Fahrbericht BMW X1 U11: Erste Fahrt im Bestseller Nummer 3?

BMW X1, Fahrberichte | 26.09.2022 von 1

Für einen ersten Fahrbericht durften wir ans Steuer des neuen BMW X1 (U11). Was kann die dritte Generation mit xDrive, 48-Volt-Bordnetz und 218 PS?

Auch wenn er viel jünger als die großen Brüder X3 und X5 ist, steht der BMW X1 für viele deutsche Kunden sinnbildlich für die X-Modelle aus München. Kein Wunder: Seit seinem Debüt im Jahr 2009 ist der X1 das meistverkaufte X-Modell in Deutschland, weltweit wurden seitdem mehr als 2,7 Millionen Exemplare des Kompakt-SUV verkauft. Ende 2022 debütiert nun bereits die dritte Generation des Bestsellers und schickt sich an, die großen Fußstapfen würdig auszufüllen. Für unseren ersten Fahrbericht durften wir auf bayerischen Straßen ans Steuer eines BMW X1 xDrive23i (U11) mit M Sport-Paket und Lackierung in Storm Bay Metallic.

Mit seinem kantigeren Look, der senkrecht im Wind stehenden Niere und feinen Details wie den dreidimensional ausgeformten Rückleuchten oder den flächenbündig integrierten Türgriffen wirkt der neue BMW X1 (U11) nicht nur selbstbewusster und moderner, im Vergleich mit anderen aktuellen UKL-Modellen ist er auch betont eigenständig. Mit Blick auf den neuen Auftritt ist es fast schon überraschend, dass der dritte X1 gegenüber seinem Vorgänger nur um 53 Millimeter länger und 44 Millimeter höher geworden ist. "

Im Innenraum merkt man hiervon ohne direkten Vergleich nichts, schließlich bot auch der Vorgänger genügend Platz. Durch das neue Curved-Display und iDrive 8 wirkt das Cockpit wesentlich frischer, außerdem fallen die hochwertigen Materialien unseres Testwagens ins Auge. Neben dem per Ziernaht aufgewerteten Armaturenbrett zeigen auch Hingucker wie die schicken Muster der Aluminium-Abdeckungen für die Lautsprecher des optionalen harman/kardon Soundsystems, dass die Entwickler mit viel Liebe zum Detail nach Verbesserungs-Optionen gesucht haben. Wer direkt aus i4, 3er Facelift oder iX umsteigt, wird das Curved Display relativ klein finden – aber beim Umstieg aus dem bisherigen X1 ist der neue Display-Verbund nicht nur schöner verpackt, sondern zweifellos auch wesentlich größer.

Nicht nur auf Gegenliebe wird hingegen der Entfall des iDrive-Controllers stoßen, an den sich X1-Fahrer ebenso wie BMW-Kunden in anderen Baureihen über viele Jahre gewöhnt haben. Genau wie im 2er Active Tourer (U06) “fehlt” der Dreh-Drück-Controller auch im neuen BMW X1, weil die Entwickler die Eingabe-Möglichkeiten in Form weniger echter Knöpfe, großem Touchscreen und Sprachsteuerung für völlig ausreichend halten. Klar ist: Zumindest in den ersten Tagen wird die rechte Hand immer wieder ins Leere greifen, weil die gewohnte und vor allem während der Fahrt extrem praktische Eingabemöglichkeit entfallen ist.

Positiv fällt hingegen auf, dass der X1 im Gegensatz zum Active Tourer ein “echtes” Head-up-Display ohne zusätzliche Mini-Scheibe an Bord hat: Das HUD mit Projektion ins direkte Blickfeld des Fahrers ist ein Feature, das nicht wenige BMW-Kunden noch stärker vermissen würden als den iDrive-Controller. Weitere Unterstützung bei der Navigation bietet die sogenannte Augmented View, die wir auch aus anderen Baureihen mit iDrive 8 kennen: Das Bild der Front-Kamera wird hierbei mit Pfeilen überlagert, sodass beispielsweise an komplexen Kreuzungen oder auch an Kreisverkehren immer absolut eindeutig erkennbar ist, welche Ein- oder Ausfahrt tatsächlich gemeint ist.

Das Wachstum macht sich auch beim Kofferraum-Volumen, das um 50 auf 540 bis 1.600 Liter angewachsen ist. Dank der serienmäßig im Verhältnis 40:20:40 teilbaren Rückbank mit Cargo-Funktion zur Arretierung verschiedener Rückenlehnen-Winkel lässt sich der Gepäckraum wie gewohnt sehr vielseitig nutzen. Optional kann die Rückbank auch um bis zu 13 Zentimeter längs verschoben werden, sodass je nach Bedarf mehr Platz im Fond oder im Kofferraum zur Verfügung steht. Die serienmäßig elektrisch öffnende und schließende Heckklappe macht das Ein- und Ausladen noch bequemer als bisher, in Verbindung mit dem optionalen Komfortzugang genügt auch eine Fußbewegung unter der Heckschürze zum Öffnen und Schließen.

Auf den Landstraßen rund um den Produktions-Standort Regensburg darf sich der neue BMW X1 xDrive23i mit all seinen 218 PS nach Herzenslust austoben: Der vom 48-Volt-Bordnetz der zweiten Generation unterstützte Vierzylinder-Benziner punktet dabei mit schnellem Ansprechen und großen Kraftreserven gleichermaßen. Der ins Gehäuse des 7-Gang-DKG integrierte E-Motor mit seinen 14 kW oder 19 PS drängt sich dabei nie merklich in den Vordergrund, trägt aber objektiv betrachtet viel zur Souveränität des vorerst stärksten Benziners bei (2023 kommt der BMW X1 M35i).

Kurvige Strecken liegen dem neuen X1 noch etwas besser als seinem Vorgänger: Vorne wie hinten tragen 31 Millimeter mehr Spurweite zu einer noch satteren Straßenlage bei, auch das adaptive M Sport-Fahrwerk mit 15 Millimetern Tieferlegung und die Sportlenkung unterstützen ambitionierte Fahrer. Dass der BMW X1 dennoch kein waschechter Sportwagen ist und im Grenzbereich mehr Wert auf Sicherheit als auf maximale Unterhaltung legt, versteht sich mit Blick auf die Zielgruppe und die von dieser geschätzten hohen Sitzposition von selbst.

Wichtiger als die Erkundung der höchstmöglichen Kurvengeschwindigkeit sind den meisten Kunden zweifellos die neuen Sitze, die auf Wunsch auch mit Massagefunktion verwöhnen. Entspannt wird die Fahrt auch aufgrund der Vielzahl von Assistenzsystemen, die den Fahrer unter anderem mit serienmäßigem Parkassistent sowie Spurwechselassistent, Rückfahrassistent und Anhängerassistent unterstützen. Wer alle Funktionen des neuen X1 erleben will, entfernt sich allerdings weit von den 41.400 Euro Grundpreis für den X1 sDrive18i mit Frontantrieb, ein gut ausgestattetes und stark motorisiertes Exemplar wie unser Testwagen kommt mühelos auf Preise über 60.000 Euro.

So liefert der neue BMW X1 (U11) ein insgesamt überzeugendes Bild ab, denn in den für sein Segment und seine Kunden wichtigen Disziplinen kann er seinen erfolgreichen Vorgänger nochmals relevant übertrumpfen. Dennoch liefert er auch Ansatzpunkte für berechtigte Kritik: Vor allem der Entfall des iDrive-Controllers ist ein Aspekt, der sowohl in der Fachpresse als auch bei langjährigen Kunden für Gegenwind sorgen könnte. Dass die wichtigsten Wettbewerber in Form von Audi Q3 und Mercedes GLA ebenfalls keinen Dreh-Drück-Steller mehr anbieten, ist für iDrive-Fans dabei ein eher schwacher Trost.

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