In einer ausführlichen Studie befasst sich die Europäische Umweltagentur EEA mit den Emissionen von Neuwagen in der realen Welt. Wenig überraschend wird dabei festgestellt, dass der praxisnäher ermittelte Verbrauch auf der Straße, gemessen über die sogenannten Real Driving Emissions (RDE), die Laborwerte des WLTP-Verbrauchs in allen Fällen übertrifft. Neben allgemeinen Aussagen über alle Marken hinweg gibt es auch Zahlen zu den einzelnen Herstellern, die uns unter anderem einen Vergleich der Real Driving Emissions von BMW, Mercedes, Audi und anderen Autobauern erlauben.
Mit Ruhm bekleckert sich dabei keiner der drei deutschen Premium-Hersteller, alle liegen im RDE-Test sowohl bei Benziner- und Diesel- als auch bei Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen deutlich über den WLTP-Werten. Für die getesteten Benziner der BMW AG ergibt sich beispielsweise ein WLTP-Laborverbrauch von durchschnittlich 7,02 Liter auf 100 Kilometer, in realer Umgebung sind es aber laut EEA 8,9 Liter. Bei den Mercedes-Benzinern werden aus 8,46 Litern im Labor 10,5 Liter auf der Straße. Die Audi AG liegt mit einem RDE-basierten Schnitt von 8,5 Litern an der Spitze der Premiummarken, allerdings lässt sich in allen drei Fällen nicht sagen, welche Modelle konkret in die Daten eingeflossen sind und welche nicht.
Bei den Diesel-Modellen liegt das deutsche Trio eng beinander, Mercedes und BMW kommen auf 7,1 Liter und liegen damit knapp unter den 7,2 Liter von Audi. Allerdings entfernt sich BMW dabei etwas weiter vom WLTP-Versprechen als die direkten Rivalen, denn gemäß Laborwerten müssten die BMW-Modelle etwas weniger verbrauchen.
Vergleicht man die separat ausgewiesenen Sport-Ableger BMW M und Mercedes-AMG, werden die Differenzen zwischen WLTP und RDE noch wesentlich eklatanter: Gemäß WLTP liegen beide Marken mit Durchschnittswerten von 11,17 zu 12,74 Liter noch relativ dicht beieinander, doch in der RDE-Messung zeigen sich die AMG-Modelle erheblich durstiger. Mit 18,5 Liter liefert AMG den zweitschlechtesten Wert aller Autobauer und übertrumpft selbst Porsche und Ferrari deutlich. Der Praxis-Verbrauch der M-Modelle fällt mit durchschnittlich 14,8 Liter wesentlich geringer aus.
Die größten Differenzen zwischen Theorie und Praxis weisen erwartungsgemäß die Plug-in-Hybride auf: Bei BMW kommen sie laut WLTP auf einen Verbrauch von 1,65 Liter, in der RDE-Messung sind es hingegen 6,7 Liter auf 100 Kilometer. Bei Audi werden aus 1,63 sogar 6,9 Liter, während Mercedes etwas näher an den WLTP-Angaben bleibt: Statt 1,49 Liter gemäß WLTP zeigt die RDE-Messung 5,8 Liter auf 100 Kilometer.
Alle Angaben basieren auf den Daten des Reports 2022, der die Neuwagen des Jahrgangs 2021 auswertet – die jüngsten Neuheiten sind folglich ebensowenig berücksichtigt wie früher auf den Markt gekommene Modelle. Ein weiteres Problem: Bei vielen Herstellern liegen nur zu einem relativ kleinen Teil der neuen Modelle entsprechende Zahlen vor oder diese wurden nur auf relativ kurzen Distanzen von unter 500 Kilometern ermittelt, weshalb sie nicht in den Report einfließen konnten. Für folgende Jahrgänge soll die Datenlage erheblich verbessert werden. Keine Rolle spielt auch der Anteil von Elektroautos, da hier naturgemäß keine RDE-Messungen stattfinden.