Geht es nach den Verkaufszahlen in Europa, geht dem Handschalter langsam aber sicher die Puste aus. Seit Jahren greifen mehr und mehr Kunden zum Automatik-Getriebe, wobei so mancher Käufer auch gar keine andere Wahl mehr hat: In vielen Segmenten gibt es gar keine Alternative zur Automatik mehr, selbst Fahrzeuge wie der BMW 3er oder auch der neue X1 sind flächendeckend und ausnahmslos mit Automatikgetriebe bestückt. Ausnahmen finden sich praktisch nur noch an den extremen Rändern der Modellpalette: Einige wenige Einstiegs-Motorisierungen und extrem sportlich positionierte Modelle wie BMW M2, M3 und M4 sind auch im Jahr 2023 noch als Handschalter bestellbar.
Fragt man nach den Gründen für das Aussterben des manuellen Getriebes, erhält man vor allem eine Antwort: Die Kunden verlangen in allen Segmenten nach mehr Komfort, außerdem sind die Automatik-Getriebe mit sieben oder acht Gängen und optimierter Software spürbar sparsamer als ein Sechsgang-Handschalter. Letzteres hilft den Autobauern, ihre CO2-Ziele bei den Flotten-Emissionen einzuhalten und trägt so zur Vermeidung hoher Strafzahlungen bei.
Wird in Zukunft also jeder Neuwagen mit Automatik-Getriebe ausgestattet sein? Spätestens im Zeitalter des Elektroautos spricht alles dafür, aber auf dem Weg dahin positioniert sich die BMW Group derzeit ein wenig als gallisches Dorf: Während die direkte Premium-Konkurrenz von Audi und Mercedes komplett auf Automatikgetriebe setzt, schnürt man in München weiterhin direkt auf Fahrspaß- und Handschalter-Fans zugeschnittene Pakete.
Neben den schon genannten M-Modellen sollen daran allem Anschein nach auch künftig die Kleinwagen der Marke MINI beteiligt sein – anders wäre jedenfalls kaum zu erklären, warum die Briten eine Umfrage zur Beliebtheit manueller Getriebe in Auftrag gegeben haben. Die Ergebnisse sind dabei deutlich, vor allem für eine Umfrage unter amerikanischen Autokäufern: Obwohl Automatikgetriebe in Nordamerika seit langer Zeit wesentlich verbreiteter sind als bei uns und viele Autofahrer nie etwas anderes gefahren sind, sehen 63 Prozent der Befragten einen “important life skill” in der Fähigkeit zur Bedienung eines Autos mit Handschalter.
Die wichtigste dem Handschalter zugewiesene Eigenschaft war dabei “fun to drive“, der Fahrspaß steht dabei also klar im Mittelpunkt. Trotz dieser Aussagen gaben mehr als drei Viertel der Befragten an, derzeit kein Auto mit manuellem Getriebe zu fahren. In der Generation Z gaben 49 Prozent der Befragten an, dass sie nicht wüssten, wie man einen Handschalter fährt, gerade Jüngere zwischen 18 und 34 zeigten aber großes Interesse und gaben an, das manuelle Schalten erlernen zu wollen. Genau hierfür bietet die BMW Group in den USA sogar spezielle Fahrertrainings an, darunter die MINI Manual Driving School zum Preis von 499 US-Dollar.