China und sein Einfluss auf Deutschland und die deutsche Industrie werden immer wieder kontrovers diskutiert. Klar ist, dass der riesige Markt von keinem global agierenden Unternehmen wie der BMW Group ignoriert werden kann, dafür sind die dortigen Absatz-Chancen einfach viel zu groß. Klar ist aber auch, dass sich aus der Größe des Markts und den Besonderheiten der chinesischen Politik rasend schnell eine Abhängigkeit entwickeln kann, bei der selbst große Unternehmen plötzlich am wesentlich kürzeren Hebel sitzen. Noch verstärkt wird diese Problematik durch die wachsende Bedeutung Chinas als Rohstoff-Lieferant sowie als Standort wichtiger Zulieferer.
Angesichts des Besuchs des chinesischen Ministerpräsidenten Li Qiang bei BMW äußerte sich der Vorstandsvorsitzende Oliver Zipse unter anderem gegenüber Reuters zur Situation und zeichnete dabei ein grundlegend positives Bild: Wörtlich sprach Zipse von einer “Win-Win”-Konstellation, bei der beide Seiten von der Partnerschaft profitieren. Für die BMW Group ist China mit fast 800.000 Einheiten im Jahr 2022 nicht nur der seit Jahren größte Absatzmarkt, sondern auch ein wichtiger Standort für Produktion und Entwicklung. Ein Zurückfahren der Zusammenarbeit wäre nicht nur aus deutscher Sicht, sondern auch gemäß der Worte von Li Qiang mit großen Risiken verbunden.
Auch das Elektro-SUV iX1 wird in China als Langversion angeboten
BMW-Chef Zipse betonte auch deshalb die gemeinsamen Ziele, die deutsche Autobauer und die chinesische Regierung verfolgen: Gerade im Bereich der Elektromobilität, die als Schlüssel zur Reduzierung der vom Straßenverkehr ausgehenden CO2-Emissionen gilt, aber auch bei vernetzten und deshalb intelligenter nutzbaren Fahrzeugen ziehen beide Seiten am gleichen Strang.
Nach der Mehrheitsübernahme von BMW Brilliance Automotive (BBA) durch die BMW Group haben die Münchner für die nächsten Jahre einen weiteren Ausbau ihrer Produktion in China angekündigt. So soll ab 2026 auch die Neue Klasse direkt in Shenyang gebaut werden. Denkbar ist, dass auch die Elektro-Architektur für China-spezifische Varianten genutzt wird, beispielsweise für einen Nachfolger der schon heute exklusiv auf dem chinesischen Markt angebotenen BMW i3 Langversion (G28 LCI).
Unabhängig davon bleibt unbestritten, dass die BMW Group seit Jahren auf das Wohlwollen der chinesischen Partner angewiesen ist: Käme es zu größeren und langanhaltenden Schwierigkeiten mit dem Absatz in China, stünde die BMW Group genau wie die meisten anderen Autobauer vor gewaltigen Herausforderungen.