Wer das autonome Fahren in hochkomplexen Umgebungen zur Realität machen will, braucht zunächst einmal eine Unmenge von Daten. Die dafür benötigte Armada von Sensoren wird auf den Fotos von aktuellen BMW 7er Prototypen sichtbar, denn die Versuchsträger sind praktisch rundum mit Messtechnik bepflastert – von Kameras über Ultraschall- und Radar bis hin zu Lidar-Sensoren. Gesammelt und erstverarbeitet werden die Daten mit Hilfe der komplexen Computer-Technik im Kofferraum. Die eigentliche Herausforderung des Autonomen Fahrens ist es, aus der Flut von gesammelten Daten ein möglichst exaktes Bild von der Realität rund um das Fahrzeug herum zeichnen und dabei ohne Fehler wichtige von unwichtigen Informationen trennen zu können.
Ohne Künstliche Intelligenz ist ein solcher Prozess nicht zu bewältigen: KI schafft es, Muster in bestimmten Daten zu erkennen und Situationen korrekt zu bewerten. Genau wie ein Autofahrer benötigt auch die Künstliche Intelligenz Erfahrungswerte, die ihr Hinweise auf das korrekte Verhalten in bestimmten Situationen liefern. Dabei muss sie jederzeit in der Lage sein, eine sich plötzlich verändernde Situation korrekt zu erkennen und angemessen auf die neue Herausforderung zu reagieren. Was erfahrene Autofahrer auch im unübersichtlichen Stadtverkehr oft intuitiv richtig machen, ist für die Technik zunächst eine Herausforderung – aber sie hat auch einen entscheidenden Vorteil: KI kann aus Situationen lernen, die sie selbst gewissermaßen nur vom Hören-Sagen kennt.
Genau hierfür sammelt die BMW Group seit Jahren riesige Mengen von Daten zur Auswertung mit Künstlicher Intelligenz. Mit Stand Oktober 2020 steht den KI-Anwendungen des Unternehmens eine von zahlreichen Fahrzeugen gesammelte Erfahrung von 250 Millionen Kilometern für das Data-Driven Development (D3) zur Verfügung. Neben Datensammlern der BMW Group tragen hierzu seit 2019 auch Kunden bei, die einer entsprechenden Weitergabe und Verarbeitung ihrer anonymisierten Daten zugestimmt haben.
Während vergleichsweise anspruchslose Situationen wie die gleichmäßige Fahrt auf der Autobahn nur wenige Erkenntnisse versprechen, werden aus anderen Daten besonders herausfordernde Szenarien gestrickt. So kann die KI hinter dem Autonomen Fahren Lösungsmuster erkennen und erlernen, um sich künftig in vergleichbaren Situationen ähnlich geschickt zu verhalten wie ein geübter Autofahrer. Besonders wichtig ist hierbei, dass die KI Ähnlichkeiten korrekt erkennt und ihre Bewertung einer Situation einfließen lässt, denn die beinahe unendliche Vielschichtigkeit der Realität macht ein konkretes Erlernen aller denkbaren Herausforderungen unmöglich.
Trainiert wird die Künstliche Intelligenz mit der BMW Group High Performance D3 Plattform, die die Daten auf über 230 Petabyte Speicherkapazität speichert. Verarbeitet und schließlich in einen Algorithmus für die KI gegossen werden die gesammelten Daten von einer Computerplattform mit mehr als 100.000 Prozessorkernen und über 200 GPUs. Getestet werden die trainierten Verhaltensmuster im BMW Group Autonomous Driving Campus in Unterschleißheim.