Allem öffentlichen Druck zum Trotz sieht BMW-Chef Oliver Zipse weiterhin keine Veranlassung, den Verbrennern seiner Marke eine letzte Frist zu setzen. Eine Festlegung auf ein konkretes Datum für den endgültigen Abschied von Benzin- und Diesel-Motoren hält der Vorstandsvorsitzende der BMW AG nicht nur für unnötig, sondern sogar für einen Fehler: Trotz großer Zuwächse bei den Elektroautos wird die Mehrheit der BMW-Automobile auch in den nächsten Jahren mit Verbrenner vom Band rollen und er sehe keine Veranlassung, diese aktuellen Produkte jetzt schlecht zu reden.
Wie die FAZ weiter berichtet, hält der BMW-Chef das Festhalten am Verbrenner und damit das “zweispurige Fahren” für absolut sinnvoll und keinesfalls für das Ergebnis eines “Entscheidungsstaus”, wie ihn manch einer der BMW Group vorwirft. Zipse glaubt auch nicht, dass ein ausschließliches Angebot von Elektroautos immer zum politisch gewünschten Wechsel führen muss: Viele Kunden seien einfach noch nicht bereit für die Elektromobilität – wenn man diesen keine Verbrenner als Neuwagen mehr anbieten würde, würden sie wohl eher ihre vorhandenen Autos länger fahren als auf ein Elektroauto zu wechseln.
Hierbei erinnert Oliver Zipse noch an eine weitere Tatsache, nämlich das regelmäßige Unterschätzen der Bedeutung der Bestandsflotte in der öffentlichen Debatte: Weltweit seien mehr als 1,2 Milliarden Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor im Einsatz, deren Emissionen auch bei einem ausschließlichen Angebot von Elektroautos nur langsam sinken werden. Deshalb sei es wichtig, auch über Themen wie E-Fuels und andere Optionen zur Reduzierung der Emissionen der Bestandsflotte nachzudenken, anstatt nur auf die Neuwagen-Flotte zu achten.
Unabhängig von diesen Überlegungen ist nicht von der Hand zu weisen, dass die BMW Group ihr Angebot konsequent für das kommende Elektro-Zeitalter anpasst und schon heute sehr erfolgreich Elektroautos verkauft – und das auch in größeren Stückzahlen als die direkten Wettbewerber Mercedes und Audi, obwohl diese längst ein Enddatum für ihre Verbrenner kommuniziert haben.
Denn auch wenn BMW den Anteil seiner Elektroautos schon vor dem Jahr 2030 auf über 50 Prozent gesteigert haben will, bleibt die Bedeutung der Benziner und Diesel in den nächsten Jahren groß. Und wenn Oliver Zipse Recht behält, dann gewinnt BMW mit den Käufern von Elektroautos wie der Neuen Klasse zu einem relevanten Teil ganz neue Kunden hinzu, während ein großer Teil der bisherigen (Stamm-)Kunden auch in den nächsten Jahren Fahrzeuge mit Verbrenner kaufen wird.
Was das in der Praxis bedeuten kann, zeigt die M GmbH schon heute: Die Garchinger steuern gerade auf ein neues Rekord-Jahr zu und werden erstmals über 200.000 Einheiten verkaufen, weil das Portfolio einerseits um attraktive Elektroautos erweitert wurde, andererseits aber auch weiterhin eine große Nachfrage nach den Verbrennern besteht.