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BMW iX Flow: Neue Außenfarbe auf Knopfdruck? Kein Problem!

Einer der absoluten Hingucker der CES 2022 trägt den Namen BMW iX Flow und sorgt vor allem in natura für ungläubiges Staunen. Es handelt sich dabei um einen auf den ersten Blick ganz gewöhnlichen BMW iX, der allerdings mit einer sehr speziellen Folie versehen wurde. Diese erlaubt es dem Fahrzeug, die eigene Farbe fast wie ein Chamäleon zu wechseln. Verantwortlich für das Projekt ist neben BMW die Firma E Ink. Wir durften uns schon ein paar Wochen vor der CES einen ersten Eindruck von dem ungewöhnlichen Prototypen im Münchner FIZ verschaffen und konnten dabei mit eigenen Augen sehen, wozu die Folie in der Lage ist. Wer nun an ein reines Show-Car denkt, befindet sich zumindest teilweise auf dem Holzweg: Sollten die Reaktionen der Besucher auf der CES entsprechend ausfallen, könnte die E Ink-Folierung tatsächlich in Serie gehen oder zumindest häufiger zum Einsatz kommen.

Die Funktionsweise der flexiblen Folie ist vergleichbar mit den Displays von eBook-Readern: Unterschiedlich geladene Farbpigmente werden in die Folie integriert, bevor diese auf dem Fahrzeug verklebt wird. Werden diese Pigmente elektrischen Feldern ausgesetzt, verändern sie ihre Position und somit ihr Erscheinungsbild. Welche Farben dargestellt werden können, hängt von den bei der Herstellung gewählten Farbpigmenten ab. Da das elektrische Feld nur während des Farbwechsels benötigt wird, verbraucht die Technik insgesamt kaum Strom. Dadurch soll im Fall des Showcar-iX praktisch kein Reichweitenverlust feststellbar sein. Außerdem sollen die Folien erste Tests zur Widerstandsfähigkeit unter extremen Witterungsbedingungen bereits erfolgreich bestanden haben, schließlich erfordert die Außenhaut eines Fahrzeugs eine ganz andere Robustheit als ein eBook-Reader.

Der BMW iX Flow auf der CES 2022 kann “nur” zwischen den Farben Schwarz und Weiß wechseln. Der Musterung ist jedoch kaum eine Grenze gesetzt, denn der iX wurde mit insgesamt 60 Folien beklebt, von denen sich 20 auf den Felgen befinden. Die einzelnen Fragmente auf der Karosserie sind dreieckig, denn die Folien bieten nur eine begrenzte Flexibilität. Starke Krümmungen, wie sie an den vier äußeren Ecken des Fahrzeugs vorkommen, waren daher eine der größten Herausforderungen während der zweijährigen Entwicklungszeit. Die Unterteilung in einzelne Folienstücke bietet noch einen weiteren Vorteil: die Verbindungen zwischen den einzelnen Folien stellen einen elektrischen Widerstand dar. Dadurch können auch fließende Effekte erzeugt werden: Der iX Flow kann nicht nur weiß werden und währenddessen schwarze Rennstreifen zeigen, er kann auch die Speichen der Felgen wie einen Ladekreis blinken lassen und gleichzeitig das gesamte Fahrzeug von vorne nach hinten wellenartig die Farbe wechseln lassen. Gesteuert wird das System mithilfe einer Smartphone-App.

Was sich im ersten Moment nach Spielerei anhört, kann durchaus praktische Mehrwerte bieten: Im Falle des BMW iX und anderer Elektroautos könnten mit der Folie der Ladezustand und die Ladegeschwindigkeit angezeigt werden, wenn das Fahrzeug gerade an einer Ladesäule steht. Auch Einsatzfahrzeuge von Polizei, Feuerwehr, Notarzt und anderen Rettungsdiensten könnten mit der E Ink Folierung zusätzlich sichtbar gemacht werden. Bei starker Sonneneinstrahlung könnte das Fahrzeug weiß werden, um eine Aufheizung des Innenraums zu verringern und umgekehrt könnte die Folie im Winter durch eine schwarze Außenfarbe dafür sorgen, dass möglichst viel Wärme gespeichert wird.

Als weitere Spielerei könnte das Fahrzeug je nach Fahrmodus eine andere Farbe annehmen und dem Besitzer so ein unauffälliges Mitschwimmen im Verkehr ebenso ermöglichen wie einen extrovertierten Auftritt. Die Entwickler des iX Flow sind sich nämlich sicher, dass die Steuerung der Folie ohne Probleme in das integrierte Infotainmentsystem eingebaut werden könnte und für verschiedenste Einsatzgebiete geeignet ist. Denkbar wäre auch die flexible Darstellung eines Kennzeichens an Fahrzeugen wie dem BMW i Vision Amby, die durch ihre variable Höchstgeschwindigkeit gesetzlich weder Fahrrad noch Motorroller sind und daher nicht permanent ein Kennzeichen brauchen. Vorerst bleibt es zwar beim Showcar, aber das letzte Wort ist in dieser Frage mit Sicherheit noch nicht gesprochen.

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