In einem auch von BMW-Chef Oliver Zipse unterschriebenen Manifest richtet der europäische Autobauer-Verband ACEA politische Forderungen an die EU. Der Verband, in dem mit Ausnahme von Stellantis praktisch alle großen Automobilhersteller des Kontinents vertreten sind, erinnert dabei zunächst an seine enorme wirtschaftliche Bedeutung: Nicht weniger als 13 Millionen europäische Arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt an der Automobilproduktion, gemeinsam sorgen diese 13 Millionen Menschen für rund 7 Prozent des europäischen Brutto-Sozialprodukts und einen Außenhandels-Überschuss in Höhe von 100 Milliarden Euro.
Außerdem halten die Verantwortlichen von BMW, Mercedes, VW, Ford, Renault, Volvo, Jaguar, Land Rover, Ferrari und einigen anderen Unternehmen fest, dass sie die Bemühungen zur Reduzierung der vom Verkehrssektor verursachten CO2-Emissionen auf voller Linie unterstützen und die 2015 im Klimaabkommen von Paris definierten Ziele außerordentlich ernst nehmen: “Die Notwendigkeit zur Dekarbonisierung steht für uns nicht zur Debatte – die Zukunft unseres Planeten steht auf dem Spiel. Wir investieren Milliarden, um es zu schaffen – weit mehr als jede andere Branche.”
Die Herausforderungen, denen sich die Autobauer nach vielen Jahrzehnten Fokussierung auf Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor gegenüber sehen, sind gewaltig. Gerade auch für den Wettstreit mit Autobauern aus anderen Regionen – wobei China nicht explizit genannt wird, aber natürlich mit gemeint ist – formuliert der ACEA fünf “Empfehlungen” für die jeweils zuständigen EU-Institutionen.
Im Zentrum steht dabei die Forderung nach einem strategischen Blick auf die gesetzlichen Rahmenbedingungen: Anstatt immer mehr Regelungen anzuhäufen, benötigt die Industrie eine klare Strategie, die Planungssicherheit gibt und ausreichende Vorlaufzeiten vor der Inkraftsetzung weiterer Regelungen gewährt. Anderenfalls sei die globale Wettbewerbsfähigkeit der Branche gefährdet, was schließlich die Sicherheit der 13 Millionen Arbeitsplätze gefährden würde. Hierfür sprechen sich die Verantwortlichen der Unternehmen auch für technologieoffene Regelungen aus, die Innovationen fördern und nicht von vornherein auf einen einzigen Lösungsweg gemünzt sind.
Der ACEA folgt damit Äußerungen von BMW-Chef Zipse, der in der Vergangenheit mehrfach Offenheit für weitere Lösungen neben dem Elektroauto gefordert hat. Für die BMW Group zählt hierzu beispielsweise die Wasserstoff-Brennstoffzelle, die aktuell in der BMW iX5 Kleinserie erprobt wird – anders als viele andere Autobauer wollen die Münchner aber auch weiterhin kein Datum für ihren endgültigen Abschied vom Verbrennungsmotor benennen, weil man hierfür die tatsächliche Nachfrage-Entwicklung in allen Teilen der Welt abwarten will.