Noch in diesem Jahr wird BMW Autonomes Fahren gemäß “Level 3” im 7er (G70) und i7 anbieten, einen großen Impuls für den Absatz erhofft man sich davon aber offenbar nicht: Die heutigen Systeme mit ihren aus technischer Sicht unvermeidlichen Einschränkungen sind für kaum einen Kunden attraktiv genug, um dafür einen Aufpreis zu zahlen. Das glaubt zumindest BMW-Chef Oliver Zipse, der sich im Rahmen der CES 2023 in Las Vegas zum Trendthema der selbstfahrenden Autos äußerte.
Sorgen bereiten Zipse und seinen Entwicklern bei BMW laut einer unter anderem bei efahrer.chip.de zitierten dpa-Meldung vor allem die notwendigen Kompromisse, die aus der Haftungsübernahme durch den Autobauer resultieren: Wenn die Steuerungs-Software im Auto aufgrund der Rahmenbedingungen nicht mehr genügend Sensor-Daten erhält oder die Situation als unvorhersehbar einschätzt, muss der Fahrer zur Übernahme der Steuerung aufgefordert werden. Kritisch sind dabei aus Sicht von Haftung und Regulierung auch die Sekunden zwischen Übergabe-Aufforderung und tatsächlicher Übernahme durch den Fahrer: Auch wenn das Auto bereits nach dem menschlichen Fahrer verlangt, haftet wohl zunächst noch der Autobauer, bis der Mensch die Steuerung wirklich übernommen hat.
Solche Übergabe-Aufforderungen können nicht nur in seltenen oder eher theoretisch konstruierbaren Extrem-Szenarien auftreten, sondern auch in durchaus alltäglichen Situationen: Starker Regen, Nebel oder auch nur ein Tunnel können schon genügen, um die Software nach dem Menschen rufen zu lassen. Hinzu kommen die heute noch notwendigen Tempo-Einschränkungen bei “Level 3”, das wohl zunächst nur auf autobahnähnlich ausgebauten Strecken und bei maximal 60 km/h aktiviert werden kann.
Laut BMW-Chef Zipse werden die Systeme auf absehbare Zeit auch mit höheren Geschwindigkeiten von 80, 100 oder 120 km/h nicht die Ausgereiftheit besitzen, die sich Kunden in der Luxusklasse erhoffen: Damit Kunden für derartige Funktionen Aufpreis zahlen wollen, müssen die Systeme zunächst deutlich leistungsfähiger werden. Das ultimative Versprechen der selbstfahrenden Autos, denen man schon vor Fahrtantritt per Smartphone oder Smartwatch das Ziel nennt und die einen dann ohne weiteres Zutun an die gewünschte Anschrift bringen, ist jedenfalls noch in weiter Ferne.
Vor dieser “Level 5”-Autonomie mit dem Menschen als Beifahrer muss zunächst auch noch “Level 4” gemeistert werden: Selbst mit “Level 3” muss das Fahrzeug immer kontrollieren, dass sich der Fahrer weiter auf das Verkehrsgeschehen konzentriert und nicht völlig abgelenkt ist – schließlich könnte er anderenfalls von einer Sekunde auf die andere in eine kritische Situation kommen und müsste dann ohne Kenntnis der Umgebung das Steuer übernehmen.
Wozu die Technik im heutigen BMW 7er (G70) und seiner Elektro-Variante i7 schon in der Lage ist, zeigt unsere Testfahrt mit “Level 2+” in den USA: