MINI Countryman SE: Freude am Fahren mit britischem Akzent

Fahrberichte, MINI | 6.03.2024 von 1

Der neue Countryman (U25) ist nicht nur der erste in Deutschland gebaute MINI, er ist auch das erste Elektro-SUV der Marke. Für unseren ersten Fahrbericht …

Der neue Countryman (U25) ist nicht nur der erste in Deutschland gebaute MINI, er ist auch das erste Elektro-SUV der Marke. Für unseren ersten Fahrbericht mit der elektrischen Version durften wir gleich das Topmodell MINI Countryman SE antesten, das mit 313 PS und 494 Newtonmeter Drehmoment auf Augenhöhe mit dem sportlichen Benziner John Cooper Works spielt. Trotz ähnlicher Leistungswerte verfügen beide Fahrzeuge über einen völlig unterschiedlichen Charakter: Während das JCW-Modell vom Verbrenner und dessen Akustik lebt, läuft im elektrischen Countryman S E ALL4 alles etwas ruhiger und unaufgeregter, aber keinen Millimeter weniger stylish ab.

Ganz im Gegenteil: Zum erfrischenden Charakter des MINI Countryman, der sein Anderssein gerade im Innenraum zelebriert, passt der junge und noch immer etwas weniger konventionelle Elektroantrieb ausgezeichnet. Das gilt nicht nur im Vergleich zu den übrigen Countryman mit Verbrenner an Bord, sondern auch zum prinzipiell mit dem gleichen Technik-Paket antretenden BMW iX1 U(11) – anders als der Bayer hat der sympathische Brite gar nicht den Anspruch, jeden potenziellen Käufer mit nüchternen Fakten zu überzeugen. Stattdessen setzt er auf viel Emotion und frischen Wind und hat kein Problem damit, wenn er mit seinem etwas verspielteren Ansatz nicht jedem gefällt. "

Für all jene, die nach etwas Abwechslung im grauen Alltag suchen, bietet der neue MINI Countryman SE eine ganze Reihe von Farbtupfern. Unser Testwagen kombiniert seine Lackierung in Slate Blue mit den dezent golden schimmernden Details in Vibrant Silver, die zum hochwertigen Look des Favoured Trim beitragen. Wer den U25 verstehen will, kann sich allerdings nicht auf das Exterieur beschränken: Noch wichtiger als die Evolution und Vergrößerung des typischen MINI-Looks ins 4,45-Meter-Format sind der Innenraum und das völlig neu gestaltete Cockpit.

Nachdem Oberflächen-Qualitat und Materialien nicht immer die große Stärke von MINI waren, zeigt der neue MINI Countryman nun viel Liebe zum Detail. Zwar gibt es gerade im unteren Bereich noch immer weniger schöne Ecken, aber die für den Alltag relevanten Oberflächen sehen nicht nur gut aus, sondern fühlen sich auch so an: Die genutzten Textilien sind ebenso nachhaltig wie haptisch interessant.

Dennoch stehen die Materialien klar im Schatten eines anderen Interieur-Details, denn so treffend wie hier konnte man noch nie behaupten, dass sich alles um das Infotainment-Display dreht: Der 24 Zentimeter messende OLED-Screen ist nicht nur kreisrund, sondern auch der absolute Dreh- und Angelpunkt für sämtliche Einstellungen und Anzeigen. Außerdem prägt er mit seiner Größe und seinen je nach Fahrmodus mehr oder weniger verspielten Anzeigen auch das Fahrerlebnis maßgeblich.

Für den Fahrspaß an Bord kommt auch dem kompakten Lenkrad und der direkten Lenk-Übersetzung eine wichtige Rolle zu, denn gemeinsam sorgen diese beiden Faktoren für deutlich mehr gefühlte Agilität: Der Countryman SE reagiert ausgesprochen willig auf Lenkbewegungen und gehorcht dem Fahrerwunsch aufs Wort. Dabei helfen der tiefe Schwerpunkt und die perfekt ausgeglichene Gewichtsverteilung, die auch zur Neutralität bis in den Grenzbereich beitragen.

Nur wenn man es mit der Kurveneingangsgeschwindigkeit wirklich übertreibt, bringt man den Elektro-MINI ins Untersteuern. Viel wahrscheinlicher und häufiger erlebbar ist, dass der Countryman auf zackiges Einlenken mit einem kleinen Heckschwenk reagiert und so an die Grenzen der Physik erinnert. Diese können durchaus kurz aus dem Blick geraten, wenn die beiden Motoren des Elektroantriebs ihre Kräfte bündeln und den U25 mit voller Kraft antreiben – die Zeit von 5,6 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 gibt nur ansatzweise wieder, wie schnell sich der Countryman SE bei Zwischensprints mit rollendem Start anfühlt.

Wo viel Licht ist, gibt es aber auch im Fall des neuen Countryman etwas Schatten: Ein wesentlicher Kritikpunkt im Vergleich zu BMW iX1 und iX2 ist das Head-up-Display, das beim Briten nur mit Hilfe einer kleinen Zusatzscheibe umgesetzt wurde. Dass der Kofferraum mit 1.450 Liter Volumen etwas kleiner als im iX1 ausfällt, dürften die meisten Kunden gut verschmerzen können.

Durchaus zum Reizthema kann sich hingegen die Reichweite entwickeln – zumindest für Kunden, die hin und wieder lange Strecken zügig absolvieren wollen. Mit 64,7kWh Netto-Kapazität speichert der Lithium-Ionen-Akku zwar genügend Energie für bis zu 432 Kilometer Reichweite gemäß WLTP, in der Praxis dürften die meisten Kunden aber schon nach rund 300 Kilometern Ausschau nach der nächsten Ladesäule halten.

Zum Glück hilft auch dabei das runde OLED-Display, auf dem das eng mit BMW iDrive 9 verwandte MINI Operating System 9 samt Navi und Lade-Infos ausgespielt wird. So gelingt es dem Countryman auch hier, mit viel Charme und witzigen Details über kleinere Schwächen hinwegzutäuschen. Wer sich auf solche Eigenheiten einlassen will und sich vielleicht auch selbst nicht immer ganz so ernst nimmt, sollte dem U25 auf jeden Fall eine Chance geben und sich bei einer Probefahrt ein eigenes Bild von der Freude am Fahren mit britischem Akzent machen.

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