Auch im dritten großen 24-Stunden-Rennen Mitteleuropas konnte BMW Motorsport mit dem M4 GT3 eine starke Performance zeigen, doch wie schon am Nürburgring und in Le Mans reichte es auch in Spa-Francorchamps nicht für den ganz großen Triumph. Und dennoch: Ein weiteres Podium beweist, dass der BMW M4 GT3 zu den absoluten Top-Fahrzeugen seiner Klasse zählt. Genau wie in der Grünen Hölle und an der Sarthe konnte er auch in den Ardennen zahlreiche Führungs-Kilometer sammeln und ein weiteres Mal zeigen, wieso er bei jedem GT3-Rennen zum Favoriten-Kreis zählt.
Bestplatzierter BMW war nach 24 Stunden der M4 GT3 des Teams WRT mit der Startnummer 32: Sheldon van der Linde, Dries Vanthoor und Charles Weerts fuhren auf den dritten Platz der Gesamtwertung. Eine starke Performance zeigte auch der von ROWE Racing eingesetzte BMW M4 GT3 mit der Startnummer 998, den Augusto Farfus, Dan Harper und Max Hesse auf dem sechsten Rang ins Ziel brachten. Hier wäre sogar ein noch deutlich besseres Ergebnis möglich gewesen, wenn nicht ein schleichender Plattfuß für einen Boxenstopp 64 Minuten vor Schluss gesorgt hätte – genau eine Minute zu früh, um das Rennen ohne weiteren Splash & Dash kurz vor Schluss durchfahren zu dürfen. Der von Valentino Rossi, Raffaele Marciello und Maxime Martin pilotierte BMW #46 fuhr zwar lange Zeit in der Spitzengruppe mit, musste sich aber nach einem Unfall mit dem 24. Rang zufriedengeben.
Den Sieg feierte am Ende der Aston Martin mit der Startnummer 007, der dabei von einem absurden Zwischenfall profitierte: Der Ferrari mit der Startnummer 51 hatte unfassbares Pech, denn er verlor weniger als 50 Minuten vor Ende des Rennens völlig unverschuldet eine knappe Minute und damit auch den Sieg. Ein vor ihm fahrender, längst überrundeter Lamborghini war in der engen Boxengassen-Zufahrt liegengeblieben und blockierte die Boxeneinfahrt des Ferrari – ein Zwischenfall, der nicht nur das Team AF Corse sprachlos zurückließ.
Auch bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps 2024 spielte das Wetter weit mehr als nur eine Nebenrolle, starker Regen und Gewitter in der Nacht machten die Dunkelheit noch anspruchsvoller. Natürlich trug das Wetter seinen Zeil dazu bei, dass das Rennen von zahlreichen Safety Car- und Full Course Yellow-Phasen unterbrochen und immer wieder neutralisiert werden musste.
Unglücklich verlief das Rennen für die Vorjahres-Sieger im BMW M4 GT3 mit der Startnummer 98: Philipp Eng, Marco Wittmann und Nick Yelloly mussten ihr Fahrzeug nach rund 3 Stunden mit technischen Problemen in die Box steuern, offenbar sorgte eine Beschädigung am Kühlsystem für einen langwierigen Reparaturstopp und nahm die #98 faktisch aus dem Rennen.
Die Stimmen der Fahrer & Verantwortlichen:
Andreas Roos (Leiter BMW M Motorsport): „Man kann das Wochenende als eine Achterbahnfahrt zusammenfassen. Das Qualifying ist für uns nicht ideal gelaufen, und mit dieser Hypothek sind wir ins Rennen gegangen. Wir konnten uns dann aber mit einer sehr guten Performance der Teams und Fahrer bis an die Spitze vorarbeiten und hatten teilweise drei Fahrzeuge in Führung. Unter den sehr schwierigen Bedingungen im Rennen haben die Teams oft die richtigen Entscheidungen getroffen, die Fahrer haben die Autos nahezu fehlerlos auf der Strecke gehalten. Das war der Grundstein, damit wir um ein gutes Ergebnis mitfahren konnten. Es war schade für die #46, die einen Unfall verursachte, der eine Reparatur und eine Strafe zur Folge hatte. Auch sie waren sehr gut unterwegs. Am Ende hat es nicht für ganz oben gereicht. Aber nach dem Sieg im vergangenen Jahr nun wieder auf dem Podest zu stehen, ist super für uns. ROWE Racing musste unglücklicherweise wegen eines Reifenschadens früher zum letzten geplanten Boxenstopp kommen. Daher war die Stint-Zeit laut Reglement zu lang, und das Auto musste am Ende nochmal zum kurzen Stopp reinkommen. Dadurch haben sie einen sehr guten zweiten Platz verloren. So ist das leider. Dennoch freuen wir uns für die #32, die mit Rang drei erneut ein gutes Ergebnis eingefahren hat. Ich bedanke mich bei allen Fahrern, Teams und BMW M Motorsport Teammitgliedern für ihren Einsatz in dieser extrem intensiven Zeit mit drei 24-Stunden-Rennen in fünf Wochen, bei denen wir jeweils den Sprung aufs Podium geschafft haben.“
Vincent Vosse (Teamchef BMW M Team WRT): „Allein ein 24-Stunden-Rennen zu beenden, ist immer etwas Besonderes. Wie wir alle für dieses Podium gekämpft haben, war eine unglaubliche Arbeit von den Mechanikern, den Ingenieuren und den Fahrern. Sie haben einen brillanten Job absolviert. Wie alle hatten auch wir bessere und schlechtere Zeiten im Rennverlauf. Aber am Ende auf dem Podest zu stehen, ist ein spezielles Gefühl.“
Hans-Peter Naundorf (Teamchef ROWE Racing): „Dieses Rennen war eine unfassbare emotionale Achterbahnfahrt, die dem Team und den Fahrern alles abverlangt hat. Wir haben eine große Show geboten und gezeigt, dass wir leistungsfähig sind, auch wenn wir am Ende dafür nicht belohnt wurden. Glückwunsch an das BMW M Team WRT zum Podestplatz bei ihrem Heimspiel. Alle BMW Fahrzeuge haben einen bravourösen Job gemacht und die Marke würdig vertreten. Zeitweise lagen drei BMW in den Top-4 dieses außergewöhnlichen Rennens. Für uns war es sehr bitter, wegen eines schleichenden Plattfußes, der genau eine Runde zu früh passiert ist, am Ende ein hart erkämpftes, scheinbar greifbares und verdientes Podium noch zu verlieren. Nach dem frühen Ausfall unserer Titelverteidiger im #98 BMW M4 GT3 wegen eines technischen Defektes, dessen Entstehung wir noch genauer untersuchen müssen, und zwei Rückschlägen für das Schwesterauto hat sich die Crew des #998 BMW M4 GT3 in der Nacht und den frühen Morgenstunden bei teilweise widrigsten Wetterbedingungen beeindruckend wieder nach vorn gekämpft. Unser Team war eine fantastische Einheit und hat super funktioniert, sonst wäre eine solche Leistung nicht realisierbar gewesen. Darauf können wir stolz sein und versuchen, trotz der ersten großen Enttäuschung die positiven Dinge mitzunehmen, um beim nächsten Mal wieder unser Bestes zu geben.“
Dries Vanthoor (#32 BMW M4 GT3, BMW M Team WRT, 3. Platz): „Es war ein hartes Rennen für uns. Wir waren nicht die Schnellsten, aber wir sind ein sauberes Rennen gefahren und haben wenige Fehler begangen. Wir können sehr froh darüber sein. Leider hatte die #998 den Plattfuß, wodurch wir erst in den Kampf um das Podest zurückkamen. Am Ende habe ich alles gegeben. Mehr war nicht drin. Ich bin froh, auf dem Podium zu stehen – gerade nach dem harten Monat mit den Rennen am Nürburgring und in Le Mans: Es ist ein wohlverdienter dritter Platz für unser Team.“
Sheldon van der Linde (#32 BMW M4 GT3, BMW M Team WRT, 3. Platz): „Ich bin sehr glücklich über das unerwartete Podium am Ende. Wir sind in der letzten Stunde auf Rang vier und fünf unterwegs gewesen und haben nicht mehr erwartet, auf das Podest zu fahren. Leider hatte das ROWE Racing Auto am Ende ein kleines Problem, wodurch wir auf das Podium gerutscht sind. Aber wir sind ein sehr sauberes Rennen gefahren. Ich bin sehr glücklich, dass wir wieder in die Erfolgsspur zurückgekommen sind. Die vergangenen zwei Jahre waren für unser Auto sehr schwierig mit Ausfällen und einigen Problemen. Aber ich bin froh, dass wir das Podest eingefahren haben. Wir sind auf dem Leaderboard in der Meisterschaft dabei, was wichtig für den Rest des Jahres ist. Ich freue mich für das ganze Team, denn sie haben in den vergangenen beiden Jahren sehr hart gearbeitet. Sie verdienen das.“
Charles Weerts (#32 BMW M4 GT3, BMW M Team WRT, 3. Platz): „Es war ein sehr spezielles und schwieriges Wochenende für uns. In Sachen Performance hatten wir ein bisschen Probleme im Vergleich zu den anderen Herstellern. Aber wir haben zusammen mit dem Team und BMW M Motorsport sehr hart daran gearbeitet, das Paket, das wir hatten, zu optimieren. Wir sind ein nahezu perfektes Rennen gefahren. Es war sehr schwer, hier auf das Podium zu kommen, aber wir haben es geschafft, und ich bin sehr glücklich darüber. Es tut mir leid für die #998. Sie sind ein großartiges Rennen gefahren und hätten ein Podium ebenfalls verdient gehabt.“
Augusto Farfus (#998 BMW M4 GT3, ROWE Racing, 6. Platz): „Das ist eine bittere Pille. Es war ein schweres Rennen, aber wir haben es gut umgesetzt. Am Ende waren wir auf Podestkurs, haben aber 64 Minuten vor dem Ende einen Plattfuß erlitten. Wäre dieser eine Runde später gekommen, hätten wir es bis zum Ende geschafft. Wegen der Regularien mussten wir aber noch einmal an die Box fahren. Manchmal kann dieser Sport brutal sein.“
Valentino Rossi (#46 BMW M4 GT3, BMW M Team WRT, 24. Platz): „Es ist sehr schade, denn wir hatten eigentlich ein sehr gutes Rennen und waren in der Position, um ein Podium oder vielleicht sogar den Sieg zu kämpfen. Die Bedingungen waren extrem schwierig, und dennoch waren wir konkurrenzfähig. Das habe ich sehr genossen. Leider bin ich dann am Ende meines Stints in den Dreck gekommen und habe ein anderes Auto getroffen. Danach war unser Fahrzeug beschädigt und das Rennen im Prinzip vorbei. Das ist bitter für das gesamte Team und meine Fahrerkollegen. Aber so ist es nun einmal. Wir greifen beim nächsten Rennen wieder an.“
Philipp Eng (#98 BMW M4 GT3, ROWE Racing, Ausfall): „Leider ist es bei unserer Titelverteidigung nicht gut für uns gelaufen. In der Anfangsphase haben wir bei den Boxenstopps immer etwas Zeit verloren. Dann musste ich einem Unfall vor mir ins Kiesbett ausweichen. Es ging zunächst normal und ohne Anzeichen eines Problems weiter, aber wenige Runden später bekam ich einen Wasserdruck-Alarm. Wir haben festgestellt, dass wir einen Schaden am Kühlkreislauf hatten, der aber sicher nichts mit meinem Ausritt zu tun hatte. Was genau passiert ist, müssen wir noch klären. Alles in allem hätten wir uns natürlich eine schönere Rückkehr an den Ort unseres Sieges vor einem Jahr gewünscht.“
Jens Klingmann (#30 BMW M4 GT4, Team WRT, Ausfall): „Generell war es für alle ein schwieriges Wochenende mit den Bedingungen. Speziell in der Nacht mit einsetzendem Regen, teilweise starkem Regen und dann der abtrocknenden Strecke war es schwer, immer zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Reifen zu haben. Alles in allem haben wir einen guten Job gemacht. Wir sind ohne Kratzer durch die Nacht gekommen. Das war das große Ziel, um dann am Sonntag zu attackieren. Leider hatten wir dann ein technisches Problem, weshalb wir das Auto frühzeitig abstellen mussten. Aber von der Pace besonders im Regen waren wir super dabei, das macht Mut und Hoffnung für die anstehenden Rennen. Es ist schade, dass wir es für das Team nicht ins Ziel bringen konnten. Unser großes Ziel, auf das Bronze-Podium zu fahren, haben wir nicht erreicht, aber wir können trotzdem stolz sein. Wir sind bis zum Ausfall ein fast fehlerloses Rennen gefahren. Am Ende gehört manchmal ein Quäntchen Glück dazu, und das hat uns heute gefehlt.“
Connor De Phillippi (#991 BMW M4 GT3, Century Motorsport, 9. Platz Bronze-Klasse): „Ich liebe dieses Rennen. Es ist eines der großen 24-Stunden-Rennen, die man einfach fahren will. Es ist sehr schön, hierher zurückzukommen, zum ersten Mal mit BMW M Motorsport. Es war eine tolle Woche mit den Jungs, wir hatten eine Menge Spaß. Das Team musste gegen eine Menge Widrigkeiten ankämpfen. Allein das Auto rechtzeitig auf den Grid zu bekommen, war eine Hürde. Aber wir haben alle einen tollen Teamspirit behalten, alle haben unheimlich professionell gearbeitet. Es war natürlich nicht das Ergebnis, das wir wollten. Aber wir hatten eine gute Zeit, haben das Rennen nach technischen Problemen noch vor dem Start ohne weitere Schwierigkeiten beendet – und sind hoffentlich im nächsten Jahr zurück.“