Ungewohnt offen hat sich BMW-Designer Christopher Weil gegenüber australischen Medien zur Kritik am Look des neuen 4er G22 geäußert. Das im Sommer offiziell enthüllte und seit September verkaufte Mittelklasse-Coupé hat in den Online-Communities weltweit bereits viel Kritik einstecken müssen, wobei vor allem die markante Niere jede Menge Widerspruch ausgelöst hat. Christopher Weil ist seit rund einem Jahr als Leiter Exterieur-Design für die Optik der BMW-Modelle verantwortlich und hat im Gespräch mit carsguide.com.au einige interessante Aussagen gemacht.
Die Kernbotschaft lautet dabei, dass ein polarisierendes Design von Anfang an die Absicht hinter der Gestaltung des BMW 4er G22 war. Es ging also nie darum ein Auto zu schaffen, dass allen Betrachtern auf Anhieb gefällt: “Mit dem Design zu polarisieren hat auch sehr gute Seiten. Ich glaube wir haben genügend Autos im Programm, die klassische Themen ansprechen und klassische Schönheit transportieren, aber mit diesem Produkt wollen wir die Grenzen verschieben,” sagt Weil über den 4er. Bisher sei das Design von 3er und 4er nah beieinander gewesen, obwohl die beiden Fahrzeuge ganz andere Zielgruppen ins Visier nehmen. Ein 4er müsse deutlich ausdrucksstärker und progressiver als ein 3er sein, weil die Kunden genau das von einem sportlichen Coupé erwarten.
Dass der extrovertierte Ansatz nicht nur auf Gegenliebe stößt, kommt für Christopher Weil daher nicht überraschend. Entsprechend offen zeigt er sich auch für Ansätze zur Individualisierung, denn der eine oder andere Tuner hat bereits laut über ein weniger auffälliges Design nachgedacht. Da die Tuning-Szene normalerweise eher an einer weiteren Dramatisierung des Auftritts interessiert ist, deuten derartige Äußerungen eher darauf hin, dass die Designer in München den Bogen überspannt haben.
Für Christopher Weil ist das allerdings kein Problem: “Ich mag Customizing. Wir kennen aus dem Motorrad-Bereich und wenn die Leute denken, dass sie ihr Auto anders und noch individueller gestalten wollen um ihre Persönlichkeit noch besser zum Ausdruck zu bringen, sollen sie das natürlich machen.”
Auf die Spitze getrieben wurde das umstrittene 4er-Design mit dem BMW M4 G82. Dieser interpretiert die markante Doppel-Niere noch wuchtiger und hat wenig überraschend auch noch mehr Kritik hervorgerufen. Da sich die Front der Mittelklasse-Sportler aus Garching seit jeher nicht unterscheidet, erhält auf diesem Weg auch der BMW M3 G80 das eigentlich für den 4er gedachte Design.
Ob sich das Design-Team von BMW auf dem richtigen Weg befindet, können letztlich nur die Kunden entscheiden: Die Verkaufszahlen werden zeigen, ob die Zielgruppe den extrovertierten Ansatz zu würdigen weiß oder nicht.