Gleich drei wichtige Konkurrenten von BMW in der Kompaktklasse werden Mitte des Jahrzehnts entfallen: Sowohl die Mercedes A-Klasse als auch die B-Klasse erhalten keinen Nachfolger und werden am Ende des laufenden Modellzyklus eingestellt. Das berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf vier nicht näher genannte Insider. Im Fall der A-Klasse entfällt demnach nicht nur einer der beiden wichtigsten Rivalen des BMW 1er (F40) Hatchback, sondern auch die nicht nur in China erfolgreiche A-Klasse Limousine mit Stufenheck, gegen die auf wenigen ausgewählten Märkten auch die bei uns nicht erhältliche BMW 1er Limousine (F52) antritt.
Ein weiterer Profiteur der Mercedes-Entscheidung ist der BMW 2er Active Tourer (U06), der nicht länger gegen die B-Klasse antreten muss. Weiterhin im Programm der Stuttgarter sollen allerdings der gegen das BMW 2er Gran Coupé (F44) antretende Mercedes CLA sowie die Kompakt-SUV Mercedes GLA und GLB bleiben. Letzterer ist ohne direkten Rivalen aus München, gegen ersteren tritt der brandneue BMW X1 (U11) an.
Die Entscheidungen der Stuttgarter sind Teil einer stärker auf das Luxussegment ausgerichteten Strategie, die anders als in der Vergangenheit weniger Wert auf Stückzahlen legt und stattdessen die Marge in den Mittelpunkt rückt. Hier versprechen luxuriöse Fahrzeuge wie eine E- oder S-Klasse naturgemäß höhere Erlöse als Fahrzeuge, deren Kunden im Durchschnitt deutlich preissensibler sind. Die Verantwortlichen in Stuttgart erhoffen sich davon auch einen Image-Vorteil, weil Volumen-Segmente wie das der A-Klasse nicht mehr bedient werden und die Marke damit insgesamt exklusiver wird.
Da andererseits weiter an Fahrzeugen wie GLA und GLB, aber auch an leichten Nutzfahrzeugen wie dem Citan-Nachfolger T-Klasse auf Basis des Renault Kangoo festgehalten wird, scheinen die Stückzahlen in günstigeren Segmenten aber auch in Zukunft nicht wirklich verzichtbar zu sein.
Aus Sicht der BMW Group ist der Entfall wichtiger Rivalen auch im Segment darunter Realität: Der Audi A1 auf Basis des VW Polo und das Kompakt-SUV Q2 erhalten ebenfalls keine Nachfolger, weshalb die Premium-Konkurrenz für MINI immer kleiner wird. Beide Entscheidungen tragen dazu bei, dass BMW im Premium-Wettstreit um die größten Stückzahlen klare Vorteile erhält: Wer im Absatz-Rennen ganz vorne steht, sollte in den nächsten Jahren keine große Frage sein. Welcher der drei Konzerne unterm Strich die richtigen Entscheidungen getroffen hat und ob hierfür Marge und Gewinn die richtigen Indikatoren sind, kann nur die Zukunft zeigen.
(Fotos: Mercedes-Benz)