Als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sollen EU-Sanktionen unter anderem den Export von Luxus-Fahrzeugen nach Russland verhindern, aber offenbar wird auch in diesem Fall nach Schlupflöchern und Auswegen gesucht. In der Schweiz ist BMW nun offenbar ein vermeintlicher Großkunde aufgefallen, der über seine Firma gleich 24 Neuwagen bestellt hat und diese mutmaßlich nach Russland schmuggeln will. Wie 20min.ch berichtet, wurden bisher vier Fahrzeuge ausgeliefert, von denen sich zwei bereits in Russland befinden, während die anderen beiden laut GPS-Tracking derzeit im benachbarten Belarus und der direkt an Belarus angrenzenden Republik Litauen unterwegs und damit mutmaßlich auf dem Weg nach Russland sind.
Als Reaktion auf den Schmuggel-Verdacht hat BMW Schweiz sämtliche Händler angewiesen, keine weiteren Geschäfte mit besagter Firma zu machen: Für die Unterstützung der Umgehung von EU-Sanktionen drohen hohe Bußgelder von bis zu 500.000 Schweizer Franken und sogar Haftstrafen im Fall einer nachweisbaren Mittäterschaft. Außerdem wurde beschlossen, die noch nicht ausgelieferten 20 Neuwagen aufgrund des nicht auszuschließenden Weitertransports in die sanktionierten Gebiete bis auf Weiteres nicht auszuliefern.
Die von der Schweiz übernommenen EU-Sanktionen beziehen sich auf sämtliche Neuwagen, die einen Kaufpreis von über 50.000 Euro haben und damit als Luxusgut gelten. In der Schweiz wurde die Grenze auf 50.000 Schweizer Franken festgelegt und liegt damit auf einem ganz ähnlichen Niveau. Wer also in Russland seit Inkrafttreten der Sanktionen ein westliches Luxus-Auto kaufen möchte, kann dieses nicht legal importieren. Kreative Einzelfälle zur Umgehung der Situation werden sich vermutlich trotz aktiver Sanktionen nie ganz verhindern lassen, aber in einem Fall wie jetzt in der Schweiz konnte die engmaschige Überwachung immerhin die Auslieferung von 20 weiteren Luxus-BMW verhindern.
Die BMW Group hatte in Reaktion auf den russischen Überfall bereits am 1. März 2022 sämtliche Exporte nach Russland gestoppt, auch die Produktion im Werk Kaliningrad wurde vor rund einem Jahr angehalten. In den Jahren vor dem Konflikt stand der russische Markt für über 40.000 Einheiten der Marke BMW, aber der Verzicht auf diese Umsätze ist mit Blick auf das Leid der Menschen in der Ukraine eine absolute Selbstverständlichkeit.