Die Verantwortlichen im Münchner Vierzylinder müssen sich seit Jahren den Vorwurf anhören, dass sie nach der Einführung des BMW i3 2013 viel zu lange kein weiteres Elektroauto nachgelegt haben. Nachdem sich BMW durch Project i zunächst einen großen Vorsprung gegenüber der direkten Konkurrenz erarbeitet hatte, schien das Interesse am Thema für manchen Beobachter erloschen zu sein. Der amtierende BMW-Chef Oliver Zipse tritt dieser Wahrnehmung nun entgegen und stellt in einem Gespräch mit Automotive News Europe klar, dass es keinesfalls eine “Pause” gab.
Zwar mag ein solcher Eindruck beim einen oder anderen entstanden sein, tatsächlich stelle sich die Situation aber völlig anders dar: In der Lesart von Oliver Zipse war die “Pause” lediglich ein “Warten auf den richtigen Moment”. Gemeint ist damit der Zeitpunkt, zu dem die Nachfrage signifikant anzieht und Elektroautos in die Lage versetzt werden, größere Stückzahlen zu erzielen. Die unausgesprochene Aussage dahinter ist klar: Auch wenn BMW direkt nach dem i3 mehrere weitere Elektroautos auf den Markt gebracht hätte, wäre die Nachfrage dafür einfach noch nicht groß genug gewesen, um sie auch in sinnvollen Stückzahlen und damit rentabel verkaufen zu können.
Seit dem Jahr 2020 sehen die Verantwortlichen der BMW Group weitaus bessere Chancen für eine zunehmende Verbreitung der Elektromobilität. Bis zum Jahr 2030 sollen 50 Prozent des weltweiten Gesamt-Absatzes auf reine Elektroautos entfallen, Fahrzeuge ohne einen zumindest teilweise elektrifizierten Antrieb werden spätestens dann in der Minderheit sein. Im Vergleich zu Volumenmarken wie Volkswagen ist diese Prognose allerdings noch zurückhaltend, die Wolfsburger erwarten für 2030 einen noch wesentlich höheren Elektroauto-Anteil.
Neben dem BMW i3 umfasst das aktuelle Elektroauto-Angebot der BMW Group auch den MINI Cooper SE, den iX3 und ab Ende des Jahres das Luxus-SUV iX und den Mittelklasse-Viertürer i4. Während der iX genau wie der i3 auf einer spezifischen Elektro-Plattform steht, handelt es sich bei den übrigen Modellen um Fahrzeuge, die technisch eng mit konventionell angetriebenen Modellen verwandt sind. Diesen Ansatz will BMW auch in Zukunft verfolgen, aber während bisher die Verbrenner im Fokus der Plattform-Entwicklung standen, soll mit der Neuen Klasse 2025 die erste gemeinsame BMW-Architektur für Verbrenner und Elektroautos eingeführt werden, bei der die Entwickler den Schwerpunkt auf die Erfordernisse von Elektroautos legen.