SUV-Fans mussten lange auf eine scharfe M-Version von X3 und X4 warten, aber die Garchinger haben die Zeit offenbar gut genutzt: BMW X4 M und X3 M stehen nicht nur auf der Bestseller-Liste der M GmbH weit oben, sie verkaufen sich laut den internen Marktanalysen auch spürbar besser als die Haupt-Rivalen Mercedes-AMG GLC 63 und Porsche Macan Turbo. Mit dem Facelift 2021 erhalten die beiden Mittelklasse-SUV nun nicht nur eine noch markantere Optik, sondern auch technisch weiteren Feinschliff für eine erfolgreiche zweite Lebenshälfte. Für einen ersten Fahrbericht mit dem aufgefrischten Power-SUV durften wir ans Steuer eines BMW X4 M Competition (F98 LCI) in Sao Paulo Gelb.
Dass die Garchinger ihr Power-SUV in einer Farbe auf die Straße schicken, die erst vor wenigen Monaten als Launch-Farbe des neuen M4 Coupé (G82) für Furore sorgte, ist alles andere als Zufall: Einerseits liebt auch das BMW X4 M Facelift den extrovertierten Auftritt, andererseits teilt es sich durchaus wesentliche Technik mit dem flacheren zweitürigen Bruder. Neben Motor und Getriebe gilt das auch für große Teile der Performance-Optionen, die nun wie in M3 und M4 über das M Setup konfiguriert werden können. Verzichten müssen die SUV-Fahrer lediglich auf die zehnstufige Traktionskontrolle, aber diese ist mit Blick auf den Allradantrieb auch nicht erforderlich.
Das unumstrittene Herzstück des BMW X4 M Competition bleibt auch nach dem Facelift der 510 PS starke Biturbo-Reihensechszylinder S58, der seit der Modellpflege auch in X3 M und X4 M mit geschmiedeter Leichtbau-Kurbelwelle und vollen 650 Newtonmeter Drehmoment antritt. Dass es sich hierbei um mehr als ein kleines Update handelt, deutet die verbesserte Sprintzeit von 0 auf 100 an: 3,8 Sekunden stellen eine Verbesserung um erstaunliche drei Zehntelsekunden dar und übertrumpfen sogar den identisch motorisierten M4 Competition, wenn dieser nicht mit Allradantrieb ausgestattet ist.
Immer wieder faszinierend ist, wie stark sich das Wesen des BMW X4 durch die M-Kur verändert: Mit seiner akustischen Präsenz, seiner enormen Drehfreude und natürlich seinem satten Punch verwandelt der S58 den X4 in ein völlig anderes Fahrzeug. Wer alle Einstellungen in ihren sportlichsten Modus bringt, vergisst trotz hoher Sitzposition innerhalb weniger Kurven, dass er in einem Mittelklasse-SUV sitzt. Wie leichtfüßig der X4 M auf den Fahrer wirkt, hängt zu großen Teilen mit der Agilität zusammen, mit der der Sechszylinder durch das Drehzahlband eilt.
Als geniale Partner des S58 erweisen sich die Achtgang-Automatik und der Allradantrieb M xDrive. Letzterer kann im BMW X4 M zwar nicht auf reinen Hinterradantrieb getrimmt werden, mit seiner stark hecklastigen Kraftverteilung erlaubt er in den sportlicheren Modi aber dennoch spielerische Drifts und trägt so ganz entscheidend zur Agilität des über zwei Tonnen schweren Fahrzeugs bei. Den Entwicklern ist dabei eine überzeugende Abstimmung gelungen, weil der X4 den Fahrer nie vor unlösbare Aufgaben stellt, ihn aber auch niemals mit der für frühere Allradantriebe typischen Untersteuer-Tendenz langweilt.
Im Landstraßen-Einsatz ist es entsprechend schwer, das BMW X4 M Competition Facelift auch nur in die Nähe seiner Grenzen zu bringen: Abgesehen von extrem engen Kurven spielen das Gewicht und der im Vergleich zum M4 viel höhere Schwerpunkt praktisch keine Rolle. Stattdessen ertappt man sich dabei, wie man die Lenkung von ihrer sportlichsten Kennlinie zurück in Richtung Normalität stellt, weil das Power-SUV ansonsten fast schon nervös wirkt.
Und während die Performance des Top-X4 Eindruck hinterlässt, punktet er ganz nebenbei mit den Vorzügen eines Viertürers mit großem Laderaum. Genau deshalb haben die Entwickler beim Facelift auch an einer anderen Stellschraube für die Alltagsqualität gedreht: Die Spreizung zwischen den Modi des adaptiven Fahrwerks wurde nochmals vergrößert, um dem X4 M bessere Manieren anzutrainieren – im Fokus stand dabei nicht noch mehr Sportlichkeit, sondern ein spürbarer Komfort-Gewinn im regulären Betrieb, schließlich können auch M-Fahrer ihr Fahrzeug nicht immer auf perfektem Asphalt bewegen.
Dass der X4 M hier große Fortschritte gemacht hat, merkt man ohne direkten Vergleich am besten daran, dass er auch auf schlechtem Untergrund nicht übertrieben hart wirkt. Aber keine Sorge: Von Sänften-artigem Komfort bleibt der F98 auch nach dem Facelift ein gutes Stück entfernt, die sportliche Härte fühlt sich nun aber doch etwas gesünder an. So lassen sich in ruhigen Momenten auch Neuerungen wie das auf 12,3 Zoll gewachsene Infotainment-Display oder die neuen M-Anzeigen im Cockpit besser genießen. Und in Garching darf man sich sicher sein, einen der Bestseller des aktuellen Programms zu einem noch etwas runderen Gesamtpaket gemacht zu haben.