Die Nähe zwischen Motorsport- und Serien-Fahrzeugen wird immer wieder heiß diskutiert: Für Autobauer wie BMW ist eine möglichst direkte Verwandtschaft nicht nur aus Marketing-Gründen wichtig, auch die Kosten des Rennsport-Engagements sind bei der Nutzung von in Großserie produzierten Komponenten erheblich niedriger. Dennoch ist völlig klar, dass die Anforderungen an einen Rennwagen völlig andere sind als die an einen Straßen-Pkw – und die Diskrepanz zwischen beiden Varianten wird mit jeder höheren Klasse des Motorsports immer größer. Für das vor wenigen Wochen endlich offiziell bestätigte BMW LMDh-Comeback stellt M- und Motorsport-Chef Markus Flasch nun dennoch eine gewisse Nähe zur Serie in Aussicht, was in zweifacher Hinsicht interessant ist.
Im Gespräch mit dem Motorsport-Magazin sagt Flasch ausdrücklich, dass die Technik des LMDh-Rennwagens einen Bezug zu dann erhältlichen Serienfahrzeugen haben soll. Mit anderen Worten: Spätestens 2023 wird die M GmbH einen sehr sportlichen Power-Hybrid auf die Straße schicken, der zumindest eine gewisse Nähe zu den LMDh-Rennwagen haben könnte. Zur Erinnerung: In der LMDh-Klasse kommen laut Reglement Hybrid-Antriebe zum Einsatz, bei denen ein Verbrennungsmotor die Hauptlast der Systemleistung von rund 680 PS trägt.
Da nur rund 50 PS auf den Elektro-Antrieb der Hybrid-Rennwagen entfallen und diese Technik für alle LMDh-Teams vom gleichen Hersteller kommt, dürfte sich der versprochene Bezug zur Serie eher auf den Verbrenner und das generelle Konzept eines voll auf Performance getrimmten Hybrid-Antriebs beziehen. Auch bezüglich des Verbrenners macht Markus Flasch eine spannende Aussage im Gespräch mit dem Motorsport-Magazin: Der Motor sei bereits fertig!
Blickt man in das aktuelle Motoren-Lineup der BMW Motorsport-Abteilung, kommt diese Aussage durchaus überraschend: Zur Wahl stehen demnach eigentlich nur der P58 genannte Reihensechszylinder aus dem BMW M4 GT3, der 4-Liter-V8 des M8 GTE – und der offiziell nicht mehr genutzte Vierzylinder-Turbo P48, der für die DTM 2019 und 2020 entwickelt wurde. Alle genannten Motoren haben Bezüge zu Großserien-Triebwerken, die aber bisher nicht Bestandteil eines Performance-orientierten Hybrid-Antriebs sind.
Außerdem bestätigt Markus Flasch, dass die bisherige Fokussierung der Kommunikation auf Daytona und andere US-Einsätze keine Entscheidung gegen Le Mans ist. Selbstverständlich ist es eine Option, einen einmal realisierten LMDh-Prototypen mit Chancen auf den Gesamtsieg auch beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans an den Start zu bringen – und ehrlich gesagt spricht allen Reibereien mit dem Le-Mans-Veranstalter ACO sehr sehr wenig dafür, sich diesen öffentlichkeitswirksamen Aufschlag entgehen zu lassen.