Noch vor wenigen Jahren war BYD ein aus europäischer Sicht beinahe exotischer Autobauer aus China, den hierzulande kaum jemand kannte. Wie sehr sich die Situation im Jahr 2023 verändert hat, zeigt ein Blick auf den weltweiten Absatz im ersten Halbjahr: Mit einer Steigerung um imposante 95 Prozent konnten die Chinesen ihren Vorjahresabsatz beinahe verdoppeln und kamen so auf einen weltweiten Absatz von 1.255.637 Einheiten – damit liegt BYD erstmals vor den deutschen Premium-Anbietern BMW, Mercedes und Audi. Die BMW Group, als stärkster Vertreter des deutschen Premium-Trios, konnte im gleichen Zeitraum “nur” 1.214.864 Einheiten an den Mann oder die Frau bringen.
Mit Blick auf die weiterhin enorm hohen Wachstumsraten liegt für Auto-Experten wie Ferdinand Dudenhöffer auf der Hand, dass die Chinesen ihren Vorsprung in den nächsten Monaten und Jahren weiter ausbauen werden. Dafür, dass BMW, Mercedes oder Audi eines Tages zurückschlagen und wieder an BYD vorbeiziehen könnten, spricht derzeit kaum etwas. Zwar stützt sich der BYD-Absatz derzeit primär auf den chinesischen Heimatmarkt, aber mit ihren aktuellen Elektroautos greift BYD längst auch in anderen Märkten ernsthaft an.
Noch wesentlich größer als beim Blick auf alle Antriebe fällt der Vorsprung von BYD bei den reinen Elektroautos aus: Allein im Juni verkaufte BYD 128.196 BEVs, während die Kernmarke BMW im gesamten ersten Halbjahr nur auf 133.927 Einheiten kommt – damit liegen die Münchner zwar klar vor direkten Konkurrenten wie Mercedes, aber noch viel klarer hinter den auf elektrifizierte Antriebe spezialisierten Chinesen. BYD kommt in den ersten sechs Monaten auf 616.810 Elektroautos, hinzu kommen 631.351 Plug-in-Hybride – Fahrzeuge ohne E-Motor bietet BYD seit einiger Zeit gar nicht mehr an.
Klar ist mit Blick auf die Positionierung von BYD, dass die Premium-Hersteller aus Deutschland kaum als direkte Konkurrenten bezeichnet werden können: Die eigentliche Konkurrenz ist viel eher Volkswagen als BMW oder Mercedes. Doch auch in dieser Hinsicht ist BYD dabei, alte Gewissheiten einzureißen: Nachdem VW seit den 80er-Jahren immer Marktführer in China war, hat BYD die Wolfsburger Anfang 2023 erstmals überholt. Auch in diesem Punkt rechnet kaum jemand ernsthaft damit, dass Volkswagen die Rückkehr an die Spitze gelingen wird – und für BYD ist klar, dass der riesige Heimatmarkt nur der erste Schritt auf dem Weg zu einem weltweiten Siegeszug sein soll.
(Fotos: BYD)