Noch ist es “nur” eine Studie, aber in München und Stuttgart dürfte man sich den Audi A6 e-tron dennoch ganz genau ansehen: Die Ingolstädter machen ihre Business-Limousine 2022 zum Elektroauto und zielen damit auf ein Segment, in dem sich die Rivalen bisher auf weit weniger konkrete Ankündigungen beschränken. Zwar soll die Elektro-Limousine Mercedes EQE noch in diesem Jahr gezeigt werden und auch der BMW i5 auf 5er-Basis wurde bereits offiziell bestätigt, Fotos oder andere Spezifikationen lassen aber voraussichtlich noch einige Zeit auf sich warten.
Basis des für Ende 2022 angekündigten Audi A6 e-tron ist die PPE genannte Premium Platform Electric, eine speziell für hochwertige Elektroautos entwickelte Fahrzeug-Architektur des VW-Konzerns. Mit PPE sollen sich sowohl Elektro-SUV als auch flachere Limousinen-Konzepte wie der Audi A6 realisieren lassen. Die 4,96 Meter lange Business-Limousine erstreckt sich auf einer Breite von 1,96 Meter und ist mit 1,44 Meter sogar etwas flacher als der aktuelle A6 mit konventionellem Antrieb, die Proportionen dürften also auch im echten Leben überzeugen und den A6 e-tron satt auf der Straße stehen lassen.
In seinen Reichweiten-stärksten Varianten soll der Audi A6 e-tron mit einer Akku-Ladung mehr als 700 Kilometer gemäß WLTP schaffen, für die sportlichen Topmodelle kündigen die Ingolstädter Sprintzeiten von unter 4 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h an. Mit einem cW-Wert von 0,22 wollen die Ingolstädter außerdem ihre Aerodynamik-Kompetenz unterstreichen. Dass sie den cW-Wert von 0,20 des Mercedes EQS dabei recht deutlich verfehlen, ist angesichts des dennoch sehr guten Wertes sicher verschmerzbar.
Ungewöhnlicher für Audi ist das Antriebskonzept der Modelle ohne Allradantrieb: Während der Audi A6 bisher auf einer Frontantriebs-Architektur stand und die Hinterräder nur bei den quattro-Modellen mit Kraft versorgte, kehren die Ingolstädter dieses Konzept nun um. Wie bei den meisten Elektroautos, deren Entwicklung mit einem weißen Blatt Papier begonnen wurde, haben sich die Ingenieure auch beim Audi A6 e-tron für Heckantrieb als Grundkonzept entschieden: An der Hinterachse wird bei allen Modellen ein E-Motor platziert, an der Vorderachse ist der Antrieb optional.
Für das nun präsentierte Concept Car verspricht Audi einen Allrad-Antrieb mit einer Systemleistung von 350 kW (476 PS) und 800 Newtonmeter System-Drehmoment. Auch abgesehen von derart potenten Antrieben soll der Audi A6 e-tron zügige Beschleunigungswerte liefern: Auch dank des Wechsels von Front- auf Heckantrieb sollen schon die Basismodelle in unter sieben Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen können.
Welche Zahlen Ende 2022 tatsächlich in Katalog und Preisliste stehen, bleibt abzuwarten. Bis dahin dürfte auch wesentlich klarer sein, mit welchen Technik-Paketen Mercedes EQE und BMW i5 dagegenhalten wollen. Klar ist aber schon jetzt: Den bisherigen Vorteil des Hinterradantriebs müssen sich BMW und Mercedes in Zukunft mit Audi teilen.
(Fotos: Audi)