Superlative sind dazu da, übertroffen zu werden: Mit dem Marktstart des BMW iX M60 im Juni 2022 knacken die Münchner erstmals die Marke von 1.000 Newtonmeter maximalem Drehmoment und machen damit plakativ sichtbar, welche Kraft im Elektro-Antrieb steckt. Wird die Launch Control genutzt, kann die Power-Variante des iX für bis zu zehn Sekunden sogar auf 1.100 Newtonmeter zurückgreifen. In welchen Leistungs-Dimensionen der neue BMW iX M60 unterwegs ist, macht aber auch eine andere Zahl deutlich: Allein der Elektromotor an der Hinterachse bringt es auf eine Spitzenleistung von 360 kW oder 489 PS! Addiert man die 190 kW oder 258 PS des E-Motors an der Vorderachse, ergibt sich ein theoretischer Wert von 747 PS, in der Praxis lässt sich aber zu keinem Zeitpunkt eine Systemleistung von mehr als 619 PS abrufen.
Doch ob 747 oder 619 PS dürfte im echten Leben kaum eine Rolle spielen, während man von mehr als 1.000 Newtonmeter Drehmoment in die Sitze gepresst wird. Seinem stattlichen Gewicht zum Trotz (auf eine offizielle Werksangabe müssen wir noch warten, aber mehr als 2,5 Tonnen sind es mit Sicherheit) beschleunigt der BMW iX M60 in nur 3,8 Sekunden von 0 auf 100 und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h – und während letzteres für ähnlich starke Verbrenner nichts anderes als Normalität wäre, ist im Umfeld eines Elektroautos durchaus eine Ansage: Im Vergleich zum bisherigen Topmodell iX xDrive50 mit immerhin 523 PS Systemleistung sprechen wir von stattlichen 50 km/h mehr Endgeschwindigkeit.
Rein äußerlich verzichtet der BMW iX M60 aller Performance zum Trotz auf einen ähnlich wuchtigen Auftritt wie beispielsweise ein BMW X5 M Competition (F95), der mit 625 PS und ebenfalls 3,8 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 die konventionell angetriebene Alternative zum M-iX darstellt: Abgesehen vom Sport-Paket, der BMW Individual Exterieur Line Titanbronze mit einigen schimmernden Details sowie schwarzen M-Logos bleibt die M-Version erstaunlich zurückhaltend. Wer etwas mehr Aufsehen erregen will, kann zu 22-Zoll-Felgen in Titan-Bronze greifen, aber die große Show will der BMW iX M60 offenbar anderen überlassen.
Wer die 619 PS und im regulären Dauer-Betrieb noch immer imposanten 1.015 Newtonmeter Drehmoment nur selten abruft, kann mit einem voll aufgeladenen BMW iX M60 bis zu 566 Kilometer gemäß WLTP-Zyklus zurücklegen. Möglich wird das dank des Lithium-Ionen-Akkus im Unterboden, der über eine Brutto-Kapazität von 111,5 kWh verfügt und mit bis zu 200 kW geladen werden kann. So können theoretisch innerhalb von 10 Minuten bis zu 150 Kilometer Reichweite “nachgetankt” werden. Einen wichtigen Beitrag zur hohen Reichweite leistet aber auch die Effizienz der von BMW in Eigenregie entwickelten E-Motoren, die auf einen Wirkungsgrad von 93 Prozent kommen.
Damit der BMW iX M60 nicht nur auf den Geraden noch schneller als die regulären iX-Varianten sein kann, erhält der Elektro-Kraftprotz unter anderem eine M-spezifische Abstimmung für die Zweiachs-Luftfederung. Während bei iX xDrive40 und xDrive50 Luxus und Komfort im Mittelpunkt stehen, soll der M60 spürbar sportlicher unterwegs sein und wesentlich mehr Agilität vermitteln. Wie gut das im Umfeld des trotz Carbon Cage nicht gerade leichten Power-SUV gelingen kann, zählt zu den spannendsten Fragen rund um den zweiten Elektro-M nach dem i4 M50.
Wer so viel Kraft auf so langen Strecken lokal emissionsfrei nutzen will, muss sich erwartungsgemäß mit einem stattlichen Preis arrangieren: In Deutschland liegt der Grundpreis bei 130.200 Euro. Damit kostet der BMW iX M60 volle 30.200 Euro mehr als der iX xDrive50, er bleibt aber auch mehr als 15.000 Euro unter dem Preis-Niveau des X5 M Competition – da letzterer trotz ähnlicher Abmessungen und Fahrleistungen auf eine völlig andere Zielgruppe ausgerichtet ist, soll diese Zahl aber nur zur ungefähren Einordnung des Preises dienen.