Im Premium-Segment darf sich BMW über einen ausgesprochen hohen Elektro-Anteil und auch wesentlich höhere Verkaufszahlen als die Konkurrenten von Audi und Mercedes freuen, aber das Ende der Fahnenstange sehen die Verantwortlichen noch lange nicht erreicht. Im Gegenteil: Im Münchner Merkur spricht Produktions-Vorstand Dr. Milan Nedeljkovic darüber, wie man noch mehr Kunden für ein Elektroauto begeistern könne. Der Manager denkt dabei nicht an Kaufprämien oder andere finanzielle Vergünstigungen, sondern an objektiv im Alltag erlebbare Vorzüge wie etwa eine nur für Elektroautos freigegebene Fahrspur auf der Autobahn.
Der Vorschlag ist ohne Frage kontrovers, schließlich würde er die überragende Mehrheit der aktuellen Fahrzeugflotte auf deutschen Straßen benachteiligen und dürfte somit kaum auf breite Zustimmung stoßen. Hinzu kommen ganz praktische Schwierigkeiten: Da zweispurige Autobahnen für ein solches Unterfangen kaum in Frage kommen, stellt sich die Frage nach einer geeigneten Spur: Zumindest in Abschnitten ohne Tempolimit ist die linke Spur heute fest in der Hand der Verbrenner-Fahrer, die meist schneller unterwegs sind als die auf ihre Rest-Reichweite achtenden BEV-Fahrer. Würde man E-Autos die mittlere Spur zusprechen, würden sich auf der linken Spur zwangsläufig auch alle “langsamen” Verbrenner einsortieren – einfach oder ohne Widerstand umsetzen ließe sich die Idee also kaum.
Neben der Elektro-Fahrspur äußert Nedeljkovic aber auch andere Ideen, die BEV-Fahrer bevorzugen würden: “Privilegierter Zugang zu Innenstädten” oder “kostenlose Parkmöglichkeiten” in den Städten wären ebenfalls denkbar und könnten mehr Menschen dazu bewegen, bei ihrem nächsten Autokauf zu einem Elektroauto zu greifen.
Der Hintergrund von Nedeljkovics Überlegungen ist die Frage, wie man das von der EU beschlossene und auch von BMW-Chef Oliver Zipse kritisierte Verbrenner-Aus 2035 (für Neuwagen) schaffen könne. Das Ziel sei schließlich nur dann erreichbar, wenn die Menschen von den Vorteilen der Elektromobilität überzeugt werden können. Hierfür seien auch in Deutschland mehr Anreize als bisher erforderlich.
Anderenfalls könnte es durchaus dazu kommen, dass sich viele Menschen im Jahr 2035 einen der letzten Verbrenner sichern und diesen dann möglichst lange fahren werden – womit das eigentliche Ziel eines lokal emissionsfreien Verkehrs und einer Abkehr von fossilen Brennstoffen konterkariert werden würde.