Spätestens nach den Leaks der letzten Tage ist das Design des neuen BMW 2er Coupé G42 ein offenes Geheimnis, aber vielleicht schärft gerade dieser Umstand den Blick auf das Wesentliche: Während die Optik bei manch anderem Kompaktsportler im Mittelpunkt steht, weil er unterm Blech nichts anderes zu bieten hat als ein Technik-Layout wie in Golf & Co., bleiben die Highlights des 2er Coupés generell unter der Außenhaut verborgen. Im Gegensatz zu allen anderen Fahrzeugen des Segments ist das 2er Coupé auch in seiner zweiten Generation ein waschechter BMW mit ausgeglichener Gewichtsverteilung, längs montiertem Motor mit vier oder sogar sechs Zylindern in Reihe – und natürlich Hinterradantrieb oder zumindest stark hecklastig ausgelegtem Allradantrieb.
Möglich wird der technische Sonderweg durch die Nutzung der Cluster-Architektur CLAR, wie sie unter anderem auch bei BMW 3er und 4er zum Einsatz kommt. Mit dem aktuellen 1er oder anderen 2er-Varianten hat das zweitürige 2er Coupé außer dem Namen also nichts gemeinsam, stattdessen setzt es auf die klassische Münchner Rezeptur für echte Freude am Fahren. Die Nähe zum 3er zeigt sich allerdings bei den Abmessungen: Mit einer Länge von knapp 4,54 Meter ist das BMW 2er Coupé fast elf Zentimeter länger als der Vorgänger und überragt sogar das 2er Gran Coupé, obwohl dieses mit vier Türen und wesentlich geräumigerem Innenraum antritt.
Passend zur völlig eigenständigen Technik-Rezeptur ist auch der Auftritt des BMW 2er Coupé G42: Extrovertierte Lackierungen wie Brooklyn Grey die Launch-Farbe Thundernight Metallic betonen die Rolle als unangepasster Individualist, die von den grundlegenden Proportionen mit langer Haube und weit nach hinten versetztem Greenhouse ebenso unterstrichen wird wie von Details wie den weit ausgestellten Radhäusern und der Motorhaube mit Powerdome. Kein Zweifel: Wer einfach nur einen normalen Kompaktklasse-Vertreter fahren will, muss nicht zum 2er greifen. Wer hingegen auf der Suche nach etwas Besonderem ist, sowohl technisch als auch optisch, der ist hier genau richtig.
Genau wie im neuen 4er kommen auch im BMW 2er 2021 zahlreiche Verstrebungen zum Einsatz, die die Verwindungssteifigkeit der Karosserie wesentlich erhöhen. Für wesentlich mehr Fahrdynamik wurde außerdem die Spurweite deutlich erhöht, im Vergleich zum Vorgänger sind es 31 Millimeter an der Hinterachse und sogar 54 Millimeter an der Vorderachse. Mit seiner eigenständigen Fahrwerkstechnik übertrifft der neue BMW M240i xDrive seinen Vorgänger bei der Spurweite sogar um 35 Millimeter hinten und 63 Millimeter vorn. Diesen Maßnahmen, den größeren Abmessungen und der umfassenderen Ausstattung zum Trotz ist das Leergewicht nur um 50 Kilogramm gestiegen, das Einstiegsmodell 220i mit 184 PS und 300 Newtonmeter Drehmoment bringt somit 1.490 Kilogramm auf die Waage.
Dass das vorläufige Topmodell 200 Kilogramm mehr auf die Waage bringt, ist zumindest teilweise eine vorübergehende Erscheinung: Der zunächst nur mit Allradantrieb xDrive erhältliche BMW M240i wird später auch in einer wesentlich leichteren Variante mit reinem Hinterradantrieb angeboten. Dennoch ist klar, dass sein 374 PS starker Reihensechszylinder und Bauteile wie die leistungsfähigere Bremsanlage für ein spürbar höheres Gewicht als beim nicht einmal halb so starken Einstiegsmodell sorgen.
Als dritte Motoren-Option zum Marktstart im Januar 2022 geht das BMW 220d Coupé an den Start, das den bewährten Vierzylinder-Diesel B47 unter der Haube trägt und zunächst der einzige G42 mit 48-Volt-Bordnetz ist. Bei den Fahrleistungen liegt der 190-PS-Diesel mit einer Zeit von 6,9 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 erwartungsgemäß zwischen den beiden Benzinern: Der 220i ist mit 7,5 Sekunden etwas langsamer, während der fast doppelt so starke BMW M240i xDrive mit einer Werksangabe von 4,3 Sekunden in einer völlig anderen Liga spielt.
Im Sommer 2022 wird das Motorenprogramm um das BMW 230i Coupé erweitert, das mit 245 PS und 400 Newtonmeter Drehmoment sowie optionalem Hinterachs-Sperrdifferenzial antreten wird. Verantwortlich für den Vortrieb ist hier bereits der B48 ZIK mit zylinderkopfintegriertem Abgaskrümmer. Genau wie bei allen anderen G42-Varianten zählt die Achtgang-Automatik von ZF zum Serienumfang, ein Handschalter ist nach unseren Informationen nicht geplant – einzige Ausnahme könnte der BMW M2 G87 werden.
Im Innenraum erinnert nicht nur der Automatik-Wählhebel an 3er und 4er, auch sonst präsentiert sich das fahrerorientierte Cockpit beinahe als exakte Kopie des aktuellen Münchner Mittelklasse-Interieurs. Feine Details wie die hinterleuchteten Türtafeln sorgen auf den zweiten Blick für eine gewisse Abgrenzung von den großen Brüdern, aber prägende Elemente wie das bis zu 12,3 Zoll große Instrumenten-Display oder das bis zu 10,25 Zoll große Infotainment-Display sind direkt aus 3er und 4er übernommen.
Wie angekündigt sorgt die Produktion im Werk San Luis Potosì für einen leicht verzögerten Europa-Marktstart im Januar 2022. Die Preise beginnen in Deutschland bei 39.700 Euro für den 220i, 42.800 Euro für den 220d und 56.000 Euro für den M240i xDrive. Wie sich das Gesamtpaket BMW 2er G42 fährt, durften wir schon vorab am Steuer getarnter Prototypen erleben.
Nicht ganz so sportlich wie der M240i, aber ebenfalls sehr markant tritt das BMW 2er Coupé G42 auch als 220i in Mineralweiß Metallic auf. Bei den Felgen handelt es sich um die 19 Zoll großen Leichtmetallräder im Styling 783 Bicolor: