Ab Anfang 2021 wird der amtierende BMW-Chef Oliver Zipse auch die Leitung des ACEA übernehmen. Die Association des Constructeurs Européens d’Automobiles ist ein Lobbyverband, der nicht nur in Brüssel die Interessen von 16 europäischen Automobil-Herstellern vertritt. In der breiten Öffentlichkeit tritt der Verband nur relativ selten in Erscheinung. Die Liste der Mitglieder entspricht praktisch dem Who-is-Who der in Europa aktiven Autobauer: BMW, Daimler, Fiat Chrysler Automotive, Ford, Hyundai, Jaguar Land Rover, PSA, Renault, Toyota, Volkswagen und Volvo lassen sich gemeinsam vertreten und stellen für Zeiträume von ein bis maximal zwei Jahren den Vorsitzenden. Außerdem sind auch Van-, Bus- und Truck-Hersteller wie DAF, CNH Industrial und Iveco mit an Bord.
Mit Oliver Zipse wird zum dritten Mal seit der Gründung im Jahr 1991 ein amtierender BMW-Chef die Leitung des ACEA übernehmen. 1992 war Eberhard von Kuenheim der erste ACEA-Chef, 1998 übernahm Bernd Pischetsrieder die Verantwortung. In den letzten sieben Jahren waren Renault-Chef Carlos Ghosn, Mercedes-Chef Dieter Zetsche und PSA-Chef Carlos Tavares für jeweils zwei Jahre an der Spitze des ACEA, zuletzt vertrat Fiat-Chrysler-Chef Michael Manley die Interessen der europäischen Autobauer.
Die Mitglieder der ACEA bündeln die Interessen eines der wichtigsten europäischen Industrie-Zweige: Mehr als 14,6 Millionen Europäer arbeiten europaweit direkt oder indirekt in der Autoindustrie, das sind 6,7 Prozent aller Arbeitsplätze Europas. In Summe generieren die Autobauer laut ACEA mehr als 440 Milliarden Euro Steuereinnahmen pro Jahr, für die EU entsteht allein durch die Autoindustrie ein Handelsüberschuss von 74 Milliarden Euro jährlich.
BMW-Chef Oliver Zipse wurde von den Mitgliedern zum neuen Vorsitzenden bestimmt und übernimmt den Vorsitz des ACEA mit dem Jahreswechsel. Seine normalerweise ein Jahr dauernde Amtsperiode kann im Dezember 2021 einmalig um ein weiteres Jahr verlängert werden. In seinem Eingangs-Statement betont er die größten Herausforderungen des Jahres 2021 und der Zukunft: Nachhaltigkeit, Kampf gegen den Klimawandel und Ausbau der Elektromobilität. Im Vergleich dazu rückt selbst die Beseitigung der Corona-Folgen deutlich in den Hintergrund:
Oliver Zipse: “2021 wird für die europäische Autoindustrie ein entscheidendes Jahr für den Übergang zu nachhaltiger Mobilität sein. Dieses Bestreben steht vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie, die die Weltwirtschaft und unseren Sektor hart getroffen hat. Wir sind von der Notwendigkeit überzeugt, branchenübergreifend und mit politischen Führern zusammenzuarbeiten, um den größten Effekt für die Bekämpfung des Klimawandels erzielen zu können. Alle Beteiligten müssen zu diesem übergeordneten Ziel der Emissionsreduzierung beitragen. Eine dringende Aufgabe ist der EU-weite Ausbau der Ladeinfrastruktur, um die tägliche Nutzbarkeit von Elektrofahrzeugen für Kunden in allen Mitgliedstaaten sicherzustellen. Darüber hinaus müssen wir die neuesten Innovationen für die gesamte Palette der Antriebstechnologien nutzen, um die Anforderungen aller Kunden zu erfüllen.”