner-Ära ins Elektro-Zeitalter überführt. Noch wichtiger als bei Volumen-Modellen wie dem kommenden BMW i3 (NA0) ist das natürlich im Fall des ersten elektrischen BMW M3, der sich an eine extrem anspruchsvolle und fahrdynamisch durchaus verwöhnte Zielgruppe richtet.