Mit ungewöhnlich scharfen Worten hat BMW-Chef Oliver Zipse die kommende Abgasnorm Euro 7 kritisiert. Die Nachfolge-Regelung für Euro 6, die bereits 2025 starten soll und in einigen Aspekten erheblich niedrigere Emissionen verlangt, ist unter Experten seit Jahren umstritten und wird immer wieder als “unmöglich umsetzbar” kritisiert. In der Vergangenheit waren viele Beobachter davon ausgegangen, dass sich die zuständige EU-Kommission gemeinsam mit der Automobilindustrie auf Kompromisse verständigt, die anspruchsvolle, aber eben auch in der Praxis erreichbare Grenzwerte beinhaltet. Genau hieran kommen nun immer größere Zweifel auf, was vielen Auto-Managern Sorgen bereitet.

Auf der Hauptversammlung der BMW AG attackierte der Vorstandsvorsitzende Oliver Zipse die Pläne ausführlich und scharf: In der aktuellen Form seien die definierten Ziele einfach nicht umsetzbar, schon gar nicht zum anvisierten Startzeitpunkt 2025. Außerdem kritisiert er die Berücksichtigung absurd anmutender Ausnahme-Situationen (siehe unten), beispielsweise die Kombination von extrem hoher Last mit sehr niedrigen Temperaturen. Auch in solchen Fällen, die sicher nicht den Alltag des durchschnittlichen Autofahrers in Europa darstellen, sollen die Real-Emissionen künftig scharfe Grenzwerte einhalten müssen. Für Zipse steht fest, dass sich die Luftqualität in den Städten durch diese Aspekte der Euro 7-Norm nicht verbessert, während die Anforderungen für die Autobauer beinahe unerfüllbar werden.

Gemeinsam mit anderen Autobauern hat BMW im ACEA einen Vorschlag erarbeitet, der unter anderem eine Verschiebung des Euro 7-Starts auf 2027 sowie eine Fokussierung der Grenzwerte auf alltagsrelevante Fahrsituationen und damit ein Ausblenden extremer Sonderfälle vorsieht. Zipse betont, dass der Vorstand hierbei sowohl den Betriebsrat als auch die IG Metall auf seiner Seite weiß.

Gleichzeitig lässt Zipse keinen Zweifel daran aufkommen, dass die BMW Group ihr schon vor Jahren gestecktes Ziel für 2023 erreicht hat. Was einst als ICE-Ban-ready angekündigt wurde, ist Ende des Jahres – nach dem Marktstart von MINI Cooper, BMW i5 und Rolls-Royce Spectre – Realität: in jedem relevanten Segment gibt es mindestens ein Elektroauto im Portfolio, sodass die BMW Group auch mit einem vollständigen Verbot von Verbrennungsmotoren auf einzelnen Märkten gut umgehen könnte. Schon Anfang 2024 folgt unter anderem der BMW i5 Touring, bevor das Elektro-Portfolio mit der Neuen Klasse ab 2025 nochmals grundlegend ausgebaut wird.

Die Aussagen von Oliver Zipse zur Abgasnorm Euro 7 im Wortlaut:

Zudem greift die Politik immer stärker in unser Geschäft ein. In den USA gilt der Inflation Reduction Act. Mit diesem Instrument fördert die Politik den Klimaschutz und stärkt die heimische Wirtschaft.

In Europa dagegen will die EU Kommission die geplante EURO 7 Norm massiv verschärfen. Noch mehr Regulatorik. Die Luftqualität wird dadurch nicht besser. Ich kann hier nicht um den heißen Brei herumreden: So wie aktuell vorgesehen, geht es einfach nicht!

Das Datum Juli 2025 ist vollkommen unrealistisch. Zudem sollen extrem ungewöhnliche Fahrsituationen die Regel abbilden. Die sogenannten Testrandbedingungen. Ein sperriges Wort. Man könnte auch Sonderfälle
sagen.

Wir müssen also jegliche Ausnahmefälle abdecken. Jetzt kann jeder für sich selbst beantworten: Wie häufig fahren Sie mit Vollgas über einen Bergpass bei minus 7 Grad? Wenn Ihr Auto auch noch vollbeladen ist und einen Anhänger zieht? Wir kämpfen für eine vernünftige EURO 7 Lösung – die außerdem wirksam die Luftqualität in den Städten erhöht.

Der Betriebsrat und auch die IG Metall stehen hier fest an unserer Seite.
Worauf kommt es uns an?

• Ein realistisches Start-Datum Mitte 2027.
• Wirksame Grenzwerte bei alltäglichen Fahrsituationen.
• Kein Fokus auf Sonder- und Extremfälle.

Im europäischen Verband ACEA haben wir einen validen Vorschlag unterbreitet.