Das vor wenigen Tagen 50 Jahre alt gewordene BMW Werk Dingolfing hat eine Vielzahl von interessanten Geschichten produziert, aber zu den bemerkenswertesten zählt sicher die von Rudolf Liebl – denn er ist praktisch von Anfang an dabei und hat die enorme Entwicklung des Standorts immer direkt miterlebt. Im Alter von 15 Jahren begann er im Herbst 1973 im damals neuen Werk und absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Elektriker. Eigentlich wollte er zwar Koch werden, aber sein Vater überredete ihn mit Blick auf ausreichend verbleibende Zeit für die Landwirtschaft von der Elektriker-Ausbildung.
Auf die zweijährige Ausbildung zum Elektroanlagen-Installateur folgte eine weitere Ausbildung zum Energieanlagen-Elektroniker, bevor er 1977 seine Arbeit als Fachkraft beginnen konnte. Los ging es in der Instandhaltung im Rohbau, doch nach 15 Monaten musste die Arbeit für den Wehrdienst unterbrochen werden. Es sollte die letzte Unterbrechung seiner Zeit bei BMW bleiben: 1979 kehrte er zurück und arbeitete von nun an im Dingolfinger Presswerk, das mit haushohen Pressen und meterlangen Schaltschränken schon damals zu beeindrucken wusste.
Mit den Jahren wurde aus mechanisch und hydraulisch betriebenen Pressstraßen, die stets nach körperlichem Einsatz der Mitarbeiter verlangten, die heutigen Produktionsstraßen: Seit den 1980er-Jahren wurden immer mehr Roboter zu “Kollegen” der menschlichen Mitarbeiter und nahmen ihnen mehr und mehr anstrengende Aufgaben ab. Mit den digitalen Anlagen-Steuerungen hielten auch Programmiergeräte und Laptops Einzug in den Arbeitsalltag von Rudolf Liebl, der aber auch weiterhin mit Spannungsprüfer und Schraubendreher unterwegs ist.
Und auch wenn sich der Job im Lauf der Jahrzehnte ganz erheblich verändert hat: Die Instandhaltung der Elektronik zählt heute genau wie 1979 zu seinen Aufgaben. Wie kein anderer kann er nach 50 Jahren behaupten, fast an jedem der über 12 Millionen in Dingolfing gebauten BMW seinen Anteil gehabt zu haben. Und während das Werk noch viele Jahrzehnte und Millionen Autos vor sich haben dürfte, verabschiedet sich Rudolf Liebl Ende des Jahres in den wohlverdienten Ruhestand:
“Die 50 Jahre sind wie im Flug vergangen. Ich freu mich aber auch schon darauf, mehr Zeit mit meiner Frau und den Familien meiner drei Kinder zu verbringen. Als fünffacher Opa hat man immer viel zu tun.”