Mit sehr hohen Margen konnten sich die deutschen Premium-Anbieter Mercedes und BMW im ersten Quartal 2023 zumindest in dieser Hinsicht zurück an die Spitze der Branche arbeiten. Das geht aus einer Studie von EY hervor, bei der Umsatz und Gewinn der 16 größten Autokonzerne der Welt miteinander verglichen wurden. Insgesamt konnten die Top-16 ihren Absatz in Q1 2023 um 4 Prozent steigern, der Umsatz stieg aufgrund eines hochwertigeren Modell-Mixes aber sogar um 19 Prozent. Die Gewinne stiegen im Vergleich dazu etwas moderater, legten aber ebenfalls um 6 Prozent zu. Die Folge des großen Abstands zwischen Umsatz- und Gewinn-Steigerung liegt auf der Hand: Die durchschnittliche Marge der Top-16 sank von 9 auf 8 Prozent.
An der Spitze des Rankings stehen bei der Marge Mercedes-Benz und BMW: Die beiden süddeutschen Premium-Platzhirsche liegen mit 14,7 und 14,6 Prozent praktisch gleichauf, wobei die Schwaben im ersten Quartal 2023 die Nase vorn hatten. Sie waren damit, allen Unkenrufen zum Trotz, die profitabelsten Autokonzerne der Welt. Zu den wesentlichen Hintergründen dieser Reihenfolge zählt der Strategie-Wechsel von Elon Musk und Tesla: Der amerikanische Elektro-Pionier hat in den letzten Monaten mehrfach deutlich die Preise seiner Modelle gesenkt, verkauft diese nun im Schnitt wesentlich günstiger und fährt entsprechend niedrigere Gewinne ein. Mit einer Marge von 11,4 Prozent bleibt Tesla dennoch sehr profitabel und muss sich lediglich hinter Mercedes, BMW und Kia einsortieren.
Die Zeit der extrem hohen Margen nähert sich aus Sicht der Experten von EY allerdings ihrem Ende: Sorgte der Chipmangel in den letzten Monaten und Jahren für ein vergleichsweise knappes Angebot und die Möglichkeit, tatsächlich verfügbare Fahrzeuge mit sehr geringen Rabatten zu verkaufen, dürfte das Angebot in naher Zukunft wieder die Nachfrage übersteigen. Die Folge werden wieder höhere Rabatte sein, weil sich die Hersteller um die Gunst der Kunden streiten. Unter den effektiv geringeren Verkaufspreisen leidet naturgemäß die Marge, sodass sich die Momentaufnahme des ersten Quartals 2023 schon relativ bald als nicht dauerhaft erweisen könnte.
Constantin M. Gall (Managing Partner und Leiter Mobility bei EY für die Region Europe West): “Erstmals seit Anfang 2021 sehen wir deutliche Bremsspuren beim Gewinn, der längst nicht mehr so stark steigt wie der Umsatz. In dem Maß, wie die Produktion hochgefahren wird, normalisiert sich der Markt. Ein Neuwagen wird bald nicht mehr das knappe Gut sein, das er im letzten Jahr noch war. Das heißt auch: Für die Autohersteller wird es immer schwieriger werden, hohe Fahrzeugpreise am Markt durchzusetzen und auf Rabatte zu verzichten. Die Zeit der Traummargen wird für einige Unternehmen bald vorbei sein.”