Heute endete in Hockenheim die Class-1-Ära der DTM. Die Erfolgsgeschichte von BMW in der DTM mit aktuellem Reglement endete allerdings schon erheblich früher, denn de facto waren die BMW M4 DTM der Konkurrenz seit über einem Jahr nicht mehr gewachsen und nur unter besonderen Umständen in der Lage, um Pole Positions, Podestplätze oder sogar Siege zu fahren. Im letzten Rennen gingen gleich die ersten sechs Plätze an Audi-Piloten, Jonathan Aberdein war als siebter bestplatzierter BMW-Pilot. Am Vortag war der Südafrikaner im vorletzten Rennen der Class-1-Ära auf Position 5 bestplatzierter BMW-Pilot, als Audi erneut einen Vierfach-Sieg feierte.
Auch insgesamt ist die Bilanz der abgelaufenen Saison ausgesprochen ernüchternd: 500 Punkte in der Hersteller-Wertung 2020 klingen nur so lange gut, wie man sie nicht mit den 1.253 Punkten von Audi vergleicht. Während die Ingolstädter an jedem einzelnen der neun Rennwochenenden mit jeweils 2 Rennen über 100 Punkte sammelten, gelang BMW dieses Kunststück in keinem einzigen Anlauf. Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass die BMW-Piloten auch beim Kampf um den Fahrertitel keine Rolle spielen konnten: Die drei schärfsten Verfolger von Meister René Rast waren ebenfalls in einem Audi unterwegs, Timo Glock hatte als letztlich fünftplatzierter zu keinem Zeitpunkt realistische Chancen auf den Titel. Auch in der Team-Wertung feierten die Teams Abt, Rosberg und Phoenix einen Dreifach-Sieg für Audi.
Für BMW Motorsport endet mit der Class-1-Ära eine Zeit, die aufgrund der großen Turbo-Historie von BMW mit großen Hoffnungen verbunden war. Schon im vergangenen Jahr zeigte sich aber, dass die siebte und bisher letzte Technik-Generation der DTM von Audi besser umgesetzt wurde als von BMW. In den Saisons 2019 und 2020 feierten die Ingolstädter insgesamt 26 Siege, BMW kommt nur auf 8 – davon ganze 2 in der letzten Saison. Auch bei den Podestplätzen ist die Dominanz der Audis bei einem Verhältnis von 39 zu 9 überdeutlich.
An die ersten erfolgreichen Jahre nach dem Comeback von BMW 2012 konnten die Münchner seit Jahren nicht mehr anknüpfen: Auf die Fahrertitel 2012, 2014 und 2016 sowie die Herstellertitel 2012, 2013 und 2015 folgten deutlich zu viele Saisons ohne Titel für BMW.
Die offiziellen Stimmen zum Ende der DTM 2020 und der Class-1-Ära lesen sich wie folgt:
Jens Marquardt : „Nach dem letzten Rennen der Class-1-Ära der DTM kommt bei uns allen ein wenig Wehmut auf. Seit unserem DTM-Comeback 2012 haben wir bei BMW Motorsport eine großartige Zeit gehabt und viele Titel und Siege gemeinsam gefeiert. Leider ist die Saison 2020 für uns aus sportlicher Sicht nicht nach Wunsch verlaufen – daran konnten auch die beiden Finalrennen in Hockenheim nichts ändern. Dennoch geht ein großes Dankeschön an das gesamte Team für seinen unermüdlichen Einsatz, die pure Leidenschaft und Bereitschaft, bis zum Schluss zu kämpfen und jederzeit alles zu geben – egal ob Sieg oder Niederlage, diese Mentalität ist das, was uns bei BMW antreibt und jede Situation meistern lässt. Aber auch unseren langjährigen und geschätzten DTM-Partnern möchte ich an dieser Stelle Danke sagen für Ihre Treue und Unterstützung sowie die tolle Zusammenarbeit in den letzten Jahren. Ich persönlich werde ab jetzt als Fan die zukünftigen Rennen von BMW Motorsport verfolgen. Gratulation an René Rast zu seinem dritten DTM-Meistertitel. Er hat der Rennserie in den vergangenen Jahren seinen Stempel aufgedrückt.“
Marco Wittmann (#11 Schaeffler BMW M4 DTM, BMW Team RMG, Startplatz: 16., Rennergebnis: 11. Platz, Fahrerwertung: 9., 95 Pkt.): „Ich hatte auf einen versöhnlichen Abschluss der Class-1-Ära gehofft, aber leider waren wir am gesamten Wochenende nicht wirklich konkurrenzfähig. Vor diesem Hintergrund bin ich aus rein sportlicher Sicht ehrlich gesagt froh, dass diese schwierige Saison vorbei ist. Aber ich blicke gleichzeitig sehr zuversichtlich in die Zukunft, auch nach dem, was Gerhard Berger und sein Team an diesem Wochenende an Plänen für die kommenden Jahre vorgestellt haben. Das sieht alles sehr vielversprechend aus. Ein ganz großer Dank geht an das gesamte Team, sowohl bei RMG als auch bei BMW Motorsport. Dass sie diese Saison unter den stark erschwerten Pandemie-Bedingungen durchgezogen haben, verdient höchsten Respekt. Die letzten Monate mit den vielen aufeinander folgenden Rennen waren für sie sehr hart. Teilweise sind sie zwischen den Rennen überhaupt nicht nach Hause gekommen. Von daher haben wir uns jetzt alle erstmal eine Pause verdient.“
Timo Glock (#16 iQOO BMW M4 DTM, BMW Team RMG, Startplatz: 9., Rennergebnis: 8. Platz, Fahrerwertung: 5., 120 Pkt.): „Es ist natürlich schade, dass die DTM, wie wir sie kennen, nun zu Ende geht. Aber irgendwo geht immer mal eine Tür zu und dafür eine andere auf. Deswegen muss man nach vorne schauen und abwarten, was die Zukunft bringt. Es ist natürlich nur ein kleiner Trost, dass ich als bester BMW Fahrer die Saison abschließe, weil es nicht unser Ziel war, Fünfter zu werden. Audi hat in diesem Jahr einfach einen besseren Job gemacht, das muss man anerkennen. Wenn ich an das letzte Jahr zurückdenke, bin ich aber mit meiner Leistung ganz happy. Ich kann mich nur bei meinen Jungs und dem ganzen RMG Team bedanken. Alle haben in den letzten Jahren einen super Job gemacht und mir immer ein super Auto zur Verfügung gestellt. Deshalb gehe ich am Ende mit einem lachenden und einem weinenden Auge aus dieser Saison.“
Lucas Auer (#22 BMW Bank M4 DTM, BMW Team RMR, Startplatz: 14., Rennergebnis: 16., Fahrerwertung: 12., 51 Pkt.): „Das war eine Saison mit Höhen und Tiefen. Absolutes Highlight war mein Sieg auf dem Lausitzring. Gegen Ende hatten wir dann leider nicht mehr die Mittel, um an diesen Erfolg anknüpfen zu können. Ich bin trotzdem dankbar für diese Saison und für die Unterstützung durch das BMW Team RMG und BMW Motorsport. Jetzt schaue ich positiv in die Zukunft und freue mich auf das, was kommt.“
Philipp Eng (#25 ZF BMW M4 DTM, BMW Team RBM, Startplatz: 11., Rennergebnis: 10., Fahrerwertung: 13., 48 Pkt.): „Mit diesem Rennen geht für mich ein sehr charakterbildendes Jahr zu Ende, in dem nicht viel geklappt hat, wenn ich ehrlich bin. Ich habe schon im Qualifying und auch in den letzten Rennrunden versucht, jeden Meter im BMW M4 DTM zu genießen, denn wer weiß, ob und wann ich noch einmal ein so schnelles Rennauto fahren werde. Vielen Dank an alle im BMW Team RBM für drei tolle Jahre, in denen ich Freundschaften fürs Leben geschlossen habe. Danke auch an BMW Motorsport, dass ich überhaupt die Chance bekommen habe, in der DTM zu fahren. Jetzt bin ich sehr gespannt auf die nächsten Herausforderungen in meiner Karriere. Ich bin noch jung und habe in den kommenden Jahren viel vor.“
Jonathan Aberdein (#27 CATL BMW M4 DTM, BMW Team RMR, Startplatz: 5., Rennergebnis: 7., Fahrerwertung: 11., 62 Pkt.): „Das war ein sehr hartes Rennen. Im Vergleich zu gestern konnten sich unsere Konkurrenten noch einmal deutlich steigern. Ich habe alles gegeben und mit Platz sieben noch einmal einige Punkte geholt. Aber ehrlich gesagt war das alles, was ich heute erreichen konnte. Dennoch bedanke ich mich beim BMW Team RBM für die tolle Unterstützung in dieser Saison. Ich denke, im direkten Vergleich zu unseren BMW Kollegen haben wir in den letzten Rennen meistens gut ausgesehen, auch wenn ich natürlich lieber um Siege und Podestplätze gefahren wäre.“
Sheldon van der Linde (#31 Shell BMW M4 DTM, BMW Team RBM, Startplatz: 12., Rennergebnis: 9., Fahrerwertung: 6., 108 Pkt.): „Ich habe immer davon geträumt, einmal diese großartigen Fahrzeuge in der DTM zu fahren. Das durfte ich nun zwei Jahre lang tun und in dieser Saison meinen ersten Sieg feiern. Das war sehr wichtig für mich. Schade, dass es nun mit den Class-1-Fahrzeugen vorbei ist. Vielen Dank an das BMW Team RBM und an BMW Motorsport für ihre Unterstützung. Ich fühle mich hier zu Hause.“