Dass der erste BMW M5 Touring (E34) keinen Nachfolger erhielt, eröffnete dem BMW Alpina B10 V8 Touring (E39) einen spannenden Markt: Rund um die Jahrtausendwende überließ die M GmbH das Feld der edlen Luxus-Kombis kampflos den Rivalen aus Stuttgart und Ingolstadt, bei der AG war mit dem 286 PS starken 540i das Ende der Fahnenstange erreicht. Für Alpina kam eine derartige Konzentration auf die Limousine nicht in Frage, stattdessen wurde für alle Achtzylinder-Fans auf der Suche nach einer Alternative zu E 55 AMG T-Modell und Audi RS 6 Avant der der B10 V8 aufgelegt.
Zunächst gingen Limousine und Kombi mit 340 und etwas später mit 347 PS an den Start, zum Ende des E39-Lebenszyklus wurde schließlich der BMW Alpina B10 V8 S mit 375 PS aufgelegt. Der E39 aus Buchloe übertrumpfte damit den Mercedes E 55 AMG der Baureihe 210, bevor AMG 2003 mit der nächsten Generation 211 erneut kräftig an der Leistungsschraube drehte – und damit zum Audi RS 6 aufschloss, der schon 2002 satte 450 PS an alle vier Räder schickte. Bei Alpina war derartiges Kräftemessen eher ein Nebenprodukt als die Hauptmotivation bei der Konstruktion des B10 V8 S, denn im Fokus stand schon damals die Kombination von extrem souveräner Motorisierung mit hohem Komfort auf Langstrecken.
Ein weiterer wesentlicher Punkt der Alpina-Rezeptur ist beim B10 V8 S Touring gut erkennbar: Wer wollte, konnte mit diesem 375-PS-Kombi vollkommen unauffällig unterwegs sein. Weder riesige Lufteinlässe noch eine auffällige Abgasanlage gehörten zum Pflichtprogramm, stattdessen nutzte der Alpina die um einen dezenten Aufsatz erweiterte Serien-Schürze des 5er (E39) und blieb auch mit seinen zwei Endrohren links unstrittig dem Understatement verpflichtet. Dass dieser Kombi dennoch eine Höchstgeschwindigkeit von 273 km/h erreichen konnte, dürften ihm deshalb nur die Wenigsten angesehen haben.
Wer sich keinen V8-Benziner gönnen wollte und mehr Wert auf hohe Reichweite als auf Achtzylinder-Sound und die letzten Zehntelsekunden bei der Beschleunigung legte, konnte den BMW 5er aus Buchloe erstmals auch als Alpina D10 mit Sechszylinder-Diesel erwerben. Der erste Alpina-Diesel überhaupt leistete damals durchaus imposante 245 PS und beschleunigte den Kombi mit seinen 500 Newtonmeter Drehmoment in 7,5 Sekunden auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit lag bei 251 km/h. Die Fahrleistungen waren damit beinahe auf Augenhöhe mit Alpina B10 3,2 und B10 3,3, die als Sechszylinder-Option mit 260 und 280 PS unterhalb der V8-Modelle angeboten wurden.
(Fotos: Alpina)