Mit einem voll auf Fahrdynamik ausgelegten Allradantrieb will die BMW M GmbH das nächste Performance-Level freischalten. Im Fokus stehen dabei Elektroautos wie der im letzten Jahr enthüllte Prototyp auf i4-Basis, der an jedem einzelnen Rad einen Elektromotor hat und die Kraftverteilung dadurch extrem schnell und wesentlich präziser als bei jedem bisherigen System an die Situation anpassen kann. Die britische AutoCar berichtet nun unter Berufung auf ein Gespräch mit Frank van Meel, dass die M GmbH das in der Entwicklung befindliche System intern als “Hand of God” bezeichnet – frei übersetzt so etwas wie die magische Hand Gottes, die das Fahrverhalten auf unerklärliche und bisher unmögliche Weise beeinflussen kann.
Grundlage der Technik sind die Erfahrungen der letzten Jahre, insbesondere die Entwicklung des aktuellen M xDrive für Fahrzeuge wie BMW M5 und M8 mit Verbrennungsmotor: Das Herzstück und gewissermaßen das Gehirn hinter der “Hand of God” ist ein zentrales Steuerelement, das die Kraftverteilung nach einer übergeordneten Logik definiert und ständig anpassen kann. Mit der zunehmenden Elektrifizierung wird diese zentrale Steuerung immer wichtiger, denn auch bei Plug-in-Hybriden wie dem BMW XM ist eine optimale Zusammenarbeit von E-Motoren und Verbrennern der Schlüssel zu einem harmonischen Fahrverhalten, das den Fahrer keinesfalls mit einer unvorhersehbaren Änderung der Kraftverteilung überrascht und so möglicherweise in Schwierigkeiten bringt: Auch wenn die Steuerung von vier E-Motoren völlig neue Möglichkeiten eröffnet, muss sich das Auto immer vorhersehbar verhalten.
Dank der direkten Vernetzung von Antriebssteuerung und DSC-Sensorik, wie sie schon heute das M xDrive-System auszeichnet, wird es in Verbindung mit vier Elektromotoren noch besser möglich sein, die Traktionsreserven jedes einzelnen Rades optimal auszunutzen. Zu den Ergebnissen wird eine bisher nicht für möglich gehaltene Traktion beim Herausbeschleunigen aus Kurven zählen, denn mit der “Hand of God” kann die Kraft der vier E-Motoren extrem gut in Vortrieb umgewandelt werden. Ein weiterer positiver Effekt: Die starken Elektromotoren an der Vorderachse erlauben auch eine starke Rekuperation, die selbst im Rennstrecken-Einsatz wirksam genutzt werden kann. Das entlastet nicht nur die Bremse, es lädt natürlich auch den Akku wieder auf und erhöht so die Praxis-Reichweite.
Für die aufwändige Elektro-Entwicklung der M GmbH gibt es aber noch andere gute Gründe: Genau wie die Kernmarke BMW und alle anderen Autobauer nähern sich auch für die Garchinger langsam aber sicher Zeiten, in denen der Verkauf von Auto mit Verbrennungsmotor nicht mehr möglich sein wird. Um auch im Elektro-Zeitalter extreme Performance-Ansprüche bedienen und der Konkurrenz die Rücklichter zeigen zu können, ist ein extrem performanter Allradantrieb praktisch unverzichtbar.
Früher oder später müssen alle aktuellen M-Modelle auch als Elektroauto funktionieren. Wie die AutoCar berichtet, sollen dazu auch Bestseller wie das gerade in seine zweite Generation startende BMW M2 Coupé zählen: Wenn gegen 2030 die dritte M2-Generation herauskommt, könnte es sich bereits um ein reines Elektroauto handeln – und wir dürfen gespannt sein, wozu es dank “Hand of God” in der Lage sein wird.