Während ein BMW M7 weiter auf sich warten lässt, geht der neue Mercedes-AMG S 63 2023 mit Hybrid-V8 an den Start. Wie in Affalterbach üblich zeigt man dabei keine Scheu vor extremen Leistungswerten: 802 PS Systemleistung und gewaltige 1.430 Newtonmeter maximales Drehmoment stehen im Datenblatt der stärksten S-Klasse aller Zeiten und übertreffen nicht nur alle aktuell erhältlichen Antriebe für den BMW 7er (G70) spielend, sie stellen selbst den 748 PS starken XM Label Red klar in den Schatten. Und natürlich stellen sie ganz nebenbei in Frage, ob es wirklich keinen Markt für einen BMW M7 geben würde, wie man in München immer wieder gerne betont.
Der 612 PS starke V8-Biturbo des neuen Mercedes-AMG S 63 (V 223) wird dafür von einem Elektromotor an der Hinterachse unterstützt, der für maximal 10 Sekunden bis zu 190 PS und 320 Newtonmeter Drehmoment beisteuert und so entscheidend zur enormen Spitzenleistung beiträgt. Im echten Leben dürfte die zeitliche Beschränkung der vollen Leistung kaum eine Rolle spielen, denn abgesehen von der deutschen Autobahn und Viertelmeile-Rennen gibt es kaum Szenarien, in denen man derart viel Leistung für so lange Zeit am Stück abrufen könnte. Einem stattlichen Leergewicht von 2.595 Kilogramm zum Trotz soll der neue Mercedes-AMG S 63 in nur 3,3 Sekunden von 0 auf 100 beschleunigen und mit dem optionalen AMG Driver‘s Package eine Höchstgeschwindigkeit von 290 km/h erreichen können.
Dass der elektrische Zusatz-Antrieb nur bedingt für die emissionsfreie Fortbewegung gemeint ist, zeigt die sehr überschaubare Reichweite von maximal 33 Kilometern. Hier geht die M GmbH offenbar einen anderen Weg, denn sowohl der XM als auch der kommende BMW M5 (G90) werden mit über 80 Kilometer WLTP-Reichweite vollwertige Plug-in-Hybride mit der Option zum emissionslosen Fahren im Alltag sein.
Keine Überraschung ist, dass die nur in der Langversion erhältliche S-Klasse von AMG mit zahlreichen Hightech-Features ausgerüstet ist: Vom vollvariablen Allradantrieb 4Matic+ über die aktive Wankstabilisierung bis hin zur Hinterradlenkung ist alles an Bord, womit sich die über 5,33 Meter lange Luxuslimousine agiler machen lässt. Natürlich dürfen auch zahlreiche Assistenzsysteme nicht fehlen, um den Komfort an Bord zu maximieren.
Unterdessen sieht man in München weiterhin keinen Grund für ein High Performance-Angebot auf Basis der 7er-Reihe, statt einem M7 gibt es „nur“ den M760e Plug-in-Hybrid und demnächst den rein elektrischen i7 M70 – beide mit M im Namen, aber beide ohne den Anspruch ein echter Sportwagen im Luxusdress zu sein. Und während man die Weigerung zur Schaffung eines M7 vor einigen Jahren noch gut mit der Unvereinbarkeit von Luxuslimousine und Rennstrecke erklären konnte, fallen solche Ansätze heute mit Blick auf das bald kommende Power-SUV BMW XM deutlich schwerer.
(Fotos & Infos: Mercedes, AMG)