Der Traum vom BMW Supersportler ist mindestens so alt wie das Produktionsende des BMW M1, denn so mancher Sportwagen-Fan wartet seit 1981 auf einen legitimen Nachfolger. Wie wenig zur Realisierung eines neuen BMW M1 fehlte, enthüllt das neue Buch BMW by Design von Steve Saxty: Der 2019 als Vision Car präsentierte BMW M Next wurde von den Designern in München hinter verschlossenen Türen weiterentwickelt, trug bereits den internen Code I16 und hätte es als i8-Nachfolger durchaus in Serie schaffen können – und zwar irgendwann 2021 oder 2022.
Für die Designer zählte es zu den größten Herausforderungen, dass ein neuer BMW M1 nicht wie ein McLaren, Ferrari oder Lamborghini, sondern eben wie ein BMW aussehen sollte. Schon bei der Premiere 2019 war den Designern bekannt, dass der nächste BMW M5 – also der 2024 startende G90 – einen Hybrid-Antriebsstrang tragen würde. An Bord des M1 war ein Hybrid-Antrieb rund um den Turbo-Vierzylinder B48 geplant, womit der Supersportler relativ nah am Dreizylinder-Konzept des BMW i8 geblieben wäre. Bei der Leistung wäre dennoch ein Sprung auf 400 kW oder 544 PS möglich gewesen, womit der Hybrid-M1 zwar keine neuen Maßstäbe hätte setzen können, aber sicher nicht unter Leistungsmangel gelitten hätte.
Wichtigster Grund für den Verzicht auf eine Sechszylinder-Option war die gewünschte Nähe zum ursprünglichen i8, dessen Carbon-Fahrgastzelle in angepasster Form weiterhin genutzt werden sollte. Vor allem mit Blick auf die Flügeltüren wurde allerdings auch darüber nachgedacht, eine neue Basis zu entwickeln: Gerade die Türen hätten doch immer an den i8 erinnert, obwohl der potenzielle M1-Nachfolger anders positioniert werden sollte.
Wie wir im Buch erfahren, war der BMW I16 ein Jahr nach dem Vision M Next praktisch fertig entwickelt. Gescheitert ist der Traum vom neuen Supersportler schließlich an zwei Themen: Einerseits ging der Trend im Sportwagen-Markt immer stärker in Richtung Power-SUV, sodass auch bei BMW der Idee eines XM höhere Priorität eingeräumt wurde. Andererseits sorgte die Corona-Pandemie dafür, dass sich niemand mehr Prognosen bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung in den nächsten Jahren zutraute.
So kam es, dass Entwicklungschef Klaus Fröhlich das Projekt BMW I16 beenden und dem BMW XM (G09) den Vorzug geben musste. Letzterer profitierte dabei auch davon, dass er den Antriebsstrang des nächsten M5 – samt V8-Biturbo als Verbrenner – tragen und damit zumindest teilweise zu dessen Entwicklungs-Budget hinzugerechnet werden konnte.