Wer sich derzeit für den Kauf eines Elektroautos oder Plug-in-Hybriden von BMW oder anderen Autobauern interessiert, muss sich mit einer unbefriedigenden Unklarheit anfreunden: Ob es die Umweltbonus und Innovationsprämie genannten Förderungen für Hybride 2023 weiterhin in der bekannten Form gibt, erscheint derzeit sehr ungewiss – und bei der Förderung von Elektroautos ist zumindest die Höhe nicht sicher planbar. In Verbindung mit verlängerten Lieferzeiten aufgrund der anhaltenden Chip- und Halbleiterkrise sowie Auswirkungen des Krieges in der Ukraine wird die Situation noch unklarer, denn derzeit kann und will niemand verbindlich die Produktion und vor allem die rechtzeitige Auslieferung eines Neuwagens vor dem Jahreswechsel zusichern. Wird ein Auto aber erst 2023 auf den neuen Besitzer zugelassen, greifen die aktuellen Förder-Richtlinien nicht mehr.
Derzeit erscheint es möglich, dass die Förderung von Plug-in-Hybriden (PHEV) in Deutschland mit Beginn des Jahres 2023 komplett entfällt. Ebenso denkbar sind Anpassungen bei den technischen Vorgaben, beispielsweise bei der minimalen elektrischen Reichweite. Im Gespräch sind auch Anpassungen bei der Dienstwagen-Besteuerung, die die Nutzung von Plug-in-Hybriden und Elektroautos derzeit deutlich begünstigt und daher großen Anteil am stark wachsenden PHEV-Anteil der letzten Jahre hat. Die momentane Ungewissheit trägt auf jeden Fall dazu bei, dass viele Kunden geplante Bestellungen verschieben oder sich trotz anderer ursprünglicher Planungen letztlich doch gegen einen Plug-in-Hybrid entscheiden.
Nur etwas besser sieht es bei den reinen Elektroautos aus: Hier wird zwar noch kein generelles Ende der Förderung diskutiert, aber eine Absenkung des Bundesanteils steht ebenso im Raum wie ein schärferer Kostendeckel. Bisher ist für letzteren der Grundpreis des Fahrzeugs maßgebend, in Zukunft könnte hier der Gesamtpreis entscheidend sein – damit würden einige Elektroautos, deren Grundpreis aufgrund überschaubarer Serienausstattung knapp unter 65.000 Euro bleibt, de facto aus der Förderfähigkeit herausfallen. Zumindest für Modelle wie den BMW iX1 (U11) dürfte diese Einschränkung keine wesentliche Rolle spielen, im Fall eines BMW i4 eDrive40 wird künftig möglicherweise genauer auf die Wahl der Sonderausstattungen geachtet.
Klar ist vor diesem Hintergrund nur, dass man auch im Münchner Vierzylinder sehr gespannt auf definitive Aussagen aus Wirtschafts- und Finanzministerium wartet: Die aktuelle Diskussion schadet nicht nur dem Verkauf im laufenden Jahr 2022, sie stellt auch ein Fragezeichen hinter die möglichen Elektro- und Hybrid-Anteile der nächsten Jahre. Sollten sich die Kunden aufgrund geringerer oder gar komplett entfallener Förderung wieder stärker auf reine Benziner und Diesel konzentrieren, wird aber auch die Einhaltung der EU CO2-Vorgaben deutlich erschwert, weshalb die Frage auch wirtschaftlich sehr relevant ist. Dass die aktuellen Fragezeichen auch in den Augen der Entscheider aller anderen Autobauer stehen, ist für BMW jedenfalls ein schwacher Trost.