Nach vielen Jahren scheinbar ungebremsten Wachstums stehen in China 2023 auch für die BMW Group nicht mehr alle Ampeln auf Grün: BMW kann das Vorjahresniveau in dem Land, das sich innerhalb von kaum mehr als zwei Jahrzehnten von einer Randnotiz zum mit Abstand größten Einzelmarkt entwickelt hat, nach zuletzt bereits langsamerem Wachstum möglicherweise erstmals seit langem nicht übertreffen. Nach drei von vier Quartalen liegt der Absatz mit 210.659 Einheiten 1,8 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. Auch wenn mit einem starken vierten Quartal noch ein leichtes Plus möglich scheint, nähern sich die Zeiten immer neuer Rekorde möglicherweise ihrem Ende.
Ein ganz wesentlicher Hintergrund ist hierbei, dass die Chinesen mehr und mehr zu Elektroautos greifen und dabei auch immer öfter auf die Produkte der heimischen Autobauer berücksichtigen: Die Zeiten, in denen europäische Marken aus technischen Gründen oder aufgrund ihres Images klar bevorzugt waren, sind offenbar vorbei. Bereits vor Monaten führte dieser Trendwechsel dazu, dass BYD weltweit erstmals mehr Autos verkaufte als BMW, Mercedes und Audi – obwohl die BYD-Verkaufszahlen außerhalb Chinas derzeit noch kaum eine Rolle spielen.
Wenig überraschend sagte BMW-Chef Oliver Zipse zur Präsentation der Quartalszahlen Q3 2023, dass auch BMW seinen Elektro-Absatz in China seit Jahresbeginn mehr als verdreifacht habe. Damit wächst die Elektro-Nachfrage in China noch schneller als weltweit und dürfte insofern ein ganz wesentlicher Treiber dafür sein, dass die BMW Group ihre Elektroauto-Verkaufszahlen insgesamt um 92,6 Prozent steigern konnte. Weltweit liegt der BEV-Anteil im 3. Quartal bei 15,1 Prozent und summiert sich auf rund 94.000 Einheiten:
Trotz des leichten Rückgangs beim Gesamt-Absatz ist klar, dass das Gesamtniveau in China weiterhin extrem hoch ist: Selbst in Summe kommen der zweit- und drittgrößte Markt nicht auf die Verkaufszahlen von China allein. Zwar können Deutschland (68.569 Einheiten) und die USA (92.218 Einheiten ) im Gegensatz zu China für die ersten drei Quartale 2023 ein Wachstum melden, aber ihr Rückstand auf die 210.659 Einheiten des chinesischen Markts bleibt dennoch riesig.
Großen Anteil am Erfolg in China haben auch die nur dort angebotenen Langversionen verschiedener Baureihen, darunter der oben gezeigte Elektro-3er BMW i3 (G28 LCI). Wie extrem deren Auswirkungen auf den weltweiten Absatz sind, zeigt ein Blick in die Business-Klasse: Die weltweit meistverkaufte 5er-Variante der letzten Generation (G3x) haben die meisten Nicht-Chinesen noch nie mit eigenen Augen gesehen.
In seiner Rede zu den Quartalszahlen 2023 äußerte sich BMW-Chef Zipse auch zu anderen asiatischen Märkten und den dortigen Trends:
Vor einer Woche bin ich von einer Asienreise zurückgekehrt. Für mich hat der Besuch in Peking und im Anschluss auf der Japan Mobility Show in Tokio wieder einmal klar gezeigt:
Es gibt nicht die „One-Size-Fits-All-Lösung“ für die Mobilität von heute und morgen. Unsere Welt ist vielfältig. Deswegen brauchen wir unterschiedliche technologische Lösungen. Zum einen, um den verschiedenen Bedürfnissen der Kunden gerecht zu werden. Zum anderen um die hoch differenzierten regulatorischen Anforderungen in den Ländern weltweit erfüllen zu können.
China setzt zwar in erster Linie auf reine Elektrofahrzeuge aber auch Plug-in-Hybride und Wasserstoff-Brennstoffzellen-Autos spielen bei der Dekarbonisierung der Mobilität eine Rolle. So fahren beispielsweise schon zahlreiche Taxis in Peking mit Wasserstoff als Energieträger.
Dank des breiten Portfolios an Premiumfahrzeugen über alle Antriebsformen hinweg sind wir auch im dritten Quartal weltweit gewachsen.
Besonders in China stechen dabei die rein elektrischen Fahrzeuge hervor. Hier haben wir den Absatz in den ersten neun Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdreifacht.
In Japan ist die aktuelle Nachfrage nach E-Fahrzeugen noch eher verhalten. Der Fokus liegt auf Plug-in-Hybriden und Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Auf der Japan Mobility Show hat sich jedoch gezeigt: Gerade die japanischen Hersteller starten jetzt verstärkt mit vollelektrischen Angeboten.
Japan hat früh die Bedeutung von Wasserstoff erkannt. Dementsprechend gut kommt unser BMW iX5* Hydrogen an.
Mit einer weltweiten Pilotflotte machen wir unter anderem in Japan die BMW Wasserstofftechnologie direkt erlebbar.
Für einen globalen Premium-Hersteller wie die BMW Group ist und bleibt Technologieorientierung auf absehbare Zeit der richtige Weg zur Dekarbonisierung der Mobilität.