Weil die Soft-Close-Automatik eines BMW X5 alles andere als soft gearbeitet hat, müssen die Münchner in den USA nun fast zwei Millionen Dollar Strafe zahlen: Laut einem Bericht der New York Post wurde Godwin Boateng nach einem mehrjährigen Prozess von einer Jury ein Schmerzensgeld in Höhe von 1,9 Millionen US-Dollar zugesprochen. Der Amerikaner hatte seine Hand 2016 bei annähernd geschlossener Tür im Bereich der B-Säule abgelegt und nicht damit gerechnet, dass sein BMW X5 die Tür automatisch zuziehen würde. Trotz schneller Versorgung im Krankenhaus war die abgetrennte und zerquetschte Fingerspitze nicht zu retten, Boateng muss seit dem Unfall mit einem verkürzten rechten Daumen leben.
BMW USA besteht laut New York Post darauf, dass es sich nicht um eine Fehlfunktion handelt und der Kunde vom Verhalten seines Fahrzeugs hätte wissen müssen. Vorwürfe, dass es sich um ein unsicheres Design handelt, wurden vom Gericht auch in diesem Fall nicht bestätigt. Der Fall aus New York ist allerdings nicht das erste Mal, dass die Soft-Close-Automatik in der Kritik steht: Laut New York Post wären BMW schon im Jahr 2016 mindestens 44 Fälle von Verletzungen durch die Soft Close-Automatik bekannt gewesen, auch in Deutschland gab es bereits entsprechende Fälle.
Während automatisch arbeitende Fensterheber oder Heckklappen bei BMW seit Jahrzehnten ganz selbstverständlich über einen Einklemmschutz verfügen und im Fall eines zu großen Widerstands automatisch stoppen, verzichtet die Soft-Close-Automatik für die letzten Zentimeter auf eine solche Schutzfunktion. Bei der angedachten Nutzung, nämlich einem sanften manuellen Schließen der Tür und einem beinahe lautlosen Zuziehen durch die Elektromotoren, ist ein solcher Schutz auch gut entbehrlich – aber in Situationen, in denen die Tür eher beiläufig leicht herangedrückt wird oder wenn nicht mit dem System vertraute Personen das Fahrzeug nutzen, kann der fehlende Einklemmschutz offenbar durchaus gefährlich werden.
Der 68-jährige Betroffene hat die einschneidende Verletzung übrigens bis heute nicht als Grund für einen Fahrzeugwechsel gesehen: Godwin Boateng ist weiterhin in seinem einst 70.000 Dollar teuren BMW X5 unterwegs, dessen Zuzieh-Automatik ihm nun rund 1,9 Millionen Dollar eingebracht hat.
Das letzte Wort in dem Fall könnte allerdings auch acht Jahre nach dem Unglück noch nicht gesprochen sein: Laut New York Post ist nicht ausgeschlossen, dass BMW in Berufung geht und versucht, die zu zahlende Summe zu reduzieren. Laut dem zitierten Anwalt des Autobauers, Phil Dilanni, sieht BMW im Gegensatz zur Jury kein eigenes Verschulden an der Verletzung.