Für die meisten Nutzer eines gepanzerten BMW X5 mag das Design eine etwas untergeordnete Rolle spielen, denn im Fokus steht ganz klar die Sicherheit in Extrem-Situationen: Im Fall der Fälle soll das Fahrzeug seine Insassen vor bewaffneten Angriffen schützen und das Verlassen einer Gefahrenzone ermöglichen. Klar ist aber auch, dass niemand einen BMW X5 VR6 Protection kauft, um diese Fähigkeiten eines Tages wirklich auf die Probe zu stellen: In erster Linie handelt es sich um einen BMW X5 mit allen Stärken und Schwächen – wobei die Liste der Stärken um eine Panzerung ergänzt wurde, die im Ernstfall über Leben und Tod entscheiden kann.
Für die zweite Hälfte seines Lebenszyklus erhält deshalb nun auch der BMW X5 VR6 Protection ein Facelift, das seine bewährten Stärken um eine frische Optik, effizientere Antriebe und ein leistungsfähigeres Infotainment-System mit großem Curved Display ergänzt. Damit die Panzerung ihre Qualität möglichst niemals unter Beweis stellen muss, zählt Tarnung zu den wichtigsten Qualitäten des X5 Protection: Für alle zufälligen Betrachter soll die gepanzerte Variante nicht anders aussehen als jeder andere BMW X5 M60i (G05 LCI).
Anders als beim regulären X5 gibt es beim Antrieb des VR6 Protection keinerlei Wahlmöglichkeiten: Um dem zusätzlichen Gewicht zum Trotz immer souverän motorisiert sein zu können, ist der gepanzerte X5 immer mit einem V8-Biturbo unterwegs. Der S68 genannte V8-Biturbo des M60i leistet auch in diesem Fall die bekannten 530 PS, dank Unterboden-Splitterschutz und Tank mit auslaufhemmender Ummantelung bleibt der Achtzylinder aber auch in gefährlichen Situationen einsatzbereit.
Die Fahrleistungen leiden naturgemäß unter dem höheren Gewicht, der Sprint von 0 auf 100 dauert mit 5,9 Sekunden spürbar länger als beim regulären X5 M60i (zum Tacho-Video) und auch die Höchstgeschwindigkeit wird auf 210 statt 250 km/h begrenzt. Auch das serienmäßig verbaute Adaptive M Fahrwerk Professional mit aktiver Wankstabilisierung und Hinterachslenkung wird es nicht schaffen, das erheblich höhere Gewicht vollständig zu kaschieren.
Der Fokus der Panzerung liegt klar auf dem Innenraum, der für maximal vier Insassen konzipiert ist. Die Fahrgastzelle ist mit zahlreichen Stahlelementen verstärkt, hinzu kommt eine Sicherheitsverglasung. Gegen Aufpreis sind eine erweiterte Unterbodenpanzerung und eine verstärkte Dach-Panzerung – etwa gegen Angriffe mit Drohnen – erhältlich. Gemäß der Schutzklasse VR6 schützt der BMW X5 Protection seine Insassen vor einem Beschuss mit Waffen bis zum Kaliber 7,62 x 39 Millimeter, womit unter anderem die AK-47 einen Teil ihres Schreckens verliert. Wie ein X5 VR6 nach dem Beschusstest aussieht, konnten wir bereits 2019 zeigen.
Von den Besonderheiten des Innenraums veröffentlicht BMW wie üblich keine Fotos. Klar ist aber, dass unter der Abdeckung vor dem Wählhebel der Achtgang-Automatik ein zusätzliches Bedienpanel untergebracht ist, über das sich diverse Sonderfunktionen steuern lassen. Hierzu können eine Wechselsprechanlage zur Kommunikation mit Personenschützern außerhalb des Fahrzeugs, aber natürlich auch Sondersignale von LED-Frontblitzern in den Nieren über Heckblitzer bis hin zu einer Signalton-Anlage gehören. Welche Besonderheiten die Schutzfahrzeuge sonst noch im Repertoire haben, behalten die Verantwortlichen aus naheliegenden Gründen lieber für sich.
Wer noch mehr Schutz benötigt, sollte sich den neuen BMW 7er & i7 Protection (G73) ansehen: Er erfüllt sogar die Anforderungen der Widerstandsklasse VR9 und kann auf Wunsch bis zur Klasse VR10 aufgerüstet werden.