Der MINI gibt sich auch als Elektroauto als typischer Kleinwagen für die Stadt: Der MINI Cooper SE erfreut sich momentan einer hohen Nachfrage und zählt für viele Kunden zu den attraktivsten Angeboten unter den elektrischen Kleinwagen – und das, obwohl der kleine Brite ganz sicher keine Reichweiten-Rekorde aufstellt: Im Langzeittest von Top Gear kommt der MINI Cooper SE je nach Tagesform auf eine Praxis-Reichweite von 97 bis 103 Meilen mit einer “Tankfüllung”. Das entspricht 156 bis 166 Kilometern und ist ziemlich weit von der im aktuellen WLTP-Zyklus ermittelten Reichweite von 225 bis 234 Kilometern entfernt, woran neben diversen Alltags-Faktoren sicher auch ein etwas schwererer Gasfuß bei den Top Gear-Kollegen einen Anteil haben dürfte.
Doch was nach wenig klingt, relativiert sich im Alltag der meisten MINI-Fahrer schnell: Wer den Kleinwagen vor allem für die urbane Fahrt zur Arbeit oder zum Einkaufen nutzt, kann das Elektroauto auch mit kaum mehr als 150 Kilometern Reichweite einige Tage am Stück ohne Aufladen fahren. Wer hingegen einen langen Weg zur Arbeit hat oder regelmäßig längere Strecken zurücklegen will, ist mit einem anderen Elektroauto mit größerem Akku wie dem BMW i3, einem Plug-in-Hybrid wie dem MINI Cooper SE Countryman oder einem klassischen Verbrenner zweifellos besser bedient.
Dass sich die im Vergleich zu so manchem Wettbewerber recht überschaubare Reichweite nicht zwingend negativ auf die Verkaufszahlen auswirken muss, glaubt man jedenfalls bei MINI: Für das Jahr 2021 erwarten die Briten, dass rund ein Drittel aller F56 mit rein elektrischem Antrieb verkauft werden. Die Benziner und Diesel befinden sich damit zwar noch in der Mehrheit, aber der Elektro-MINI ist praktisch genauso normal wie seine Brüder und Schwestern mit konventionellem Antrieb.
Generell wird die Bedeutung des Elektro-Antriebs bei der BMW-Tochter in den nächsten Jahren immer weiter zunehmen. Die MINI-Strategie sieht einen deutlichen Ausbau des Angebots elektrifizierter Modelle vor und beinhaltet neben diversen Crossover-Modellen auch echte Spaßmacher wie den rein elektrischen MINI John Cooper Works Electric. Klar ist, dass die Praxis-Reichweite bei allen künftigen Elektro-MINIs deutlich größer als beim aktuellen Cooper SE ausfallen wird: Wenn die Briten die aktuellste fünfte Generation der BMW eDrive-Antriebe implementieren, wird sich auch hier ein großer Sprung in die richtige Richtung ergeben.
Wie auch Top Gear feststellt, sollten sich Interessenten für den aktuellen Elektro-MINI F56 letztlich vor allem eine Frage stellen und ehrlich beantworten: Wie oft werde ich mit diesem Auto mehr als 150 Kilometer ohne zwischenzeitliche Lademöglichkeit fahren wollen? Wenn die Antwort darauf irgendwo zwischen “extrem selten” und “nie” liegt, dann ist der MINI Cooper SE auch mit einer Praxis-Reichweite von “nur” 150 Kilometern “mostly brilliant“.