Der immer näher rückende, aber in einigen Details weiter unklare Brexit bringt auch die BMW Group in Zugzwang. Vor allem die Produktion in England und der folgende Export aus Großbritannien wird offenbar zu einem Kostentreiber, den die Münchner nicht einfach hinnehmen können. Gegenüber dem Handelsbatt sprach Finanzvorstand Nicolas Peter von einem dreistelligen Millionenbetrag, der im Fall eines Austritts ohne Handelsabkommen durch dann in Kraft tretende EU-Zollschranken auf BMW zukomme. Auf ein solches Szenario müsse man reagieren und sei bereits darauf vorbereitet.
Eine kurzfristige Verlagerung der Produktion ist allerdings nicht so einfach, weshalb die kurzfristige Lösung eine andere wäre: Höhere Preise für Fahrzeuge, die in Großbritannien gebaut werden. Das betrifft alle im MINI Werk Oxford gebauten Modelle, wobei die BMW Group in den letzten Jahren bereits Entscheidungen gegen die britische Heimat der Kleinwagen-Marke getroffen hat und viele Modelle auch andernorts in großen Stückzahlen baut. So scheint es langsam aber sicher zur realen Option zu werden, nur noch Fahrzeuge für den britischen Markt vor Ort in England zu bauen. Das Produktionsvolumen im Werk Oxford müsste dann entsprechend reduziert werden, denn momentan wird ein großer Teil der dort gebauten Autos in alle Welt exportiert.
Mit völlig anderen Stückzahlen und auch weniger preissensiblen Kunden steht Rolls-Royce vor ganz ähnlichen Fragen wie MINI. Da die Luxusmarke ihre britische Herkunft noch stärker zelebriert als MINI und die zahlungskräftigen Kunden besser mit Preiserhöhungen umgehen können, ist eine Verlagerung der Produktion aus Goodwood aber derzeit kein Thema.
Für die BMW Group mit ihren beiden britischen Marken ist der Brexit seit Jahren ein wichtiges Thema, denn England zählt zu den größten Märkten und wichtigsten Produktionsstandorten des Unternehmens. Allein seit der Jahrtausendwende hat die BMW Group rund elf Milliarden Pfund in ihre Standorte auf der Insel investiert, auch das Motorenwerk in Hams Hall spielt dabei eine wichtige Rolle.
Ganz aufgeben will man die Hoffnung daher noch nicht: Finanzvorstand Nicolas Peter bringt gegenüber dem Handelsblatt die Hoffnung zum Ausdruck, dass die Verantwortlichen auch zwischen Weihnachten und Neujahr noch verhandeln und schließlich doch noch eine Lösung finden, die für Großbritannien und die EU akzeptabel ist.