[UPDATE: Nachtrag der Polizei am Ende des Artikels] Ein Toter und neun Schwerverletzte sind die verheerende Bilanz eines schweren Unfalls, der allem Anschein nach von einem BMW iX Prototyp bei Römerstein im Kreis Reutlingen verursacht wurde. Völlig unklar und wesentlicher Gegenstand der polizeilichen Ermittlungen ist derzeit, ob das Elektro-SUV in den entscheidenden Momenten vor dem Unfall vom Fahrer gelenkt wurde oder ob die verbauten Assistenzsysteme die Steuerung innehatten. Wie Fotos des völlig zerstörten Fahrzeugs zeigen, war der Versuchsträger mit QR-Code-Beklebung versehen, die auf den Einsatz umfassender Kamerasysteme hinweist und damit ein klares Indiz dafür ist, dass der Erlkönig zumindest auch für die Erprobung entsprechender Assistenzsysteme beziehungsweise für das Sammeln von Daten für entsprechende Projekte genutzt werden kann.
BMW selbst sagt, dass der verunfallte iX keinesfalls Systeme zum autonomen Fahren an Bord hatte: Der Prototyp habe lediglich die ohnehin bereits im Serieneinsatz befindlichen Systeme gemäß Level 2 an Bord gehabt, die Verantwortung für das Fahrzeug liegt demnach in jeder Situation in den Händen des Fahrers. Die QR-Code-Aufkleber sind demnach kein zwingender Hinweis auf die Erprobung von neuen Assistenzsystemen, schließlich nutzen auch die aktuell verbauten Assistenten eine Vielzahl von Kameras und machen einen Datenschutz-Hinweis daher erforderlich. Gegen eine reguläre Testfahrt spricht auch die Besetzung des Versuchsträgers: Laut Polizei-Bericht saßen neben dem Fahrer und der Beifahrerin noch ein weiterer Erwachsener und ein Kleinkind im Fond des verunfallten BMW iX.
Völlig unerheblich dürften diese Fragestellungen für die Hinterbliebenen des Verstorbenen sein, denen auch wir unser herzliches Beileid aussprechen möchten. Allen Verletzten wünschen wir eine schnelle und vollständige Genesung!
Laut Polizei-Bericht war der BMW iX in einer langgezogenen Kurve in den Gegenverkehr geraten. In der unmittelbaren Folge kollidierten sowohl der BMW als auch das entgegenkommende Fahrzeug mit jeweils einem weiteren Fahrzeug. Alle Insassen der insgesamt vier beteiligten Fahrzeuge wurden durch die Wucht der Kollisionen schwer verletzt, für den Beifahrer eines Mercedes Vito kam jede Hilfe zu spät.
Das BMW-Statement zum Unfall mit dem Prototypen im Wortlaut:
Wir können bestätigen, dass es am Montag im Landkreis Reutlingen zu einem Unfall mit Beteiligung eines Fahrzeugs der Marke BMW gekommen ist. Derzeit sind wir dabei, die genauen Umstände zu untersuchen. Selbstverständlich stehen wir dazu im engen Austausch mit den Behörden.
Fest steht bereits: Das beteiligte BMW Fahrzeug war kein autonom fahrendes Fahrzeug. Das Fahrzeug verfügt über Fahrerassistenzsysteme der Stufe 2, die heute bereits in Serienfahrzeugen verbaut sind und die Fahrerin und den Fahrer auf Wunsch unterstützen. Bei Level-2-Fahrzeugen bleibt die Fahrerin oder der Fahrer grundsätzlich immer in der Verantwortung. Bei allen Erprobungsfahrzeugen, die Kameraaufnahmen tätigen, ist es aus datenschutzrechtlichen Gründen Pflicht, das Fahrzeug entsprechend zu kennzeichnen.
[UPDATE] Die Polizei Reutlingen liefert heute (17.08.) ein Update und bestätigt dabei, dass der BMW iX nicht “autonom” gefahren sein kann:
Nachtrag zu den Pressemitteilungen von 15.08.2022/21.27 Uhr und 16.08.2022/08.37 Uhr
Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Tübingen ist am Mittwochvormittag das Verursacherfahrzeug, ein Erprobungsfahrzeug von BMW, des schweren Verkehrsunfalls mit einem Toten und neun Schwerverletzten auf der B 28 bei Römerstein am Montagnachmittag untersucht worden. Hierbei waren neben drei Unfallsachverständigen, Spezialisten der Verkehrspolizei Tübingen und des Landeskriminalamts Stuttgart auch mehrere Ingenieure der Unfallforschung des Fahrzeug-Herstellers beteiligt. Die Untersuchungen haben unter anderem ergeben, dass mit dem als autonomes E-Testfahrzeug gekennzeichneten BMW iX zum Unfallzeitpunkt kein autonomes Fahren möglich war. Die Ermittlungen zur Ursache des schweren Unfalls dauern an. (ms)