Als heute die Meldung zur Ablösung von Jens Marquardt als BMW Motorsport-Chef kam, lag die Ursache für viele Beobachter – und auch für uns – auf der Hand: Der seit langer Zeit überschaubare Erfolg der Motorsport-Abteilung war die mit Abstand naheliegendste Erklärung für den Abschied des Managers, der seit 2011 für den Erfolg auf der Rennstrecke verantwortlich ist. Liest man jedoch die inzwischen erschienene Pressemitteilung, drängt sich ein anderer Eindruck auf: Jens Marquardt übernimmt zum 1. November 2020 die Leitung des Pilotwerks für den Prototypenbau aller Serien-Pkw der BMW Group.
Die außerordentlich wichtige Rolle, die Marquardt in unmittelbare Verantwortung für die Vorbereitung auf die Serienreife bei allen Modellen bringt, ist alles andere als ein Manager-Abstellgleis. Sie entspricht stattdessen eher einer Beförderung, auch wenn die Arbeit von Jens Marquardt in Zukunft deutlich weniger in der Öffentlichkeit stehen wird als das bisherige Motorsport-Management. Im Pilotwerk arbeiten rund 700 Mitarbeiter an bis zu sechs Zukunfts-Projekten gleichzeitig, um die oft innovativen Fertigungs-Prozesse auf eine Serienfertigung in hohen Stückzahlen vorzubereiten.
Für Jens Marquardt ist der Wechsel zum Ende der Saison ein Abschied vom Motorsport nach 25 Jahren: Schon bevor er vor fast 10 Jahren in die Fußstapfen von Dr. Mario Theissen bei BMW getreten ist, war er viele Jahre im Motorsport aktiv und unter anderem für die Formel 1-Aktivitäten von Toyota verantwortlich. Das im Motorsport übliche Tempo soll Marquardt nun auch in das Pilotwerk für den Prototypenbau bringen und dabei seine Qualitäten an der extrem wichtigen Schnittstelle zwischen Automobil-Entwicklung und -Produktion ausspielen.
Unabhängig von seiner neuen Position ist klar, dass sich viele BMW Motorsport-Fans für die Zukunft wieder bessere Ergebnisse in diversen Rennserien erhoffen. Der kommissarische Leiter Markus Flasch soll die Zügel dabei nur kurz in der Hand halten, bevor ein neuer dauerhafter Motorsport-Direktor seinen Job antreten kann.
Frank Weber (Mitglied des Vorstands der BMW AG, verantwortlich für Entwicklung): “Seit 2011 verantwortet Jens Marquardt unser Motorsport-Engagement. In dieser Zeit haben wir viele große Erfolge erzielt: die DTM-Titel in den Jahren 2012, 2014 und 2016, diverse Gesamt- und Klassensiege bei Langstreckenklassikern in Daytona, Spa oder jüngst beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring. Dafür möchte ich Jens Marquardt und seinem Team ganz herzlich danken. Die Leitung des Pilotwerks für den Prototypenbau ist eine neuralgische Funktion in der Entwicklung. Mit der agilen Arbeitsweise und den Erfahrungen aus dem Motorsport wird Jens Marquardt hier neue Akzente setzen.”
Jens Marquardt (BMW Group Motorsport Direktor): “Die vergangenen zehn Jahre werden für mich immer mit emotionalen Erinnerungen verbunden sein. Ich durfte gemeinsam mit einer außergewöhnlichen Mannschaft alle Höhen und Tiefen im Motorsport erleben. Der Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring war ein krönender Abschluss dieser aufregenden Zeit. Für all diese Erinnerungen bin ich der BMW Group und der gesamten Motorsport-Familie sehr dankbar. Nach 25 Jahren im Motorsport freue mich sehr auf meine neue Herausforderung.”