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Fahrbericht BMW 4er Gran Coupé: Das große 4×4

Seit einem Jahr ist die zweite Generation des BMW 4er im Handel, aber der wichtigste von drei Startschüssen fällt erst mit dem Marktstart des neuen BMW 4er Gran Coupé (G26) am 13. November 2021. In der Praxis kommen die konventionell angetriebenen Varianten des viertürigen 4ers so zeitgleich mit dem Elektroauto i4 in den Handel, obwohl letzteres schon viel früher präsentiert wurde. Für den ersten Fahrbericht durften wir ans Steuer des Topmodells BMW M440i xDrive, das mit seinem 3,0 Liter großen Reihensechszylinder einen unüberhörbaren Gegenentwurf zum lautlosen i4 darstellt.

Äußerlich unterscheidet sich das BMW 4er Gran Coupé mit Verbrenner allerdings kaum vom elektrischen i4, was durchaus zur einen oder anderen Verwechslung führen könnte – zumindest so lange, bis der Blick auf die Endrohre am Heck fällt. Bei vielen anderen Details, angefangen mit den flächenbündig integrierten Türgriffen über die vier rahmenlosen Türen bis zur großen Heckklappe, gibt es hingegen keine Unterschiede zwischen 4er und i4. Der bequeme Einstieg in den Fond und der bequem zugängliche Kofferraum werden zuverlässig dafür sorgen, dass die meisten 4er-Kunden auch bei der zweiten Generation zum Gran Coupé greifen und sich damit gegen die zweitürigen Varianten entscheiden.

Dass sich die Kunden zwar gezielt für vier Türen, aber dennoch gegen einen 3er entscheiden, hat neben der exklusiveren und etwas dynamischeren Optik vor allem fahrdynamische Gründe: Im Vergleich zur klassischen 3er Limousine ist das BMW 4er Gran Coupé wesentlich unterhaltsamer für den Fahrer. Die Ursachen dafür sind vielschichtig, sie reichen von den zusätzlichen Versteifungen in Vorderwagen und Unterboden über eine breitere Spur bis hin zur angepassten Fahrwerksabstimmung mit sportlicherem Grundsetup. Beim Fahrwerk unterscheiden sich die zwei- und viertürigem 4er vor allem dadurch, dass die etwas sanfter angebundene Hinterachse des Gran Coupés den Komfort für Fond-Passagiere steigern soll – abgesehen davon hält der 4er auch mit vier Türen unverändert an seinem sportlichen Anspruch fest.

Neben vier Türen und vielen Vieren im Namen hat das von uns gefahrene BMW M440i Gran Coupé auch vier angetriebene Räder. Was manche Puristen durchaus kritisch sehen, haben die Entwickler ganz bewusst als Herausforderung akzeptiert: Wie schafft man es, das Fahrverhalten eines viertüriges Coupés mit Allradantrieb so nah wie möglich an das eines Hecktrieblers heranzubringen, ohne Allrad-Freunde vor den Kopf zu stoßen? Die Antwort ist eine xDrive-Abstimmung, die den Spagat zwischen Sicherheit und Fahrspaß noch etwas weiter ausreizt und die Kraft in den sportlichsten Setups so hecklastig verteilt, dass kleinere Ausfallschritte des Hecks beinahe jederzeit problemlos möglich sind.

Großen Anteil am hierbei erfahrbaren Gefühl der leichten Übermotorisierung hat natürlich der aufgeladene Sechszylinder, der im BMW M440i Gran Coupé von einem 8 kW oder 11 PS starken Startergenerator unterstützt wird. Wer die volle Kraft spontan abrufen will, kann wie im zweitürigen 4er den Sprint-Modus aktivieren: Ein langer Zug am Minus-Paddle aktiviert die Einstellung, die sofort alle Systeme auf einen nahenden Zwischensprint vorbereitet. Ähnlich wie ein Sprinter beim Start zum 100-Meter-Lauf gehen dann alle relevanten Beteiligten sofort in Startposition und warten nur noch darauf, dass der Fahrer die volle Leistung durch einen beherzten Tritt aufs Gaspedal auch wirklich abruft.

Die Freude am Fahren wird dabei dank der bewährten Kombination von längs montiertem und gerade unter Last auch immer gut vernehmbarem Reihensechszylinder, ausgeglichener Gewichtsverteilung, tiefem Schwerpunkt, breiter Spur und hochwertigen Technik-Komponenten wie demM Sportdifferenzial genauso groß geschrieben wie beim zweitürigen 4er Coupé. Dank gesteigertem Langstrecken-Komfort und vielseitigerer Nutzbarkeit im Alltag – neben den Fond-Türen zahlt hierauf auch der leichter zugängliche Gepäckraum mit 470 bis 1.290 Liter Stauraum ein – ergibt sich ein Gesamtpaket, das nicht ohne Grund seine Anhänger finden wird.

Dass für den Fahrer trotz beinahe identischem Exterieur nur wenig an den i4 erinnert, liegt nicht nur an der vollkommen anderen Charakteristik des Antriebsstrangs: Während das Cockpit des Elektro-4ers von Curved Display, weniger Tasten und iDrive 8 geprägt ist, kommt der Verbrenner-4er zumindest bis zum Facelift mit einem weniger futuristischen Setup. Wer nicht regelmäßig zwischen beiden Modellen umsteigt, wird hier aber sicher nichts vermissen – schließlich hat das BMW 4er Gran Coupé gerade als M440i jede Menge andere Reize für alle, die noch keine Lust auf den Wechsel zur E-Mobilität haben und sich stattdessen noch einmal einen BMW der alten Schule gönnen wollen.

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