Auf verschiedensten Ebenen wurde über Monate diskutiert und es war von Anfang an klar, dass jede mögliche Entscheidung bezüglich eines Verbrenner-Verbots in der EU ab 2035 für Kritik sorgen würde. Der nun getroffene Beschluss, laut dem alle Neuwagen in der Europäischen Union ab 2035 vollkommen emissionsfrei fahren müssen, trifft erwartungsgemäß auf Kritik aus den Reihen der Automobil- und Zulieferer-Industrie. Dabei geht es weniger um die Maßnahme an sich, denn an der Notwendigkeit zur Reduzierung von Emissionen gibt es keine Zweifel: BMW-Chef Oliver Zipse und andere kritisieren vielmehr, dass der Beschluss so gut wie keinen Spielraum für etwas anderes als das Elektroauto lässt und somit auch die Suche nach innovativen Lösungen hemmt.
Das verständliche Ziel: Auf dem Weg zum finalen Kompromiss mit dem EU-Parlament sollen zumindest gewisse Spielräume geschaffen werden, über deren Nutzung sich auch andere nachhaltige und klimafreundliche Antriebskonzepte realisieren ließen. Die EU-Kommission sieht sich dabei durchaus als “technologisch neutral”, die Forderung nach “null Emissionen im Betrieb” macht den Einsatz von Verbrennungsmotoren aber praktisch unmöglich – sieht man einmal vom Thema E-Fuels ab, deren klimaneutrale Herstellung in großen Mengen aber auch nicht einfach wäre.
Für Autobauer wie die BMW Group ist das Verbot von Verbrennungsmotoren in der EU auch deshalb ein Problem, weil es bisher keine weltweit einheitliche Regelung gibt. Es ist also gut möglich, dass andere wichtige Regionen und Märkte wie beispielsweise Asien und China auch nach 2035 den Verkauf von Neuwagen mit Verbrenner erlauben, weshalb die Autobauer möglicherweise auch weiterhin entsprechende Antriebe entwickeln und anbieten müssen.
Andererseits stellt sich auch die Frage, wie sich die Nachfrage der Kunden bis dahin entwickelt: Ob eine Premium-Marke im Jahr 2035 wirklich nur erfolgreich sein kann, wenn sie neben Elektroautos auch andere Antriebe anbietet, darf bezweifelt werden.
Klar ist aber auch: Wenn wirklich alle Neuwagen in der EU ab 2035 mit Elektro-Antrieb fahren sollen, muss bis dahin auch viel mehr als bisher für die Lade-Infrastruktur getan werden. Mit einem Beschluss der EU-Kommission hätten aber zumindest alle Akteure Handlungssicherheit und können wesentlich besser als bisher planen und vorbereiten, welche Technologien und Angebote bis zu welchem Zeitpunkt verfügbar sein müssen.