Auf der diesjährigen Verona Motor Bike Expo wurde die enorme Vielseitigkeit der BMW R 18 ein weiteres Mal unterstrichen, denn BMW Motorrad stellte gleich zwei exklusive Custom Bikes vor: die BMW R 18 M und die R 18 Aurora. Beide sind Projekte von BMW Motorrad Italien und wurden von italienischen Individualisierungs-Spezialisten entwickelt und aufgebaut. Die BMW R 18 ist seit Jahren eine beliebte Basis für Custom Bike-Projekte, wie unter anderem das bereits vor ein paar Monaten vorgestellte Bike „The Wal“ R 18 gezeigt hat. Mit seinem 1,8 Liter großen Boxermotor und der extrovertierten Optik ist der Cruiser schon in der Serie besonders, aber er beflügelt offenbar auch die Fantasie der Customizing-Szene.
Die BMW R 18 M ist aus einer Idee des Redaktionsteams des italienischen Magazins LowRide entstanden. M ist bei BMW traditionell ein wichtiger Buchstabe, auch bei Motorrädern. Er verkörpert sportliche Spitzenmodelle und bringt den Motorsport auf die Straße, was in diesem Jahr anlässlich des 50. Geburtstags der M GmbH auch auf zwei Rädern besonders gefeiert werden soll. Analog zu dieser Philosophie sollte die R 18 M stromlinienförmiger und sportlicher werden als ihre Ausgangsbasis, dabei aber nicht zu übertrieben wirken und eindeutig als R 18 erkennbar bleiben. Darum wurde die BMW R 18 M in Anlehnung an BMW Motorsport in den M-Farben auf weißem Untergrund lackiert.
Neben der Lackierung standen das Fahrwerk mitsamt seiner Abstimmung sowie die Karosserie im Fokus der Entwickler. Die Gewichtsreduktion und die durch eine veränderte Sitzposition steilere Fahrerhaltung sollten der R 18 ein spürbares Plus an Dynamik einhauchen. Die größte sichtbare Änderung dürfte die Modifikation der Auspuffrohre sein: Sie wurden deutlich verkürzt und verkleinert. Das eröffnet nicht nur mehr Sicht auf den Antriebsstrang, sondern ermöglicht zusätzlich extremere Schräglagen bei der Kurvenfahrt.
Im Gegensatz dazu verfolgte Garage 221 während der Entwicklung ihrer BMW R 18 Aurora ein anderes Konzept: Beauftragt von BMW Motorrad Roma sollte der Heritage-Geist stärker betont werden. Ziel war es analog zu den weich gezeichneten Motorrädern der 1970er-Jahre alle Anbauten nahtlos und harmonisch in die flüssigen Linien der R 18 einzufügen. Für die höchstmögliche Integrität konnten viele Bauteile anderen BMW Motorrädern entnommen werden. So stammt beispielsweise die Sitzbank von der BMW R 1200 C aus dem Jahr 2005, der Farbcode für die Karosserie entstammt einer BMW R 100 RT von 1983 und wurde lediglich in der Intensität modifiziert. Die Kotflügelhalterungen dagegen bestehen aus Blinkerhaltern der BMW R 100 von 1982 und aus dem Heckrahmen der BMW K 75 von 1991.
Apropos Kotflügel, sie sind der Blickfang der R 18 Aurora: Um den zentralen Bereich des Motorrads hervorzuheben, wurden sogenannte „Batwing“-Kotflügel montiert. Wie der Name suggeriert, haben die Karosserieteile eine verblüffende Ähnlichkeit zu den Flügeln einer Fledermaus. Der Auspuffanlage wurde ebenfalls besondere Aufmerksamkeit geschenkt, denn sie sollte nicht nur optisch zur kurvigen R 18 passen, sondern auch klanglich mehr Volumen bieten. Zu guter Letzt hat man den Ölkühlergrill angepasst, sodass er an die BMW Automobile der 1960er-Jahre mit ihren kompakten vertikalen Nieren erinnert.
Wie bei jedem anderen Custom Bike-Projekt gilt auch hier: Fahrzeuge wie die BMW R 18 M oder die R 18 Aurora wollen nicht jedem Betrachter gefallen. Aber für ihre Besitzer, die hier ihre Vorstellungen vom perfekten Motorrad verwirklichen konnten, sind sie oft das Höchste der Gefühle.