Halbleiter-Krise und Chip-Mangel wirken sich auch bei BMW immer stärker auf die Verfügbarkeit von Neuwagen aus. Immer mehr Sonderausstattungen können nicht länger angeboten werden, immer wieder muss die Produktion ganzer Werke unterbrochen werden. Die logische Konsequenz sind deutlich geringere Produktionszahlen als in normalen Zeiten, während die weltweite Nachfrage nach Überwindung der schlimmsten Corona-Befürchtungen eigentlich wieder einen höheren Absatz ermöglichen würde. Das führt nicht nur zu deutlich längeren Wartezeiten zwischen Bestellung und Übernahme des Fahrzeugs, sondern auch zu deutlich geringeren Rabatten für BMW Neuwagen-Käufer und Leasing-Kunden.
Der Hintergrund ist marktwirtschaftlich simpel zu erklären: Wenn sich eine konstante oder sogar steigende Zahl potenzieller Kunden um eine geringere Menge tatsächlich verfügbarer Neuwagen streitet, steigen automatisch die Preise für das nicht mehr in ausreichender Menge verfügbare und dadurch unterm Strich knapper gewordene Gut. BMW wird hier nur behutsam mit tatsächlichen Preissteigerungen in der Preisliste agieren, aber als Verkäufer wird der Autobauer dennoch das beste aus der Situation machen wollen: Wer wirklich einen individuell konfigurierten Neuwagen will, wird dafür in den nächsten Monaten tiefer in die Tasche greifen müssen als in der Vergangenheit – denn die von den Händlern gewährten Rabatte werden spürbar geringer ausfallen als bisher.
Um den Kunden eine Alternative zu bieten, wirbt BMW derzeit gezielt für sofort verfügbare Neuwagen. Diese bereits gebauten und beim Händler auf einen Käufer wartenden Fahrzeuge bringen im Moment einen zentralen Vorteil mit: Sie können tatsächlich wenige Tage nach dem Unterschreiben des Kaufvertrags in der Garage des Kunden stehen, während hinter den unverbindlichen Lieferfristen bei der Bestellung eines noch nicht gebauten Fahrzeugs immer größere Fragezeichen auftauchen.
Am Markt durchsetzbar sind die geringeren Rabatte freilich nur, weil neben BMW auch die Wettbewerber von Halbleiter-Krise und Chip-Mangel betroffen sind – und das allem Anschein nach in noch größerem Umfang als BMW selbst. Das aus Münchner Sicht erfreuliche Ergebnis der weniger stark rabattierten Neuwagen-Verkäufe zeigt sich bei der Marge des Segments Automobile, die zuletzt per Gewinnwarnung nach oben korrigiert werden “musste”.
Nach einem internen Schreiben von BMW rechnen die Münchner damit, dass sich die aktuelle Verknappung der Produktions-Möglichkeiten nicht vor Ende 2022 entspannt. Wer also momentan beim Neuwagen-Kauf auf ähnlich hohe Rabatte wie in der Vergangenheit spekuliert, sollte viel Geduld mitbringen – oder die Hoffnungen gleich ganz begraben. Im zweiten Schritt wird sich die Verknappung des Neuwagen-Angebots natürlich auch auf die Preise sofort verfügbarer, junger Gebrauchtwagen auswirken: Diese dürften tendenziell ebenfalls teurer werden, weil sie zur attraktiven Option für klassische Neuwagen-Kunden werden.
(Fotos: BMW)