An der Geschwindigkeit des BMW M4 GT3 lag es nicht, aber für den Gesamtsieg beim 24 Stunden-Rennen am Nürburgring 2022 erlaubten sich die Fahrer und Teams am Ende einfach (mindestens) einen Fehler zu viel. Nachdem zu Beginn des Rennens eine Vielzahl von Fahrzeugen um die Führung kämpfen konnten, verabschiedeten sich Ferrari, Aston Martin und auch Porsche innerhalb relativ kurzer Zeit aus dem Rennen um den Gesamtsieg. Übrig blieben der Audi R8 LMS, der Mercedes-AMG GT3 und der BMW M4 GT3, denn die drei deutschen Premium-Rivalen hatten auch 2022 mehrere stark besetzte Fahrzeuge ins Rennen geschickt und konnten so den einen oder anderen Zwischenfall kompensieren.
30 Minuten vor Schluss platzten auch die letzten Hoffnungen auf ein versöhnliches Ergebnis für BMW Motorsport, als der Schubert-BMW mit der Startnummer 20 mit technischem Defekt aufgeben musste. Das Fahrzeug im Jubiläums-Design zum 50. Geburtstag der M GmbH hatte auch in der letzten Stunde noch eine realistische Chance auf eine Podiums-Platzierung, aber mit defektem Kühler musste der neue M4 wenige Runden vor Schluss aufgeben. Durch den Ausfall des letzten GT3-BMW ergibt sich eine fast vollständig von Audi und Mercedes gefüllte Top-10, erst ab dem neunten Rang komplettieren ein Porsche 911 GT3R und ein Lamborghini Huracan GT3 die ersten zehn Ränge.
Den Gesamtsieg holte sich am Ende der Audi R8 LMS GT3 Evo II mit Startnummer 15: Kelvin van der Linde, Dries Vanthoor, Frederic Vervisch und Robin Frijns hatten nach 24 Stunden und 159 Runden in der Grünen Hölle eine knappe Minute Vorsprung auf den von Adam Christodoulou, Maximilian Götz und Fabian Schiller pilotierten Mercedes-AMG GT3 mit Startnummer 3. Auch Audi musste bis wenige Minuten vor Schluss um den Sieg zittern, denn beim letzten Boxenstopp der Nummer 15 wurde der Motor trotz laufender Betankung gestartet – ein Verstoß gegen das Reglement, aber ohne Vorteile in sportlicher Hinsicht und daher auch ohne nennenswerte Bestrafung.
Aus der Sicht von BMW Motorsport ist die Frage nach dem Gesamtsieg allerdings nur Makulatur: Die Enttäuschung über das letztlich schwache Abschneiden am Nürburgring dürfte das Interesse am Gesamtergebnis deutlich überwiegen. Schon jetzt ist klar, dass sowohl technische Defekte als auch Fahrfehler bei der Analyse in den nächsten Wochen eine Rolle spielen werden.
Franciscus van Meel (Geschäftsführer BMW M GmbH): „Wir wollten an diesem Wochenende in erster Linie mit unseren Fans feiern, das hatten sie nach zwei Jahren Pandemiepause mehr als verdient, finde ich. Dies ist uns mit unserem Rahmenprogramm hervorragend gelungen. Das Motto lautete: 50 Jahre Motorsport, 50 Jahre Emotion, 50 Jahre BMW M, 50. Auflage der 24h Nürburgring. Das Areal war fast komplett in die M Farben getaucht. Unser Set-up im Fahrerlager, auf der Rennstrecke und im ring°boulevard war fantastisch und kam bei den Fans extrem gut an. Für mich persönlich war es eine Ehre, im BMW M Race of Legends selbst gegen die Legenden fahren zu dürfen. Das Rennen war wirklich aufregend für uns und auch für die Fans, was sicher auch an dem Reverse Grid gelegen hat, den wir kurzfristig angekündigt haben. Da haben die Legenden natürlich das Messer zwischen den Zähnen gehabt. Glückwunsch an Bill Auberlen zum Sieg. Das 24-Stunden-Rennen ist dann leider nicht so gelaufen wie erhofft. Fahrzeug, Teams und Fahrer hatten den Speed, um aufs Podium fahren zu können. Dass wir diesen Speed nicht in entsprechende Ergebnisse umsetzen konnten, ist enttäuschend. Gratulation an Audi zum Gesamtsieg.“
Andreas Roos (Leiter BMW M Motorsport): „Das war leider ein sehr enttäuschendes Rennen für uns, in dem deutlich mehr drin gewesen wäre. Nach der sehr intensiven und guten Vorbereitung, in der wir starken Speed gezeigt und Top-Ergebnisse eingefahren haben, hatten wir hohe Erwartungen. Besonders ärgerlich ist, dass wir bereits früh durch eigene Fehler zwei Top-Fahrzeuge verloren haben. Da haben wir uns von der allgemeinen Hektik auf der Strecke leider anstecken lassen. Sheldon van der Linde konnte nichts für seinen Unfall. Er hatte einen Defekt an der rechten Vorderradaufhängung. Schubert Motorsport lag bis kurz vor Schluss auf Platz vier, hatte dann aber Probleme mit Überhitzung im Motorraum. Sehr positiv ist, dass unser neuer BMW M4 GT3 sein Potenzial, dieses Rennen zu gewinnen, gezeigt hat, indem er sowohl im Qualifying als auch im Rennen ganz vorne dabei war. Vielen Dank an unsere Teams, die Ingenieure und die Fahrer für ihren Einsatz! Wir sind alle weiterhin hochmotiviert und werden nächstes Jahr erneut angreifen. Glückwunsch an Audi zum Sieg.“
Jens Klingmann (#20 BMW M4 GT3, Schubert Motorsport, Ausfall): „Ich glaube, die Nordschleife hat sich für die BMW M Motorsport Teams diesmal wirklich als ‚Grüne Hölle‘ erwiesen. Wir lagen bis kurz vor Schluss eigentlich gut im Rennen. In Führung liegend haben wir nach einem Ausrutscher am Vormittag viel Zeit verloren, konnten uns aber wieder in Reichweite von Platz drei zurückkämpfen. Ein Podium wäre nicht das Traumergebnis, aber immerhin ein schöner Trost für das Team gewesen. Dann nach 23,5 Stunden hartem Kampf nicht einmal die Zielflagge zu sehen, ist extrem bitter. Aber wir nehmen auch einige positive Erkenntnisse mit und kommen nächstes Jahr noch stärker zurück, um dann den 21. Gesamtsieg nach München zu holen.“
Nick Yelloly (#99 BMW M4 GT3, ROWE Racing, Ausfall): „So früh auszufallen ist natürlich enttäuschend – für mich, für das Team und für BMW M Motorsport. Wir sind zu dritt in die Kurve eingefahren, und als ich gemerkt habe, dass der Porsche von ganz rechts rüberzieht, konnte ich nicht mehr rechtzeitig bremsen. Letztlich war es ein Fehler von mir. Es tut mir sehr leid für das Team, das beide Fahrzeuge verloren hat. Der BMW M4 GT3 ist jedoch super zu fahren und hat großes Potenzial. Wir werden zurückkommen und sicher früher oder später dieses Rennen gewinnen.“
Sheldon van der Linde (#98 BMW M4 GT3, ROWE Racing, Ausfall): „Eigentlich lief das Rennen sehr gut, und wir konnten viele Positionen gutmachen. Ich habe mich in meinem ersten Nacht-Stint wohl gefühlt, hatte dann aber leider diesen Unfall aufgrund eines technischen Defekts. Mein Highlight des Wochenendes war die Runde in Top-Qualifying 1. Der Druck, uns in Q2 zu bringen, war sehr groß, denn wenn du nicht in den Top-20 startest, ist es schwierig, ganz nach vorn zu kommen. Doch ich habe eine super Runde hinbekommen. Dass das Wochenende dann so zu Ende gegangen ist, ist schade, aber da kann man nichts machen.“
Max Hesse (#72 BMW M4 GT3, BMW Junior Team, Ausfall): „Ein enttäuschendes Wochenende für uns. Es ist sehr schade für alle bei BMW M Motorsport, dass wir hier bei der Premiere des BMW M4 GT3 keine guten Ergebnisse einfahren konnten. Für uns lief im Vorfeld eingentlich alles gut: die Vorbereitung, das Qualifying und auch der Rennstart. Wir waren immer vorne dabei, doch dann hat der Unfall von Dan uns alle Chancen auf ein gutes Resultat genommen. Trotzdem hat das BMW M Team RMG einen fantastischen Job gemacht und das Auto schnell wieder repariert. Dann habe ich in meinem zweiten Stint in der schnellen Mutkurve das Heck verloren und konnte es nicht mehr einfangen. Das war es dann. Nach all der Vorbereitung nun mit leeren Händen dazustehen, tut sehr weh. Aber wir werden den Kopf nicht in den Sand stecken. Unser Team hat uns ein phänomenales Auto hingestellt, und wir haben in dieser Saison noch ein paar Rennen, um es besser zu machen.“
Bill Auberlen (Sieger BMW M Race of Legends): „Das war ein großer Spaß! Ich hatte eine tolle Zeit mit diesen Jungs auf der Strecke. Ich wusste, das Johnny Cecotto die härteste Nuss sein würde – und er hat mich dann ja auch einmal ins Kiesbett gedrückt. Als ich an ihm vorbei war, habe ich sein Duell mit Steve Soper einfach im Rückspiegel genossen. Insgesamt ein fantastisches Event von BMW M. Danke, dass ich dabei sein durfte!“
(Fotos & Infos: BMW Motorsport)