Auch wenn im Automobilbau seit Jahren vor allem von Aluminium und Carbon gesprochen wird, ist Stahl nach wie vor ein wesentlicher Bestandteil von so gut wie jeder Fahrzeug-Karosserie. Auch bei der BMW Group laufen Jahr für Jahr Millionen Autos vom Band, die ihre angestrebten Eigenschaften ohne Stahl niemals oder nur zu deutlich höheren Kosten erreichen könnten. Angesichts hunderter Tonnen verbauten Stahls pro Jahr fällt auch die zur Stahl-Produktion benötigte Energie wesentlich ins Gewicht. Genau hier setzt die Investition in das Startup Boston Metal an, denn die Amerikaner wollen bis zur Mitte des Jahrzehnts ein Verfahren zur CO2-freien Stahlproduktion auf den Markt gebracht haben.
Der wesentliche Unterschied zur üblichen Stahl-Produktion dreht sich um die energieintensive Erhitzung in den Hochöfen. Boston Metal setzt hier auf Elektrizität aus erneuerbaren Quellen und ermöglicht so eine CO2-freie Herstellung. Das innovative Verfahren funktioniert nachweislich und ermöglicht die Produktion hochwertigen Stahls zu wettbewerbsfähigen Preisen. Nun wird es auf eine Nutzung im industriellen Maßstab vorbereitet. Für die BMW Group, die allein in ihren europäischen Presswerken jährlich mehr als eine halbe Million Tonnen Stahl verarbeitet, wäre eine CO2-freie Stahl-Produktion eine Maßnahme, die pro Jahr einen Einspar-Effekt von rund zwei Millionen Tonnen CO2-Emissionen bringen könnte.
Einige weitere wesentliche Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz hat die BMW Group schon vor Jahren umgesetzt. So werden heute sämtliche Stahlabfälle, etwa der Verschnitt beim Ausstanzen von Teilen in den Presswerken, entweder direkt vor Ort wiederverwendet oder für eine Verarbeitung zu neuem Stahl an die Lieferanten zurückgeschickt. Das dabei entstehende Sekundärmaterial ist an vielen Stellen problemlos einsetzbar und reduziert den Bedarf an neuem Stahl signifikant.
Seit 2019 ist die BMW Group an der Non-Profit-Organisation ResponsibleSteel beteiligt und hat gemeinsam mit anderen Partnern Nachhaltigkeitsstandards entwickelt, die den kompletten Prozess von der Mine über die Produktion bis hin zum Recycling im Blick haben. Der damals veröffentlichte Standard ist heute die Grundlage für Zertifizierungen der Lieferanten der BMW Group und verpflichtet diese, sich an zahlreiche Vorgaben zur Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards zu halten.
Dr. Andreas Wendt (Vorstand der BMW AG für Einkauf und Lieferantennetzwerk): “Wir ermitteln in unserem Lieferantennetzwerk systematisch diejenigen Rohstoffe und Komponenten, die die höchsten CO2-Emissionen in der Herstellung haben. Stahl gehört dazu, ist aber für die Automobilproduktion unentbehrlich. Daher haben wir uns im Bereich Stahl zum Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen in der Lieferkette kontinuierlich zu senken. Im Jahr 2030 sollen die CO2-Emissionen rund zwei Millionen Tonnen unter dem heutigen Wert liegen.
Uns ist wichtig, dass unsere Partner nachhaltiges Handeln fest verankert haben und Produktionstechnologien mit geringen CO2-Emissionen verwenden. Auch der Einsatz von Grünstrom hat eine große Wirkung. Wir arbeiten bereits heute mit Lieferanten zusammen, die für den Stahl, den sie für uns produzieren, ausschließlich Grünstrom verwenden.”
Tadeu Carneiro (Chairman und CEO von Boston Metal): “Unsere Investoren erstrecken sich über die gesamte Stahl-Wertschöpfungskette, von den vorgelagerten Bergbau- und Eisenerzunternehmen bis hin zu den nachgelagerten Endkunden. Sie bestätigen Boston Metals innovativen Prozess zur Herstellung von hochwertigem Stahl, zu wettbewerbsfähigen Kosten und in großem Maßstab.”