Dass die öffentliche Straße keine Rennstrecke ist, sollte eigentlich jeder Autofahrer in der Fahrschule lernen. Nicht nur die Polizei Berlin musste in der Vergangenheit immer wieder zu Einsätzen ausrücken, bei denen verantwortungslose Fahrer die Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer fahrlässig gefährden. Regelmäßig führen unangepasste Geschwindigkeit und andere Regelverstöße zu schlimmen Unfällen mit tragischen Folgen für alle Beteiligten. Nun gab es offenbar erneut ein illegales Autorennen, über das die Polizei Berlin auf ihrer Facebook-Seite ungewohnt unterhaltsam berichtet. Beteiligt waren in diesem Fall nicht nur ein schwarzer Mercedes, ein weißer BMW 3er G20 und ein schwarzer BMW, sondern auch ein Opel in Diensten der Ordnungshüter.
Vor allem der schwarze Mercedes und der weiße BMW 3er fuhren nicht nur betont-sportlich an einer Ampel los, sondern in der Folge auch mit weit überhöhter Geschwindigkeit von fast 100 km/h und ohne Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer durch Berlin. Erst als der verfolgende Opel sein Blaulicht aktivierte, endete das Rennen. Dass die wilde Fahrt ohne ein tragisches Ereignis endete, schreiben die Polizisten den Reaktionen anderer Verkehrsteilnehmer und mehreren Schutzengeln zu. Die beiden Fahrer im Alter von 20 und 18 Jahren mussten nicht nur ihren Führerschein an Ort und Stelle abgeben, auch die beiden Autos wurden durch die Beteiligung an einem illegalen Autorennen zum Tatmittel und als solche beschlagnahmt. Wie lange die beiden jungen Raser ihren Führerschein abgeben müssen und wie es mit ihren Autos weitergeht, wird demnächst ein Gericht entscheiden.
Auch wenn es im hier beschriebenen Fall nicht zu einem Unfall gekommen ist, ist die Botschaft der Polizei Berlin unmissverständlich: Bei allem Verständnis für Freude am Fahren bleiben die Regeln der Straßenverkehrsordnung für alle Verkehrsteilnehmer bindend. Denn was im einen Moment noch eine coole Aktion unter Freunden sein mag, kann schon im nächsten Moment tödlicher Ernst werden. Wer sein eigenes Können trainieren und sein Auto an die Grenzen der Fahrphysik bringen möchte, sollte dafür immer eine abgesperrte Strecke aufsuchen und sicherstellen, dass er weder sich noch andere gefährdet. Ganz sicher ist, dass es kaum einen noch ungeeigneteren Ort als die belebten Straßen einer Großstadt wie Berlin gibt.
Den vollständigen “Rennbericht” der Polizei Berlin gibt es direkt bei Facebook oder auch hier zum Nachlesen:
“Die Ausgangssituation war für unsere Streife des Abschnitts 25 nicht ungewöhnlich, als sie an einer roten Ampel in einer einspurigen Seitenstraße der City-West hinter drei Autos auf Grün warteten. Offenbar fixierten sich alle drei Fahrer so auf die Ampel, dass sie unseren blau-silbernen Streifenwagen nicht bemerkten. Als die Ampel dann von Rot nach Gelb auf Grün sprang, nahm der Fall in Gestalt aller drei Autos richtig Fahrt auf.
Das Teilnehmerfeld
Auto 1:
Ein schwarzer Mercedes behauptete aus der Pole Position gleich zu Anfang mit einem Burnout und quietschenden Reifen die Spitze, bog ohne zu blinken nach links ab, um dann sofort nach dem Abbiegen wieder stark zu beschleunigen.
Auto 2:
Ein weißer BMW setzte sich unmittelbar hinter den Schnellstarter, beschleunigte jedoch beim Abbiegevorgang so stark, dass er links an dem bis dato Führenden vorbeiziehen konnte und die Spitze übernahm. Ob er geblinkt hat? Nein!
Auto 3:
Ein schwarzer BMW hatte von Hause aus schon eine schlechtere Ausgangssituation. Er startete an dritter Stelle, hinter ihm direkt die Polizei. Umso erstaunlicher: Er ging volles Risiko, vollzog den selben Abbiegevorgang und gab dabei ebenfalls ordentlich Gas.
Auto 4:
Ein blau-silberner Opel mit reflektierender Aufschrift “POLIZEI” und einer Blaulichtanlage auf dem Dach entschied, sich die Sache genauer anzusehen und nahm die Verfolgung auf.
Die Strecke
Es ging über die Hardenbergstraße, mit rasantem Tempo in Richtung Ernst-Reuter-Platz. Dieser im Polizeisprech “ERPL” genannte und “Erpel” ausgesprochene Verkehrsknotenpunkt ist ein 3-spuriger Kreisverkehr mit 5 Einfahrten, 5 Ausfahrten und zumindest tagsüber 5 Ampeln. Auf seiner begrünten Mittelinsel befinden sich zwei Springbrunnen, deren Wasserspiele Fontänen bis zu zwei Meter in die Höhe werfen. Hier musste schon das ein oder andere Auto von der Mittelinsel gefischt werden.
Der Rennverlauf
Auto 3 ließ sich schon nach wenigen Metern zurückfallen und normalisierte seine Geschwindigkeit wieder auf weit verbreitete Höhe. Die beiden anderen lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Sie fuhren mit fast 100 km/h ungebremst ohne Rücksicht auf andere vorfahrtberechtigte Autos und vor allem auf andere Verkehrsteilnehmende in den Kreisverkehr hinein. Ein weißer Transporter musste eine starke Gefahrenbremsung machen, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Der blau-silberne Streifenwagen zog jetzt alle Register, mutierte zu einer Art “Safety Car” und setzte mit seinem Rundumlicht nicht nur farblich Akzente in dem Rennen. Inzwischen auf der Straße des 17. Juni angekommen, erfolgten zwei plötzliche Bremsmanöver. Das lebensgefährliche Rennen wurde freiwillig vorzeitig beendet, was unserem Streifenteam eine gefahrlose Kontrolle ermöglichte.
Das Ergebnis
Die Fahrer (20 und 18 Jahre) hatten beide erst kurze Zeit ihren Führerschein. Die Betonung soll hier ausdrücklich auf der Vergangenheitsform liegen, denn auch der Führerschein wurde zusammen mit den Autos beschlagnahmt.
Über alles weitere wird nun ein Gericht entscheiden.
Epilog
Da es in Berlin schon diverse Fälle gab, die einen tragischen Ausgang gefunden haben, wurde in diesem Fall bewusst Humor als Stilmittel eingesetzt, um die Bereitschaft zum Durchlesen zu erhöhen und insbesondere unsere junge Community zum Nachdenken zu bewegen. Es muss uns allen klar sein, dass in der besagten Nacht alle Schutzengel Doppelschichten eingelegt haben müssen.”
(Text und Fotos: Polizei Berlin)