Über Jahre hat Audi versucht und immer wieder vollmundig angekündigt, eines Tages größter Premium-Autobauer der Welt zu sein. Seit dem Diesel-Skandal fahren die Ingolstädter diesem Anspruch immer deutlicher hinterher, zuletzt war die VW-Tochter stets weit hinter der Konkurrenz von BMW und Mercedes unterwegs: Im Jahr 2021 fehlten Audi mehr als eine halbe Million Einheiten auf den Premium-Marktführer aus München. Nun hat sich Audi-Chef Markus Duesmann in einem Interview mit dem Handelsblatt zu einer konsequenten Hochpreis-Strategie bekannt, die keinen Platz für die Volumenmodelle am unteren Rand des Portfolios lässt – deshalb stellen die Ingolstädter nicht nur den einst als MINI-Rivalen gestarteten Audi A1 ein, auch das junge Einstiegs-SUV Audi Q2 wird nach nur einer Generation wieder eingestellt.
Mit dem Streichen der beiden günstigsten Modelle dürfte sich Audi auf absehbare Zeit auch aus dem Wettstreit um die Rolle des größten Premium-Anbieters verabschieden, denn gemeinsam standen A1 und Q2 in den letzten Jahren jeweils für Verkaufszahlen von weit über 150.000 Einheiten. Nun will der ehemalige BMW-Vorstand Markus Duesmann in seiner Rolle als Audi-Chef andere Segmente priorisieren, in denen die VW-Tochter noch mehr Marge einfahren kann – wobei man stets berücksichtigen muss, dass Audi auch bei Modellen wie A1 und Q2 eine höhere Marge als andere Premium-Anbieter im Segment einfahren können, weil die grundlegende Entwicklung der Fahrzeug-Architektur bereits in Wolfsburg stattgefunden hat.
An die Stelle des Einstiegs-Modells rückt durch den Entfall von A1 und Q2 wieder der Audi A3. Die seit 1996 angebotene Premium-Kompaktklasse auf Golf-Basis zählt seit über einem Vierteljahrhundert zu den Bestsellern im Audi-Programm und war für unzählige heutige Kunden größerer Baureihen der Einstieg in die Markenwelt der Ingolstädter. Man darf davon ausgehen, dass sein großer Erfolg auch entscheidend zur ursprünglichen Entwicklung von BMW 1er und Mercedes A-Klasse beigetragen hat.
Den Fokus legt Audi nun ganz offen auf teurere Modelle, womit die Marke auch insgesamt exklusiver wird und noch stärker ins Luxus-Segment rücken will. Hierzu soll unter anderem eine neue rein elektrische Luxuslimousine beitragen, die ab 2025 unter anderem gegen den Mercedes EQS und den BMW i7 antreten wird. Die Technik des kommenden Elektro-Flaggschiffs soll innerhalb des VW-Konzerns auch für sportlich-luxuriöse Modelle von Porsche und Bentley genutzt werden – für Kunden, die bisher zu A1 oder Q2 griffen, sind Fahrzeuge dieses Segments aber in der Regel unerreichbar.
(Fotos: Audi)