Mit dem Theatre Screen für die Luxusklasse der Zukunft präsentiert BMW auf der CES 2022 nicht weniger als einen Meilenstein des Fond-Entertainments. Schon einige Zeit vor der Premiere in Las Vegas durften wir uns im Münchner Forschungs- und Innovationszentrum der BMW Group einen eigenen Eindruck von dem System verschaffen, dessen herausragendes Merkmal ein 31 Zoll großes 8K-Display zur Unterhaltung der Fond-Passagiere ist. Im Vergleich mit dem bisherigen Fond-Entertainment Professional mit seinen beiden unabhängig bedienbaren 10,2 Zoll-Bildschirmen in den Lehnen der Vordersitze könnte der Unterschied kaum größer sein, was aber bei weitem nicht nur an der schieren Größe des Displays liegt.
Dank Blu-ray-Laufwerk, HDMI-Eingang für den eigenen Laptop oder die Spielekonsole sowie der Möglichkeit zu Internet-Nutzung und Live-TV ist das bisherige Fond Entertainment Professional bereits gut aufgestellt, aber natürlich sorgen die beiden relativ kleinen Displays niemals für ein ähnliches Flair wie im heimischen Wohnzimmer. Genau das schafft nun der dank 8K-Auflösung gestochen scharfe BMW Theatre Screen im 32:9-Format, der stets mit Amazon Fire TV ausgerüstet ist und daher auch unterwegs extrem abwechslungsreiche Unterhaltung bieten kann. Ein automatisierter Klappmechanismus lässt den Theatre Screen unter Einspielung eines von Hans Zimmer speziell komponierten Samples bei Bedarf aus dem Dachhimmel fahren und versenkt ihn wieder, sobald er nicht mehr benötigt wird.
Projektleiter Dr. Tarek Zaki formuliert sein Ziel ausgesprochen plastisch: Er wollte das unvergessliche Gefühl neu erlebbar machen, dass viele Kinder bei ihrem ersten Anblick der riesigen Leinwand in einem Kino haben. Dabei waren einige Herausforderungen zu bewältigen: Ein derart großer, frei schwebender und nicht gerade leichter Bildschirm muss beim Einsatz im Automobil verschiedene Sicherheitsanforderungen erfüllen und auch die Bedienung soll so intuitiv wie möglich sein. Eine weitere Herausforderung sind die großen Temperaturschwankungen, die ein Fahrzeug-Innenraum mit den Jahreszeiten in verschiedenen Klimazonen durchläuft.
Gerade deshalb war es wichtig, dass die Entwickler den Theatre Screen von Anfang an eingeplant haben. Das Display sorgt für ungewohnt viel Gewicht an einer der hierfür ungünstigsten Stelle im Fahrzeug, weshalb an anderen Stellen der Dachkonstruktion so viel Gewicht wie möglich eingespart werden sollte. Welche Fahrzeuge von Anfang an unter Berücksichtigung des BMW Theatre Screens konstruiert wurden und in Zukunft werden und um welches Fahrzeug es sich bei dem uns präsentierten Prototypen handelt, wollten die BMW-Ingenieure noch nicht verraten – die Vermutung, dass es sich dabei um den nächsten BMW 7er beziehungsweise den elektrischen Ableger i7 handeln könnte, liegt aufgrund der luxuriösen Platzverhältnisse und des kaum herausstehenden Kardantunnels allerdings ziemlich nah. Die Zielgruppe für das neue Rear Seat Entertainment ist zudem eindeutig die Luxusklasse, denn im niedrigeren Preisbereich möchte BMW langfristig lieber Optionen für eine möglichst reibungslose Integration vorhandener Geräte anbieten, damit Kunden auch während der Fahrt iPad & Co. bequem und sicher nutzen können.
Für eine jederzeit optimale Bild- und Tonqualität kann der Theatre Screen auf den Mobilfunkstandard 5G zurückgreifen, für die Audiowiedergabe können bequeme drahtlose Kopfhörer verbunden werden. Alternativ kann der Sound mit Einverständnis von Fahrer und Beifahrer auch über die Fahrzeuglautsprecher wiedergegeben werden. Im Prototyp war dafür das 4D Diamond Surround Sound System von Bowers und Wilkins verbaut, das mit seinen in die Sitze integrierten Shakern gerade bei bassigen Klängen schnell Gänsehaut verursachen kann. So entsteht tatsächlich eine Kino-Atmosphäre, wie man sie unterwegs praktisch nirgendwo sonst erleben kann.
Schon wenige Minuten im Fonds der Luxuslimousine reichen aus, um eines zu verstehen: Das Reisen auf langen Strecken oder auch nur das Gefahrenwerden durch die tägliche Rush-Hour in chinesischen Metropolen wird sich durch den BMW Theatre Screens zu einem emotionalen Erlebnis wandeln, wenn der passende Film Raum und Zeit vergessen lässt. Die Sitze sollen hierfür noch einige weitere Luxus-Highlights bieten, über die Entwickler aber momentan noch nicht sprechen wollen.
Weil Unterhaltung gerade im Fond eines BMW 7er (G70) oder i7 nicht alles sein wird, kann bei Bedarf auch ein Notebook per HDMI angeschlossen werden. Bei der Kopffreiheit müssen trotz des aufwendigen Klappmechanismus keine Kompromisse eingegangen werden: Im Prototyp war sogar zusätzlich das Panoramaschiebedach verbaut. In dieser Kombination wird der Screen direkt unter dem Glas versenkt und trat so im eingeklappten Zustand kaum aus dem Dachhimmel hervor. Die Position des Bildschirms lässt sich an die Bedürfnisse der Mitfahrer auf den Rücksitzen anpassen und berücksichtigt dabei jedes Mal die Position der vorderen Sitze, um Kollisionen zu vermeiden. Eine weitere Sicherheitsmaßnahme stellen die Rollos dar: Sobald der Theatre Screen benutzt wird, fahren die Rollos an der Heckscheibe elektrisch heraus – einerseits um hinterherfahrende Fahrzeuge nicht unnötig abzulenken, andererseits aber auch für noch mehr Kinoatmosphäre im Innenraum.
Für die Bedienung stehen in den hinteren Türen fest verbaute Touchscreens bereit. Sie sind den Fondpassagieren zugewandt und ungefähr so groß wie ein Smartphone. Alternativ kann der Theatre Screen direkt per Touchfunktion bedient werden. Eine Integration des Amazon- Sprachassistenten Alexa ist vorerst nicht vorgesehen. Falls hinten alleine gereist wird, lässt sich die Aufteilung der Bildschirminhalte frei justieren und beispielsweise nach rechts verschieben. Auch an die aktuelle Chip- und Halbleiter-Krise haben die Entwickler natürlich gedacht: Die Produktion des Theatre Screens ist bereits fest bei den Zulieferern eingeplant und sollte reibungslos funktionieren – dennoch ruht hier das letzte Fragezeichen, das den geplanten Marktstart Ende 2022 möglicherweise noch verzögern könnte.