Der chinesische BMW-Partner Brilliance steckt in immer größeren Schwierigkeiten. Wie diverse Medien berichten, summieren sich die Schulden des Konzerns inzwischen auf über 18 Milliarden Euro, Anleihen in Höhe von mehr als zwei Milliarden Euro können derzeit nicht bedient werden. Mit anderen Worten: Der Brilliance Automotive Group droht die Insolvenz. Da die BMW Group seit vielen Jahren ein BBA (BMW Brilliance Automotive) genanntes Joint-Venture mit Brilliance betreibt, wird die Entwicklung in China natürlich auch in München aufmerksam verfolgt – Grund zur Panik sieht man dabei aber offenbar nicht.
Wie das Handelsblatt in einem ausführlichen Artikel berichtet, sind die sehr gut laufenden Geschäfte der BMW Group nicht direkt von der drohenden Brilliance-Insolvenz betroffen. Hintergrund der schlechten wirtschaftlichen Situation von Brilliance ist die anhaltende Vorliebe chinesischer Kunden für westliche Autos: Die günstigen Fahrzeuge aus heimischer Produktion sind für die Chinesen, die es sich leisten können, keine echte Alternative für westliche Premium-Produkte. Für Elektroautos hat sich die BMW Group ohnehin schon für einen neuen Partner entschieden: Der kommende Elektro-MINI für China wird gemeinsam mit Great Wall gebaut, der bisherige Partner Brilliance ist außen vor.
Nach bisherigen Planungen wird die BMW Group ihren Anteil am Joint-Venture mit Brilliance 2022 von 50 auf 75 Prozent erhöhen und dafür 3,6 Milliarden Euro zahlen. Mit dem größeren Anteil am Joint-Venture stehen BMW auch größere Teile der in China erwirtschafteten Gewinne zu – und die belaufen sich laut Handelsblatt allein im ersten Halbjahr des Corona-Jahrs 2020 auf rund 1,4 Milliarden Euro. Und die Entwicklung der letzten Jahre hat deutlich gezeigt, dass es in China großes Potenzial für weiteres Wachstum gibt.
Für die BMW Gr0up ist China seit Jahren der mit Abstand größte Einzelmarkt und einer der wichtigsten Wachstumstreiber: Auch wenn die Geschäfte in den USA oder Europa nicht wie geplant laufen, kann das scheinbar unaufhaltsame Wachstum in China die Zahlen in den positiven Bereich treiben. Durch die schnelle Überwindung der Corona-Krise wird sich die Position Chinas innerhalb der wichtigsten BMW-Märkte 2020 noch verstärken, denn anders als in den USA oder Europa wird der Vorjahreswert in China mit größter Wahrscheinlichkeit erneut deutlich übertroffen.
Wie sich der Absatz in den ersten drei Quartalen des Jahres 2020 auf die Regionen und Märkte verteilt, zeigt die folgende Grafiken. Weitere Einblicke haben wir gemeinsam in der Vorstellung des Quartalsberichts Q3 2020 zusammengefasst.